Dettwiler-Unfall: Pressesperre und Falschmeldungen
Zwei Tage nach der schockierenden Karambolage zwischen Jose Antonio Rueda und Noah Dettwiler in der Besichtigungsrunde zum Moto3-GP in Malaysia herrscht weiter große Unruhe. Während der Weltmeister den Unfall mit weniger schwerwiegenden Verletzungen überstanden hat, befindet sich der Schweizer weiter in kritischem Zustand.
Viele Fahrerlagermitglieder ringen mit ihren Gefühlen. An oberster Stelle stehen Angst und Sorge um Noah. Denn trotz offensichtlich fehlerfreiem und professionellem Einsatz aller Hilfsinstanzen ist der Moto3-Pilot aus der Nähe von Basel noch nicht über den Berg. Eine Prognose ist stand jetzt nicht zu treffen, gewiss ist nur, dass die Folgen des gewaltigen Einschlags in jedem Fall dramatischste Auswirkungen haben.
Nicht verschwunden ist die Verwunderung über die Situation in der ersten Stunde nach dem Unfall. Verständlich ist, dass die Szenerie abgesperrt wurde und aufgrund der komplizierten Situation viel Zeit verging, bis weitere Informationen weitergegeben werden konnten. Doch die waren im besten Fall verwunderlich, teilweise aber auch falsch.
Die erste offizielle Nachricht, die über eine halbe Stunde nach dem Unfall auf den Bildschirmen auftauchte, lautete: «Beide Fahrer sind bei Bewusstsein.» Was im Fall von Rueda glaubhaft ist, lässt bei Dettwiler mit dem Wissen um die Schwere seiner Verletzungen zumindest Zweifel zurück. Auch weil die Nachricht vom Abtransport der Piloten per Hubschrauber ins Krankenhaus von Kuala Lumpur so nicht stattgefunden hat.
Ein Augenzeuge berichtete gegenüber SPEEDWEEK.com, dass die Versorgung Ruedas am gegenüberliegenden Rand der Strecke erfolgte und der Spanier mit einem Ambulanzwagen ins Krankenhaus gefahren wurde. Dazu kommt das zum Teil unvermeidliche, nervenzehrende Wartedrama um weitere verlässliche Informationen zum Zustand beider Fahrer. Der Unfall wurde um 11.47 Uhr im Streckenprotokoll vermerkt – es war bereits dunkel in Sepang, als sich das Bild zum Zustand der Fahrer ergab.
Dazu addiert sich die Frustration über den Unfall selbst. Ein Sturz in der Besichtigungsrunde kann genauso passieren wie in jeder Rennrunde, doch ein derart fataler Auffahrcrash wirft unweigerlich viele weitere Fragen auf. Auch über das Format selbst. Fakt ist: Dadurch, dass in den kleineren WM-Klassen Moto3 und Moto2 schon vor Jahren das Warm-up abgeschafft wurde, nutzen die Fahrer nun die Besichtigungsrunde für einen letzten Funktionscheck.
Manche Fahrer gehen hohes Risiko, um ein Gefühl für den Speed und die Abstimmung zu bekommen, andere machen bei geringerem Tempo Funktionstests – etwa, wenn ein Bike nach einem Crash am Vortag heftig demoliert wurde und nun erstmals wieder auf der Strecke ist. Die dadurch vorhandenen Unterschiede erhöhen, unabhängig von den Ursachen des Unfalls in Sepang, die Gefahr.
Im Interesse aller Athleten und Beteiligten sollte von offizieller Seite alles getan werden, die Karambolage in jedem Detail aufzuarbeiten. Mit dem Ziel, für die Zukunft aus dieser Katastrophe zu lernen – und es besser zu machen.









