MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Gabriel Noderer: «Legende Rossi wird nicht vergessen»

Von Esther Babel
Wenn sich im IDM-Paddock einer mit dem Thema Marketing auskennt, dass ist es der Supersport-600-Pilot aus Franken. Auch seine Bachelor-Arbeit drehte sich um die MotoGP. Ein persönlicher Eindruck nach dem Rossi-Abschied.

Als IDM-Pilot hat man in der Regel neben dem Motorradfahren und dem dazugehörenden körperlichen Training noch den einen oder anderen Nebenjob. Bei Gabriel Noderer war es in den letzten Jahren neben seinem Supersport-600-Einsatz für das Team Kawasaki Weber Motos das Studium im Bereich Sportmarkting und dem erfolgreichen Abschluss in Form seiner Bachelor-Arbeit mit dem Thema Vermarktung in der MotoGP.

Noderer hat sich den Abschied des neunfachen Weltmeisters Valentino Rossi von der aktiven MotoGP-Laufbahn dann auch aus beiden Blickwinkeln am vergangenen Wochenende angeschaut. Einmal als Motorsportler und Rossi-Fan und andererseits als ausgewiesener Marketing-Fachmann.

«Für mich hat Valentino Rossi die wichtigste Bedeutung überhaupt», stellt Noderer unmissverständlich klar. «Es gab keinen anderen Fahrer, der den Motorradsport so vorangebracht hat, wie er es getan hat. Ich glaube auch, dass es wenige geben wird, die es schaffen, auf dem Niveau unterwegs zu sein, auf dem er so lange gefahren ist und auch so lange hat fahren können. Klar, es gibt auch andere gute Fahrer wie Marc Marquez, die sicherlich sehr nah an ihn rankommen oder sich auf dem gleichen oder ähnlichen sportlichen Niveau wie Rossi befinden, aber Valentino hat in so vielen Bereichen so viel verändert.»

«Sei es die Show, wenn er gewonnen hatte», zählt Noderer auf. «Sei es die Farbe Gelb und die Nummer 46 mit seinem Namen, den er so prägnant integriert hat. Diese Sicht auf das Marketing, dass er aufgefallen ist und wahrgenommen wird in der Menge. Das hat er schon so früh erkannt, als es in dieser und anderen Sportarten noch gar nicht diskutabel war. Da hat Valentino Rossi für den Motorsport schon so viel gemacht, das darf man nicht vergessen.»

«Auch die Tatsache, dass er über 25 Jahre seinen Fahrstil immer weiter anpasst und immer wieder neu Generationen kamen und er da mitfahren konnte», meint er aus sportlicher Sicht. «Das ist einzigartig. Sein Hunger dabei, das ist schon unglaublich. Auch wenn man an das Leg-Dangling denkt, also dieses Bein ausstellen beim Anbremsen, die Veränderung des Fahrstils, wie er Motorräder verändert hat. Dazu diese Flat-Track-Schule und die VR46-Academy, diese ganze Merchandise-Firma, wo er für verschiedene Fahrer und auch Fussballvereine aktiv ist. Ich habe mal gelesen, dass Juventus Turin und Cristiano Ronaldo ihre Merchandise-Produkte dort haben herstellen lassen. Das ist schon komplett verrückt.»

«In der Zeit danach muss die MotoGP halt weiter versuchen, Charaktere zu kreieren», glaubt der IDM-Pilot, «was sie schon gut machen mit Fabio Quartararo und Marc Marquez. Und wie sie alle heißen, die da vorne mitfahren. Es ist wichtig für den Rennsport, weiterhin solche Charaktere und Superstars zu haben. Und natürlich auch, Valentino Rossi im Paddock zu halten und seine Erfahrung mit einzubringen, die er zweifelsohne hat. Ihn vielleicht in verschiedene Kommissionen reinzubringen. Als Teamchef bleibt er ja weiter dabei. Eventuell wäre es schön, ihn mit seinem eigenen Team bei einem Wildcard-Einsatz fahren zu sehen. Da weiß ich natürlich nicht, ob er das selbst noch will.»

«Ich wünsche ihm einfach eine schöne Zeit», so die Abschiedsgrüße. «Damit er auch die Jahre abseits des aktiven Rennsports genießen kann. Ich wünsch ihm viel Glück mit seiner Tochter, dass er einfach ein bisschen abschalten und das Leben genießen kann. Ich schätze mal, dass er bei den ganzen Aktivitäten wenig frei hat. Er ist einfach ein unglaublicher Rennfahrer, wenn man so reflektiert, was er alles geschafft und gemacht hat. Das ist eigentlich unglaublich.»

«Von Beginn an, in was für einer Zeit er schon so schnell gehandelt und Dinge zu Beginn seiner Karriere etabliert hat, über die andere jetzt gerade mal nachdenken», zeigt sich Noderer fasziniert. «Das mit der Startnummer, die Farbe, das Marketing, diese Spielchen und dabei immer positiv mit der Presse zu reden. Für ihn war das damals schon selbstverständlich. Da war das bei weitem im Motorsport noch nicht üblich. Deswegen muss man den Hut ziehen, man muss applaudieren, man muss sich freuen für ihn, was er geschafft hat. Ich freu mich, denn immer, wenn es Rennen gab, bei denen Rossi vorne mitgefahren ist, war es für mich etwas ganz, ganz besonderes. Deswegen werde ich mich auch in den nächsten Jahren immer wieder dran erfreuen, diese Rennen auf YouTube oder ähnlichen Kanälen ansehen zu können. Ich denke, der Charakter Rossi wird nicht so schnell verloren gehen, da immer noch bald zwei Drittel der Fans gelbe 46-Shirts haben und er noch immer an der Strecke sein wird. Diese Legende wird zurecht nicht vergessen.»

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