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Moto2-Zehnkampf: Wer will Weltmeister werden?

Von Thomas Kuttruf
Die Situation in der Moto2-Weltmeisterschaft könnte vor dem großen Endspurt kaum spannender sein. Während vor Rennen 14 die WM-Führung an Ai Ogura ging, kommen nicht weniger als zehn Piloten für den Titel infrage.

Kurz vor dem Start des letzten Moto2-Rennens in Misano meldete sich MotoGP-TV-Stimme Matt Birt mit den Worten: «Es scheint, 2024 will niemand die Moto2-WM gewinnen». Der redegewandte Brite spielte damit auf die spezielle Situation in der mittleren WM-Kategorie an. Nach dem 13. Lauf des Moto2-Felds hatte die spaßige Vermutung noch mehr Berechtigung.

Nach dem Sieg von Ai Ogura hatte nicht nur die WM-Spitze gewechselt, die Spitze der Klasse wurde durch die Geschehnisse an der Adria an Piloten erweitert und zugleich noch enger zusammengeschoben.

Zum Start der Saison 2024 hatte es zunächst nach einem Durchmarsch der Boscoscuro-Piloten ausgesehen. Statt dem favorisierten Duo mit Fermin Aldeguer und Alonso – beide für SpeedUP und damit dem Mutterschiff von Luca Boscoscuro unterwegs – war es die noch frische MSi-Truppe, die mit finanzieller Unterstützung des Helmherstellers MT Helmets zum Streber-Team avancierte.

Sergio Garcia und Ai Ogura sorgten mit tadelloser Konstanz und elf Podestplätzen in 13 Rennen für eine überlegene Führung in Fahrer- und Teamwertung. Doch auch wenn die MSi-Struktur weiter überzeugte, stemmte sich gleich eine ganze Horde von Piloten gegen die drohende Übermacht des spanischen Teams mit italienischem Chassis.

Während Alonso Lopez für SpeedUP bereits den Saisonauftakt gewinnen konnte, hoben im Laufe des in Summe sieben verschiedene Fahrer die Trophäe für den ersten Platz in die Luft. Jake Dixon, Aron Canet, Joe Roberts und Celestino Vietti sorgten dafür, dass auch Kalex weiter im Geschäft blieb. Dazu gelang es auch Fermin Aldeguer mit dem Sieg in Deutschland zu beweisen, dass ein MotoGP-Vertrag mit dem Ducati ab 2025 seine Berechtigung hat. Der junge Spanier zählt dennoch zu den Enttäuschungen des Jahres. Viele hatten Aldeguer nach seinem überragenden Finale 2023 mit vier Siegen in Serie als sicheren Titelgewinner abgespeichert. Aktuell liegt der 19-Jährige nur auf WM-Position 6.

Der Tabellenstand ist in jeder Hinsicht bemerkenswert. Nach den zwei schwachen Rennen von Sergio Garcia, der kurzen Verletzungspause von Ogura in Österreich und dem Zwischenhoch von Doppelsieger Dixon liegt Ogura vor Lauf 14 neun Punkte vor Teamkollege Ogura. 33 Punkte dahinter punktgleich US-Racer Roberts sowie Alonso Lopez. Wieder nur drei Punkte dahinter Dixon. Es folgt Aldeguer mit weiteren acht Zählern Abstand.

Nur 18 Punkte trennen auch die weiteren Verfolger mit Gonzalez, Canet, Vietti sowie dem WM-Zehnten Tony Arbolinio. Wenn rechnerisch noch im Rennen um die Krone der Moto2, werden die beiden Spanier und Italiener 2025 einen frischen Anlauf nehmen müssen. Kurios: Der aktuell Elfte der Klassements, Honda-Asia-Pilot Somkiat Chantra, hat bereits einen MotoGP-Vertrag.

Fakt ist: Sechs Fahrer haben sehr realistische Chancen bei der Vergabe des Moto2-Titels. Spannend ist vor allem die Frage, ob sich der lange souveräne Sergio Garcia wieder erholt und die Kraft findet, das Blatt nochmals zu wenden.

Dazu kommt ein zugleich ultramotivierter wie frustrierter Joe Roberts. Der beste Kalex-Fahrer des Jahres hat den Sprung in die Königsklasse verpasst und will nun zeigen, dass es ein großer Fehler war, ihn nicht in die MotoGP zu befördern.Unter Zwang steht auch Fermin Aldeguer. Auch wenn der Vertrag für 2025 bei Gresini-Racing gesichert ist, der Umstieg in Topliga nach einem sechsten Platz in der Moto2 wäre wenig befriedigend.

Frei auffahren kann dagegen Ai Ogura. Der Japaner hat seine Handverletzung überwunden. Mit dem Sieg von Misano und einem Vertrag mit Trackhouse lässt es sich bestens leben.

Nicht zu unterschätzen sind auch weiterhin Lopez und Dixon. Beide Laufsieger haben Verträge für nächstes Jahr und die Saison ist noch lang. Mehr denn je wird es in den kommenden Rennen auch darum gehen, keine Fehler zu begehen. Denn anders als in der MotoGP mit zwei Rennen am Wochenenden sind in der Moto2-WM nur noch 175 Punkte zu vergeben – und doch genug, um sich eines außergewöhnlich engen Titelkampfes sicher sein zu können.

WM-Stand nach 13 von 20 Rennen:

1. Ogura 175. 2. Garcia 166. 3. Roberts 133. 4. López 133 . 5. Dixon 130. 6. Aldeguer 122. 7. Gonzalez 115. 8. Canet 111. 9. Vietti 102. 10. Arbolino 97. 11.Chantra 76. 12. Ramirez 65. 13. Arenas 63. 14. Alcoba 57. 15. Agius 38. 16. Binder 38

Konstrukteurs-WM:
1. Boscoscuro, 275 Punkte. 2. Kalex 267. 3. Forward 6.

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