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Michael Bartholemy (VDS): «Kalex braucht Konkurrenz»

Von Günther Wiesinger
In der Saison 2015 setzte Kalex schon 22 Moto2-Motorräder ein

In der Saison 2015 setzte Kalex schon 22 Moto2-Motorräder ein

Der belgische Marc-VDS-Teamchef Michael Bartholemy kann sich auch für die Zukunft Moto2-Einheitsmotoren vorstellen, aber nicht unbedingt von Honda. Und er will neue Chassis-Hersteller anlocken.

Seit der Saison 2010 wird die Moto2-WM von den Honda CBR-600RR-Einheitsmotoren geprägt. Die Fachwelt war damals skeptisch, aber zur den Zeiten der weltweiten Finanzkrise von 2008 war so ein Konzept bei den Teams ideal durchsetzbar. Sie stimmten dann auch beim Malaysia-GP 2012 einstimmig für die Beibehaltung der Einheits-Motoren für drei weitere Jahre bis Ende 2015.

Im März 2015 wurde der Deal zwischen Dorna und HRC sowie Dienstleister ExternPro (diese Firma baut die Motoren auf und revidiert sie) recht sang- und klanglos um drei weitere Jahre verlängert. Diesmal wurde keiner der Beteiligten um seine Meinung gefragt.

Dabei regt sich schon seit Jahren Wiederstand, weil die Honda-Motoren veraltet sind und längst nicht mehr dem neuesten Stand der Technik entsprechen.

Die karge Ausbeute liegt bei 128 PS, während inzwischen die MotoGP-Motoren 1000 statt 800 ccm haben und 260 bis 270 PS leisten.

Motorradhersteller Eskil Suter plädierte deshalb schon vor zwei Jahren für ein Konzept mit 750-ccm-Dreizylinder-Motoren, um die Moto2-Klasse näher an die Königsklasse heranzuführen. KTM sprach sich zum Beispiel für 500-ccm-Zweizylinder aus. In beiden Fällen hätten die Werke Leistungsteile aus der MotoGP-WM verwenden können.

Auch die prominenten Teamchefs wir Sito Pons, der 2014 mit Maverick Vinales und 2015 mit Alex Rins vorne mitkämpfte, sowie Michale Bartholemy vom erfolgreichen Marc VDS-Rennstall setzen sich für mehr technischen Freiheiten für die Mittwochgewichtsklasse ein. JIR-Teamchef Luca Montiron schlägt in die gleiche Kerbe.
Das belgische Marc VDS Racing-Team gewann in der Moto2-WM 2014 mit Tito Rabat und Mika Kallio zehn von 18 WM-Rennen, dazu kassierte die Truppe von Hauptsponsor und Bier-Milliardär Marc van der Straten (VDS) nicht weniger als 24 von 48 möglichen Podestplätzen.

Das Wort von Bartholemy sollte also Gewicht haben.
«Ich war 2009 noch ein bisschen Gegner der neuen Moto2-Vorschriften», sagt Bartholemy. «Ich habe mir damals gedacht, da wird aus der 250er-WM eine Art Marken-Cup. Doch wir sind seit 2010 dabei. Und ich finde, es gibt in der Moto2 geile Rennen, das Konzept ist aufgegangen. Aber bevor das heutige Reglement Ende 2018 ausläuft, sollten auch andere Hersteller gefragt werden, ob sie sich an einer Moto2-Ausschreibung beteiligen wollen. Es muss nicht zwangsweise mit Honda weitergehen. Ich meine, man sollte mit Einheitsmotoren weitermachen, denn wir haben eine schöne Meisterschaft. Das wäre mein Wunsch, wenn ich um Rat gefragt würde.»

Aber Bartholemy versteift sich nicht auf das heutige Reglement mit 600 ccm und vier Zylindern. «Wenn irgendein Werk eine sinnvolle anderes Konzept oder eine andere Idee hat, warum nicht? Man muss natürlich gucken, wo man mit den Kosten hinkommt. Wenn ein Werk extra einen Moto2-Rennmotor bauen muss, steigen die Kosten. Dann wird alles teurer. Aber es wäre wichtig, dass wie jetzt alle Teams und Fahrer identische Motoren bekommen. Und dieses Material darf nicht kaputt gehen. Man sollte sich einfach für jene Marke entscheiden, die die Moto2-Weltmeisterschaft unterstützen möchte.»

Bei der Dorna und IRTA besteht die Hoffnung, dass neben den Japanen auch Hersteller wie KTM, MV Agusta oder Mahindra Racing ein Konzept für die Moto2-Klasse vorlegen.

«Einheitsmotoren fände ich weiter okay», betont Bartholemy. «Aber ich würde mich freuen, wenn wir wieder mehr unterschiedliche Chassis-Hersteller hätten. Mir ist schon vorgeworfen worden, ich hätte mit Hilfe von Kalex ein Kartell aufgebaut. Was wir eigentlich gar nicht gemacht haben! Wir haben für etwas bezahlt, weil wir ein bisschen Exklusivität haben wollten. Diese Exklusivität mit 2015-Maschinen, die hatten wir im Vorjahr als treue Kunden. Aber diese Exklusivität hatten auch Fahrer wie Cortese, also Intact und andere Teams. Momentan haben wir in der Moto2-WM fast ein Chassis-Monopol von Kalex. Sie könnten machen, was sie wollen, aber sie nützen ihr Stellung nicht aus. Trotzdem wäre es schön, wenn es bei den Chassis-Herstellern wieder mehr Challenge geben würde. Im Rennsport geht es um Wettbewerb und darum, dass eine Firma stärker ist als die andere. Ich bin mit Kalex total zufrieden; ich bin völlig happy mit ihnen. Ich habe nie den Gedanken gehabt, das Chassis-Fabrikat tu wechseln, wir werden super betreut. Wir kriegen Super-Material. Aber Konkurrenz belebt das Geschäft. Deshalb freut mich der Moto2-WM-Einstieg von KTM und WP für die Saison 2017.»

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