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Sandro Cortese: «Erfolgshunger war noch nie so gross»

Von Günther Wiesinger
«Ich möchte für 2104 nichts unversucht lassen», sagt Sandro Cortese nach der enttäuschenden Moto2-Saison. Er nimmt sich Tito Rabat als Vorbild.

Sandro Cortese schaffte in seiner ersten Moto2-Saison nur einen Top-Ten-Rang (in Aragón), dazu den 20. Gesamtrang (mit 19 Punkten). Die ursprüngliche Zielsetzung sah anders aus.

Der Kalex-Pilot aus dem deutschen Dynavolt Intact-GP-Team will sich 2014 gehörig steigern. «Ich will dorthin zurück, wo ich schon war», sagt der 23-jährige Berkheimer. «Nämlich auf das Siegerpodest.»

Der Moto3-Weltmeister von 2013 musste in der 600-ccm-Viertaktklasse einige Rückschläge hinnehmen.
Schon der erste IRTA-Testtag im Februar in Valencia war ein harter Brocken. Cortese stürzte und landete nur auf Platz 28, als er erstmals auf das versammelte Moto2-Feld traf. Auch die raue Fahrweise in der Anfangsphase erschütterte ihn – zumindest einige Rennen lang.

Sandro, du hast vor der Saison 2013 klare Ziele formuliert. Du wolltest zum Beispiel Nico Terol nacheifern, der seine erste Moto2-Saison 2012 als 125-ccm-Weltmeister auf Rang 11 beendet hat. Beim Finale gelang ihm sogar ein dritter Platz. Das schien für dich machbar. Jetzt bist du vorsichtig geworden. Du vermeidest, klare Ziele für 2014 zu formulieren?

Ich weiss jetzt natürlich besser, was auf mich zukommt.
Mein innerliches Ziel ist es natürlich, auch in der Moto2-Klasse Rennen zu gewinnen.
Ich wäre nicht da, wenn ich jetzt sagen würde: Schauen wir mal, nächstes Jahr Platz 5 – und wir feiern.
Da würdest du mir nicht glauben, das würde ich selber nicht glauben. Denn ich habe andere Ansprüche. Ich habe einen WM-Titel geholt und weiss, dass ich auch in der mittleren Klasse Siege erringen kann. Aber dazu muss ich noch mehr aus mir rausholen, noch mehr arbeiten mit dem Team.

Du triffst jetzt auf viele Fahrer, die in der 125er-WM nicht besser waren als du. Redding, Rabat, Aegerter, Zarco, Corsi, das waren keine unüberwindlichen Hindernisse für dich.

Was Tito Rabat geleistet hat, das kann man sich ein bisschen genauer anschauen. Man kann sich seine 125er-Karriere anschauen, dann sein erstes Moto2-Jahr, da war er gut, er war WM-Zehnter. Aber was er vom ersten zum zweiten und vom zweiten zum dritten Jahr für Schritt gemacht hat, ist vorbildlich. Er hat sich 2013 von Rang 7 auf Rang 3 gesteigert.
Rabat hat sein Ziel nicht aus den Augen gelassen. Er ist den ganzen letzten Winter in Almeria konsequent mit einer 600er-Strassenmaschine rumgefahren. Er ist für nächstes Jahr DER Titelanwärter. Die meisten setzen auf ihn.

Du willst dieses System kopieren und im Januar auch mit einer 600er-Honda in Almeria fahren? Das ist ja trotz Testverbots erlaubt.

Ja, da sind wir dran. Das möchten wir in der zweiten Januar-Hälfte mal machen. Selbst im Februar könnte ich das noch machen.
Ich möchte nichts unversucht lassen.
Der Hunger, wieder zurück zum Erfolg zu kommen, war noch nie so gross wie jetzt.
Ich habe im GP-Sport beide Kehrseiten der Medaille schon miterlebt. Ich habe schwierige Jahre durchgemacht, ich habe aber auch das Jahr 2012 gehabt, danach jetzt die Saison 2013.
Da stürzen viele Eindrücke von aussen auf dich ein.
Du siehst erst nach einem so harten Jahr wie 2103 wieder, wer wirklich zu dir steht und wer nicht.
Ich mache mir keinen Druck. Aber die innere Einstellung lautet: Ich muss noch härter zu mir selber werden. Und ich muss noch härter für den Erfolg arbeiten.
Denn es kommt keiner und sagt: Das ist das zweite Moto2-Jahr, diesen Schritt machst du mit der Fernbedienung.
Die Saison 2014 wird genau so hart, wenn nicht härter als die letzte. Klar, Pol und Scott sind weg, aber es rücken andere nach. Terol, Torres, Tom, es gibt so viele Fahrer, die stark sind.

Nach dem Titelgewinn 2012 hattest du dir vorgenommen, nicht von Feier zu Feier zu eilen, sondern genügend Ruhetage einzuschieben. Das ist aber nicht ganz gelungen? Diese Ansicht teilt auch dein Crew-Chief Jürgen Lingg?

Im Dezember 2012 ging es teilweise gar nicht anders, FIM-Ehrung in Monaco, und so weiter. Die WM-Feierlichkeiten haben bis Weihnachten gedauert. Danach begannen die Moto2-Vorbereitungen. Im Januar 2013 habe ich mich wieder voll aufs Rennfahren konzentriert und keine Termine angenommen.

Und wenn du WM-Zwanzigster bist, fallen so manche Einladungen ohnedies flach?

Ich war im Dezember zwei Wochen in Thailand auf Urlaub, dann drei Tage zum Skifahren in Alta Badia. Durchgehend zwei Wochen Urlaub, an so etwas kann ich mich gar nicht erinnern. Nach dem Almeria-Test im November habe ich gespürt: Es wird Zeit, dem Körper wieder die nötige Ruhe zu geben. Das war wichtig.
Am 19. Dezember habe ich noch die sieben Schrauben und die Platte aus dem rechten Unterarm entfernen lassen.
Ich habe mich auf den Urlaub genau so gefreut wie auf das Rausmachen der Platte. Beim Almeria-Test bin ich am zweiten Tag munter geworden und habe gewusst, es ist schlechtes Wetter – weil meine Hand durch das Titan steif war.

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