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Teamchef Pons: «Viñales und Salom haben Titelchancen»

Von Günther Wiesinger
Sito Pons verlor seine Moto2-Siegfahrer Pol Espargaró und Rabat, aber seine Fahrerpaarung für 2014 ist nicht weniger aufregend. Pons traut Viñales und Salom den Titel zu.

Alfonso «Sito» Pons (54), der 250-ccm-Weltmeister von 1988 und 1989, hat in dieser Saison mit Pol Espargaró und seinem Tuenti HP 40-Team die Moto2-Weltmeisterschaft gewonnen. Sein erster Fahrer-WM-Titel als Teambesitzer in rund 20 Jahren.

Pons brachte ausserdem den dreifachen Saisonsieger Tito Rabat auf den dritten WM-Rang, insgesamt wurden neun der 17 Rennen gewonnen!

Aber jetzt muss Pons wieder von vorne anfangen: Pol Espargaró fährt 2014 beim Tech3-Yamaha-Team in der MotoGP-Klasse, Rabat hat beim belgischen MarcVDS-Team für die Moto2 unterschrieben. Eine persönliche Enttäuschung für Pons, der Rabat drei Jahre lang zum Siegfahrer aufgebaut hat.

Aber mit den Moto3-Stars Maverick Viñales und Luis Salom hat Pons eine neue, schlagkräftige Fahrerpaarung gefunden.

SPEEDWEEK.com hat den erfolgreichen Weltmeister-Macher zum Exklusiv-Interview getroffen.

Sito, du warst selber zweimal Weltmeister. Hast du dadurch die Fähigkeiten, jeden guten Rennfahrer sofort von einem schlechten Rennfahrer zu unterscheiden? Oder hast du dich mit deinem Urteil auch schon getäuscht?

Ein Fehlurteil? Nein, ich glaube, so etwas ist mir bei Fahrern noch nie passiert.
Aber manchmal passiert mir, dass ich einen Fahrer will und ihn nicht bekommen kann. (Er lacht).
Für mich ist klar, welche Fahrer die Kapazitäten und Fähigkeiten für Siege und Titelgewinne haben. Aber nicht jeder lässt sich von mir verpflichten...

Wie triffst du deine Auswahl? Schaust du dir die Fahrer draussen auf der Strecke an? Nimmst du auch ihren Charakter, ihr Umfeld und ihre Einstellung unter die Lupe? Worauf kommt es an?

Auf alles. Alles spielt eine Rolle.
Du musst bedenken, dass ich fast 30 Jahre im Rennsport verbracht habe. Wenn du so lange hier bist und fast alle Aufgaben erledigt hast, die es in diesem Zusammenhang gibt, vom Fahrer bis zum Manager, zum Teambesitzer, dann kennst du dieses Geschäft. Und ich weiss über den Beruf des Rennfahrers sehr genau Bescheid.
Es kommt noch etwas dazu: Ich schaue mir die Fahrer schon in sehr jungen Jahren kann. Ich bin bei allen Spanischen Meisterschaftsläufen dabei, wenn es meine Zeit erlaubt. Ich betreibe dort ein Moto2-Team. Ich erlebe dort, wie die Fahrer mit 12, 13 oder 14 Jahren in diesem Sport zurechtkommen.
Ich sehe sehr rasch, welche Fahrer genug Talent, Ehrgeiz und Entschlossenheit haben. Wenn sie älter werden, habe ich schon ein gutes Bild von ihnen.
Das ist wichtig. Wenn du einen Fahrer erst kennenlernst, wenn er in der Weltmeisterschaft angekommen ist, kannst du seine Entwicklung, seine Chancen und seine Kapazitäten nicht so gut einschätzen.
Aber wenn du ihn schon zehn, elf oder zwölf Jahre beobachtet hast, hast du ein sehr klares Bild.

Seit wann beobachtest du zum Beispiel Maverick Viñales?

Ich habe ihn zum ersten Mal gesehen, als er acht Jahre alt war. Da hat er Kart-Rennen in Spanien bestritten. Ich habe gesehen, wie er sich hinter seinem Vater versteckt und geweint hat, weil er das Rennen nicht gewonnen hat.
Damals ist mir sehr früh bewusst geworden, dass dieser Fahrer die nötigen Fähigkeiten hat.

Aber Maverick kam damals unter die Fittiche von Ricard Jové. Deshalb landete er im Blusens-Team – und nicht bei dir?

Naja, ich habe keine Verwendung für ihn gehabt.. Ich hatte kein 125er- oder Moto3-Team. Ich konnte ihm also nichts anbieten. Jetzt fährt er erstmals in der Moto2. Er hat die erwarteten Fortschritte gemacht. Jetzt habe ich ihn bekommen.

Wie lief es bei Weltmeister Pol Espargaró ab?

Ich habe zwei Jahre gebraucht, bis ich ihn unter Vertrag nehmen konnte. Ich wollte ihn schon 2010 im ersten Moto2-Jahr auf die Kalex setzen. Auch Toni Elias wollte ich für 2010. Ich habe ihn nicht gekriegt; er ist dann bei Gresini Weltmeister geworden...
Für 2011 wollte ich Pol wieder haben. Aber ich konnte mit seinem Management keine Einigkeit erzielen. Ich nahm seinen Bruder. Erst für die Saison 2012 hat es geklappt. Wir haben alles getan, um Pol zu überzeugen. Er ist sofort Vizeweltmeister geworden; in diesem Jahr dann Erster.

Du warst dir bewusst, dass Pol Espargaró nach der Saison 2013 in die MotoGP aufsteigen wird?

Ja, das habe ich gewusst.

Aber der Abgang von Tito Rabat ist eine Enttäuschung für dich?

Ja, sein Management hat viele Schwierigkeiten gemacht. Es war ein Durcheinander. Aus diesem Grund hat sich Tito zum Weggehen entschlossen.
Das kam völlig unerwartet für uns. Wir haben sehr viel Arbeit in ihn investiert, um ihn auf das Niveau zu bringen, auf dem er jetzt fährt.
Es war für uns nicht vorstellbar, dass er uns im Stich lässt. Er ist 2013 besser als je zuvor gefahren.
Als uns sein Management mitgeteilt hat, dass er weggeht, waren wir völlig überrascht. Wir waren sprachlos.

Wann hast du es erfahren?

Sie haben uns nie informiert. Wir haben es einfach auf Umwegen rausgefunden. Als wir diese Neuigkeit entdeckt haben, liessen wir sie uns von Titos Umfeld bestätigen. Sie haben nie ernsthafte Verhandlungen mit uns geführt.
Das war eine Vorgangsweise, die für mich völlig inakzeptabel ist.
Aber gut...

Jetzt hast du mit Viñales und Salom zwei neue heisse Eisen im Feuer.

Ja, jetzt habe ich zwei Fahrer, denen ich sehr viel zutraue. Ich weiss, dass die beiden grosses Potenzial mitbringen.
Wir haben ein interessantes Programm vor uns, das wir mit viel Leidenschaft in Angriff nehmen. Wir haben mit beiden Fahrern Zwei-Jahres-Verträge abgeschlossen.
Ich bin sicher, dass diese beiden Fahrer um die Weltmeisterschaft kämpfen werden.

Bereits 2014?

Ja; ganz sicher.

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