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Pit Beirer (KTM): «Uns fehlt ein Moto3-Haudegen»

Von Günther Wiesinger
Vier WM-Rennen gelaufen, kein Podestplatz für KTM, die erfolgloseste Moto3-Saison für die Österreicher bahnt sich an. Jetzt soll Ex-Weltmeister Danny Kent die Kastanien aus dem Feuer holen.

KTM setzt in diesem Jahr elf Moto3-WM-Fahrer ein, bisher hat bei den ersten vier Grands Prix keiner von ihnen einen Podestplatz erzielt.

Marcos Ramirez aus dem Platinum Bay Real Estate Team von Fiorenzo Caponera hat in Jerez den dritten Platz allerdings nur um 0,2 sec verpasst.

Aber ein Blick auf den WM-Stand fördert in Oberösterreich Trostlosigkeit zutage: 1. Mir, 74 Punkte. 2. Fenati, 65. 3. Martin, 59. 4. McPhee, 49. 5. Canet, 43. 6. Di Giannantonio, 35, alle Honda! 7. Migno, KTM, 35. 8. Ramirez, KTM, 23. 9. Guevara, 23. 10. Bulega, KTM, 22. 11. Bastianini, Honda, 21. 12. Öttl, KTM, 20.

Es liegt also kein KTM-Pilot in der WM-Tabelle in den Top-6, so ein Schlammassel hat seit Beginn der Moto3-WM 2012 noch nie stattgefunden.

Ganz trist sieht es beim Red Bull KTM-Werksteams aus, das seit 2012 immer um den WM-Titel gekämpft hat – mit Cortese, Salom, Miller, Oliveira und Binder.

Red Bull-Hoffnung Niccolò Antonelli hat in vier Rennen elf Punkte gesammelt, er ist WM-15. Und Hoffnung Bo Bendsneyder hat nach Platz 11 in Jerez erst 5 Punkte, er ist WM-22. Dabei hat der talentierte Niederländer 2016 in seiner Rookie-Saison bei Ajo schon zwei Podestplätze herausgefahren. Und 2017 hat er bei den Wintertests immer wieder deutliche Talentproben abgegeben.

Jetzt stellen Red Bull, KTM und Teamchef Aki Ajo durch die Verpflichtung von Danny Kent die Rute ins Fenster. Kent testete am Dienstag in Jerez, er wird in Le Mans mit einer Wildcard antreten.

«Nur zu Testzwecken», hält Aki Ajo fest. Der auch sagte: «Ich habe noch nie einen Fahrervertrag gebrochen.»

Aber als Testfahrer allein lässt sich ein Fahrer wie Kent nicht engagieren, der immerhin Moto3-Weltmeister 2015 (auf Leopard Honda) war und zuletzt 2012 auf KTM (zwei GP-Siege) und 2014 auf Husqvarna für Ajo in der Moto3-WM unterwegs war.

Auch KTM Motorsport-Direktor Pit Beirer ist gespannt, wie Kent beim GP von Frankreich im Vergleich zu Niccolò Antonelli und Bo Bendsneyder abschneiden wird. «Es ist momentan so, dass uns in der Moto3 der herausragende Haudegen fehlt. Bisher haben wir in dieser Klasse in jedem Jahr einen gehabt. Unser Motorrad ist sehr stark auf der Bremse, wenn du das Motorrad sehr radikal in die Kurven reinschmeißt. Dazu brauchst du einen Fahrer, der die Vorteile der KTM ausnutzt. Den haben wir momentan nicht in unserem WM-Aufgebot. Und natürlich wollen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, wenn wir mit einem ehemaligen Moto3-Weltmeister eine Standortbestimmung durchführen können. Mit Danny Kent konnten wir beim Test ein paar verrückte Sachen probieren, mit denen wir die aktuellen Rennfahrer nicht konfrontieren wollten, um sie nicht komplett durcheinander zu bringen. Danny Kent hat keine Arbeit, wir haben einen Haufen Arbeit zu erledigen. Deshalb freuen wir uns, dass er für uns testet. Aber wir können nicht erwarten, dass Danny nach mehr als eineinhalb Jahren wieder auf eine Moto3 steigt und auf Anhieb Spitzenrundenzeiten fährt.»

Wird Kent dann noch weitere Wildcard-Einsätze absolvieren – und eines Tages Antonelli oder Bendsneyder ersetzen? «Du hättest Zukunftsforscher werden sollen», entgegnete Pit Beirer. «Wir machen einen Schritt nach dem andern...»

«Im Moment ist nicht geplant, dass Danny einen der beiden Stammfahrer ersetzt», sagte Ajo in Jerez. «Aber man weiß nie, was in Zukunft passiert.»

Bei KTM rächt sich jetzt, dass die Österreicher die Fahrerverpflichtung auch im Red Bull Ajo-Team völlig dem Teambesitzer Aki Ajo überlässt, während bei Honda (und Mahindra/Peugeot) die Hersteller mitreden und die Fahrergagen zur Gänze oder teilweise übernehmen.

Ajo ist im Sommer 2016 bei Fahrern wie Bagnaia und Bastianini abgeblitzt, auch Fenati war verfügbar, er hat schon 2014 auf der Sky VR46-KTM vier WM-Läufe gewonnen.

Durch den Einstieg von Honda sind die Gagen in der Moto3 gestiegen, es werden Basisgehälter von rund 200.000 Euro bezahlt.
So haben Red Bull und KTM ehemalige Topfahrer aus dem Red Bull Rookies-Cup an Honda verloren – von WM-Leader Joan Mir über den WM-Dritten Jorge Martin bis zum WM-Sechsten Di Giannantonio, dazu Loi, Bastianini, Toba und Sasaki.

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