Valentino Rossi sucht das Glück

Simona De Silvestro: «Dann zweifelt man an sich»

Von Lewis Franck
Simona De Silvestro: «Ich liebe Strassenrennen»

Simona De Silvestro: «Ich liebe Strassenrennen»

Erstmals darf Simona De Silvestro in der IndyCar-Serie mit spitzen Waffen kämpfen. Vor dem Saisonstart in St. Petersburg nahm sich die Schweizerin Zeit für ein Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Zum ersten Mal in ihrer vierjährigen IndyCar-Karriere startet Simona De Silvestro mit konkurrenzfähigem Material in die Saison. Nachdem die 24-jährige Thunerin von ihrem Top-Team in der IndyLights-Klasse zu HVM gewechselt hatte, musste sie die folgenden beiden Jahre mit einem achtjährigen Auto und – wegen des schwachbrüstigen Lotus-Triebwerks – auch mit einem Defizit von 50 PS antreten. Sie durchlebte auch zwei furchteinflössende Feuerunfälle in ihren ersten beiden IndyCar-Jahren.

Glücklicher denn je
Trotzdem hat sich die schöne Blondine nie über ihre Situation beschwert. Ein Unterschied ist beim exklusiven SPEEDWEEK.com-Gespräch am Rande des Tests auf dem Barber Motorsports Park, den De Silvestro mit ihrem Team KV Racing absolviert hat, dennoch auszumachen: Sie wirkt glücklicher als je zuvor. «Es ist schräg, nicht?», sagt sie mit einem freudigen Unterton. «Es ist cool, wieder mit allen anderen zu testen und mithalten zu können. Ich denke, wir haben das Tempo, um vorne mitzufahren. Wir haben bewiesen, dass wir das gewisse Etwas haben. Jeder hat viel in diesen Fortschritt investiert und nun zahlt sich das aus.»

Auch wenn es am Ende nur für den zwölften Platz auf der Gesamtzeitenliste reichte, kann De Silvestro stolz auf sich sein: Sie konnte in ihrem Dallara DW-12 Chevrolet grösstenteils das Tempo der schnellsten Zehn fahren. «Es ist nur ein Test», winkt sie bescheiden ab. «Wir haben nun noch etwas Zeit, um alles zu analysieren. In St. Petersburg werden wir noch stärker sein.»

Hilfe von Tony Kanaan
De Silvestros kann sich auf die Hilfe ihres Teamkollegen Tony Kanaan verlassen. «Sie ist super», schwärmt der Brasilianer. «Sie hat jetzt die grösste Chance ihrer bisherigen IndyCar-Karriere und ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit und werde helfen, wo ich kann. Ihr Wesen ist ein Gewinn für die ganze IndyCar-Serie.»

Die Erleichterung ist De Silvestro anzusehen. «Ich glaube, jeder merkt, dass ich glücklich bin. Ich erlebe gerade wieder das höchste aller Gefühle, nämlich, dass ich auf der Strecke ein spezielles Talent habe, und das Team vermittelt mir das auch», schwärmt die junge Pilotin, die 2012 ein schwieriges Jahr erlebte: Nahezu jedes Rennen musste sie vom Ende des Feldes aus in Angriff nehmen, weil das Triebwerk ständig ausgetauscht werden musste. «In dieser Situation beginnt man fast, an sich selbst zu zweifeln, weil man auf keinen grünen Zweig kommt», gesteht sie.

Immer am Limit
Diese Zweifel gehören der Vergangenheit an. De Silvestro erklärt: «Wenn man vom ersten Testtag an schnell ist, und man weiter an sich glaubt, dann kommt das Selbstvertrauen auch wieder.» So stört es sie auch nicht, dass noch viel Arbeit ansteht: «Auch wenn wir noch alle Hände voll zu tun haben, denke ich, dass wir ganz gut zurechtkommen werden.»

Dem Saisonstart in St. Petersburg vom kommenden Wochenende blickt De Silvestro mit Freude entgegen. Sie schwärmt: «Ich liebe Strassenkurse, sie sind sowohl für die Fans als auch für die Piloten ein spezielles Vergnügen. Die Grenzen sind einfach viel näher, wenn man etwa im Qualifying eine schnelle Runde zusammenbekommt, fühlt es sich in jeder Kurve an, als würde man jeden Moment in die Streckenbegrenzung krachen. Das ist Spannung pur, man bewegt sich immer am Limit. Als Pilotin kannst du den Unterschied ausmachen, wenn du da draussen etwas mehr wagst. Das ist richtig cool!»

Zum Schluss verrät De Silvestro noch ihr Erfolgsrezept für Strassenrennen: «Du musst dich treiben lassen, spüren, was die Strecke zulässt. Am Freitag ist die Piste für gewöhnlich noch nicht gut. Es macht zwar Spass, aber man rutscht viel rum. Da darf man nicht zu verrückt rangehen, denn die Strecke entwickelt sich mit jedem Training und die Rundenzeiten fallen automatisch. Man muss sich in Geduld üben, denn es dauert länger als auf einer normalen Strecke.»

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