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Marcel Schrötter: Kann er 2016 im Tech3-Team bleiben?

Von Günther Wiesinger
Nach vier punktelosen Moto2-Rennen hat Marcel Schrötter im Tech3-Team die Rute im Fenster. «Nur wenn Marcel an unser Mistral-610-Projekt glaubt, kann er bei uns bleiben», sagt Teamchef Hervé Poncharal.

Marcel Schrötter bestreitet die zweite Moto2-Saison für das französische Tech3-Team von Hervé Poncharal, das mit Eigenbau-Maschinen mit der Bezeichnung Mistral 610 antritt.
Schrötter landete im Vorjahr mit 80 Punkten auf dem zehnten WM-Rang, er leistete sich bei 18 Rennen nur drei Nuller und schaffte sieben Top-Ten-Ergebnisse. Er wollte 2015 den Durchbruch schaffen und sich für das Tech3-Yamaha-MotoGP-Team empfehlen.

Doch die Saison 2015 gestaltet sich mühselig. Schrötter stieg im Winter von Brembo auf Nissin-Bremsen um, im Juni wechselte er von Öhlins Suspension zu Kayaba, eine Fahrt ins Ungewisse. Schrötter wirkt verunsichert, in der WM-Tabelle ist er mit zwölf kargen Punkten auf Platz 20 zurückgefallen, Platz 10 in Jerez steht als bestes Saisonergebnis zu Buche.

Die MotoGP-WM ist für den 22-jährigen Bayern in weite Ferne gerückt. Bei Teambesitzer Hervé Poncharal ist Ernüchterung zu spüren.

Schwacher Trost: Teamkollege Ricky Cardus blieb in den ersten neun Rennen punktelos, er wurde entlassen und wird ab sofort durch Landsmann Xavi Vierge (18) ersetzt, der Zweiter der Moto2-EM auf einer Mistral 610 ist.

Zuletzt litt Schrötter auch an «arm pump»-Poblemen, er wurde nach dem Assen-GP am rechten Unterarm operiert, zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres.

Schrötter hat zuletzt viermal nicht gepunktet. Kann er trotzdem mit einem neuen Moto2-Vertrag bei Tech3 für 2016 rechnen?

«Der Ball liegt in seinem Garten», betont Poncharal im Vieraugengespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir haben letztes Jahr mit Marcel gute Arbeit geleistet, er ist WM-Zehnter geworden. Er war manchmal unter den Top-5 oder Top-6 im Qualifying; das war bei weitem seine beste Moto2-Saison. In diesem Jahr hat er mehr Schwierigkeiten, aus unterschiedlichen Gründen. Die Konkurrenz ist stärker. Ein Beispiel: 2014 ist Marcel in Barcelona auf Platz 9 gelandet, 30 Sekunden hinter dem Sieger. Dieses Jahr ist er 16. geworden, lag aber nur 20 Sekunden hinter dem Gewinner. Er rückte also näher an die Spitze heran, aber die Position ist deutlich schlechter. Denn das Feld ist enger zusammengerückt.»

«Ich mag keine Monopole. Deshalb sind wir in der Moto2 mit einem Eigenbau-Chassis dabei», räumt Poncharal ein. «Ich will nicht behaupten, unser Motorrad sei das Beste, da würde ich blöd dastehen. Wie weit wir hinter Kalex sind, weiss ich nicht. Ich weiss auch nicht, wie gross der Unterschied zwischen Suter und Kalex war. Aber wenn du bei uns gut abschneiden musst, musst du an unser Projekt glauben. Das ist am Wichtigsten. Natürlich brauchen wir einen schnellen Fahrer. Denn in der Moto2 ist ein schneller Fahrer der Schlüssel zum Erfolg. Aber wenn du nicht an den Erfolg glaubst, dann pusht du zwar, aber im Hinterkopf hast du Zweifel. Das kann nicht zum Erfolg führen. Marcel geht wahrscheinlich durch den Kopf: 'Auf einer Kalex könnte ich vielleicht um den Sieg mitfahren.' Ich werfe Marcel nicht vor, dass er so denkt. Wenn ich in seinem Alter wäre, würde ich vielleicht auch so handeln.»

Poncharal ergänzt: «Was kann ich also tun? Ich will keine Kalex kaufen. Was hätte ich davon? Das ergibt für mich keinen Sinn. Schau dir Luca Boscoscuro an, er baut die Speed-up. Letztes Jahr war sein Bike nicht konkurrenzfähig, wir haben ihn besiegt. Aber in diesem Jahr schlägt er uns in jedem Rennen. Er ist der einzige echte Gegner von Kalex. Aber was erreichen West und Simón mit den anderen Speed-up-Maschinen? Nichts. Diese Debatte kann lang dauern, sie führt zu nichts. Was deine Frage zu Marcel betrifft: Er muss sich entscheiden. Er sagt mir momentan: 'Ich gebe mein Bestes, mehr kann ich nicht erreichen.' Was kann ich entgegen? Schliesslich ist er der beste Fahrer auf einer Mistral 610. Wenn Marcel bei uns bleiben will, ist er willkommen. Aber er muss eine positive Einstellung zeigen und an uns glauben. Wenn er nicht an unser Projekt glaubt, ist es besser, wenn er zu einem anderen Fabrikat wechselt. Die Entscheidung liegt bei ihm.»

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