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Achim Freund beklagt Rücksichtslosigkeit und Ignoranz

Von Rudi Hagen
Achim Freund hatte ein unangenehmes Erlebnis

Achim Freund hatte ein unangenehmes Erlebnis

Mit dem Rollstuhl umgekippt, hilflos aus der nassen Straße liegend, Autos fahren drum herum. Das passierte Achim Freund, ehemals Beifahrer bei Dieter Eilers in der IDM Seitenwagen.

Achim Freund (57) verunglückte 2010 in Assen schwer. Der Beifahrer von Dieter Eilers aus Wiesmoor wurde damals beim Qualifying zum IDM-Sidecarlauf aus dem Renngespann geschleudert und zog sich dabei irreparable Schäden an der Wirbelsäule zu. Seitdem sitzt der Wächtersbacher im Rollstuhl.

Mit einem behindertengerecht umgebauten Windle-Gespann versuchte sich Freund später selbst als Fahrer, verunglückte aber 2014 in Frohburg erneut und brach sich dabei einen Halswirbel.

Der mittlerweile 57-jährige Hesse, von Haus aus Maschinenbaumeister und studierter Betriebswirt, ließ sich aber nicht «unterkriegen», hat die Rennleiterlizenz des DMSB erworben, kümmert sich um andere Rollstuhlfahrer und engagiert sich für Flüchtlinge in seinem Heimatort.

Ein Ereignis vor gut zwei Wochen aber hat Achim Freund, gelinde gesagt, nachdenklich gemacht. Was war passiert?

Freund war unterwegs zu einem Vortrag des Diakonischen Werks in Wächtersbach. Nachdem er sein Auto auf einem Parkplatz abgestellt hatte, wollte er in seinem Handbike die Straße überqueren, um an den Ort der Veranstaltung zu gelangen.

«Der Übergang vom Bürgersteig zur Straße betrug ungefähr fünf Zentimeter, das habe ich schon oft bewältigt», sagt er im Nachhinein, «doch dann stoppte der Rolli abrupt und ich fiel wie in Zeitlupe vornüber auf die Gasse und das auch noch bei Regen. Wahrscheinlich lag dort ein Steinchen, der den Reifen gebremst hat. Na super, dachte ich, muss das ausgerechnet jetzt sein?»

Doch damit nicht genug. Freund: «Zwei Autos sind elegant um mich herumgefahren, zuerst ein dunkler Kombi und dann ein weißer Mini. Keine oder keiner von ihnen hat angehalten und mir geholfen, das war schon bitter.»

Doch dann nahte Hilfe. «Zuerst hielt ein Rollerfahrer an, der so Ende 40 alt war, dazu kam ein ungefähr gleichaltriger Mann aus einer Quergasse, jemand mit Migrationshintergrund», erinnert sich Freund, «die beiden haben mir links und rechts unter die Arme gegriffen und mich wieder in den Rollstuhl gesetzt. Alleine hätte ich das nicht geschafft. Du lernst zwar wie es geht, aber wenn man es nicht des Öfteren übt, gelingt es nicht.»

Der Abend war für Achim Freund natürlich vorbei. Patschnass und durchgefroren fuhr er nach Hause zum Umziehen und Aufwärmen. «Ich registriere eine zunehmende Rücksichtslosigkeit und Ignoranz in unserer Gesellschaft», sagt Achim Freund zum Schluss.

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