Formel 1: So heißen die neuen Autos

Marcel Brenner: Von der Kartbahn nach Aragón

Von Esther Babel
In der IDM Supersport 600 wird für Marcel Brenner in der Saison 2021 alles neu sein. Aktuell trainiert er mit seiner Yamaha R6 im Motorland Aragón. Vorbereitet hat er sich unter anderem auf der Kartbahn.

Mit dem Team Hess will der Schweizer Marcel Brenner einen neuen Anlauf auf die Weltmeisterschaft nehmen. In diesem Jahr kehrt er der Moto2-Szene in Spanien den Rücken und erfindet sich mit dem Umstieg in die IDM Supersport 600 neu. Im Moment ist er mit seinem Superbike-Teamkollegen Dominic Schmitter bei ersten Testfahrten im Motorland Aragón unterwegs. Vorher, und bestimmt auch nachher, tobte sich Brenner auf der Kartbahn aus.

«Warum trainiere ich mit einem Ohvale auf der Kartstrecke», überlegt Brenner. «Dienstags und samstags kann ich jeweils auf der Kartbahn in Lyss trainieren. Die Strecke ist nur sieben Minuten von meinem Zuhause entfernt. Das Motorrad, das ich dort fahre, ist aber um einiges kleiner als die die ich mir sonst auf der Rennstrecke gewohnt bin. Zwischen dem Ohvale und der Yamaha R6 sind Welten, doch Fahren ist Fahren. Mit dem kleinen Bike trainiere ich Routine-Bewegungen und bleibe somit im Rhythmus, auch wenn ich mal für einige Zeit nicht auf der großen Maschine war.»

«Zusätzlich macht mir persönlich das Fahren mega Spaß», erzählt er weiter, «und ich kann damit auch neue Dinge probieren. Denn wenn ich stürze, dann kann ich aufstehen und gleich weiterfahren, meistens. Die Bewegungen auf dem Motorrad kann man nicht alle im Kraftraum üben. Die Routine ist nicht nur für den Kopf und den Bewegungsapparat gut, sondern auch für Muskeln und Ausdauer. Es gibt kein besseres Training für das Motorradfahren als das Motorradfahren selbst. Auf dem kleinen Ohvale hab ich zwar nicht die gleichen Belastungen, aber bei Bewegungen und Ausdauer sind wir da sogar mehr gefordert als auf der großen Yamaha. Ich messe ab und zu mit dem Gurt während der Fahrt den Puls auf beiden Bikes. Unterschied ist nur, auf dem Ohvale hat man auf der Kartbahn keine Ruhephasen und er bleibt konstant oben. Durch das ständige Kurvenwechseln ist man ständig am Arbeiten, wo man auf der großen Strecke doch eine lange Gerade hat wo man kurz durchatmen kann.»

«Im Fernseher sieht alles einfacher aus», weiß der Schweizer. «Die Belastungen für die Muskeln und Gelenke sind enorm hoch. Bremsen wir zum Beispiel von 260 km/h innerhalb 200 Metern auf 70 km/h runter. Ans Gas zu gehen aus den Kurven heißt, immer aus jeder Kurve einen Klimmzug zu machen. Haben wir 15 Kurven und ein Rennen von 20 Runden bedeutet dies innerhalb von einer halben Stunde 300 Klimmzüge zu machen und das ist noch nicht alles. Hohen Puls bekommen wir aber auf dem Motorrad auch durch das Adrenalin. Die Geschwindigkeiten sind so hoch, dass es maximalen Einsatz vom Körper und Kopf braucht, um Konzentration und die Leistung sehr hoch zu halten.»

Pro Woche eine Marathon-Distanz laufen, täglicher Besuch im Kraftraum mit viel Abwechslung und die Kombination mit Ausdauertraining stehen ebenfalls weit oben auf dem Zettel. Neu dabei die geplanten Ausfahrten mit dem neuen E-Mountain-Bike.

«Mental auf gutem Level zu sein, ist in jedem Sport wichtig», versichert Brenner, «Mentaltraining ist also sehr wichtig, damit der Kopf die Leistung an den Körper weitergibt. Viel trainieren kann also hier auch oft schädlich sein. Immer gut auf den Körper hören und vor den Rennwochenenden, bevor es auf das Motorrad geht, ist es wichtig, 100% erholt zu sein. Ich habe hier auch viel Erfahrung gemacht über die Jahre.»

Neue Erfahrungen kommen aktuell in Spanien dazu. «Sonntag war der erste Tag hier in Aragón und es war noch sehr windig», berichtet der IDM-Neuling. «Allerdings fühle ich mich von Runde zu Runde immer wohler auf der neuen Maschine. Für mich sind die Testtage mega wichtig. Ich war seit sechs Monaten nicht mehr auf der großen Maschine und zudem bin ich nur die Prototypen Moto2 Chassis gewöhnt. Deshalb brauch ich sicherlich etwas Zeit, bis ich auf der Yamaha hier beim Testen auf Zeitenjagt gehen kann. Aber ich lasse mich nicht hetzen und mache alles Schritt für Schritt und werde zum richtigen Zeitpunkt den Speed haben. Wir haben sechs Tage Zeit, in Aragon drei und in Valencia drei Tage.»

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