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Superbike-Champ Rea über den Charakter von Ken Roczen

Von Ivo Schützbach
Superbike-Weltmeister Jonathan Rea (re.) fährt auch heute noch gerne Motocross

Superbike-Weltmeister Jonathan Rea (re.) fährt auch heute noch gerne Motocross

Jonathan Rea wurde 2015 so überlegen Superbike-Weltmeister wie wenige vor ihm. Das Motorradfahren hat der Nordire im Motocross gelernt, dort fühlt er sich auch heute noch zuhause.

Seit vielen Jahren gehört Jonathan Rea zu den besten Superbike-Piloten der Welt, doch erst 2015 hatte er bei Kawasaki ein Motorrad, mit dem er um den Titel kämpfen konnte. In 23 von 26 Läufen fuhr der 29-Jährige aufs Podest, 14 Mal als Sieger, und wurde überlegen Champion.

Neben dem Straßenrennsport verfolgt Rea auch das Thema Motocross sehr intensiv. SPEEDWEEK.com traf ihn in Thailand zum Interview.

Betreibst du noch dein Honda-Motocross-Team in Großbritannien?

Nein, das habe ich aufgegeben, als ich Ende 2014 zu Kawasaki ging. Noch kenne ich nicht jeden bei Kawasaki und weiß genau, wer für was zuständig ist.

Das Team hat mich auch zu viel Geld gekostet, es kam nichts dabei rüber. Ich wollte nicht, dass meine Fahrer Geld mitbringen müssen. So läuft es leider in den meisten britischen Topteams: Einer bekommt Gehalt und der andere muss bezahlen.

Ich versuchte mein Team so günstig wie möglich zu halten. Ich kenne mich: Wenn ich zu einem Rennen gehe, dann bin ich so begeistert, dass ich noch mehr Geld ausgebe. Zum Schluss war es aber so, dass es mir keine wirkliche Freude mehr machte, wenn ich einmal im Jahr ein Rennen besuchte. Die Investition machte keinen Sinn mehr.

Hast du die Motocross-WM-Läufe von Ryan Villopoto letztes Jahr verfolgt?

Ja, das war eine Enttäuschung. Das war eine seltsame Saison von ihm. Er hat unterschätzt, wie hart es in der Weltmeisterschaft zugeht. Die Leistungsdichte in der WM ist unglaublich hoch, höher als in den USA. Und die Strecken sind fordernder, viele Naturstrecken. Wenn er auf künstlichen Strecken wie in Thailand oder Argentinien fuhr, dann gewann er. Auf Naturstrecken muss man anders fahren.

Leider hat es für ihn nicht funktioniert. Ich glaube, er war nicht bereit. Nach so langer Zeit an der Spitze des Sports muss das für ihn ein Schock gewesen sein.

Ich bin mir sicher: Nach einer verletzungsfreien Saison mit einer Lernkurve, könnte er um den WM-Titel kämpfen.

Nach den ersten Rennen hat niemand von Romain Febvre geredet, eine Meisterschaft besteht aus vielen Rennen. Ryan hätte nur konstant werden müssen, dann wäre dieses Jahr alles möglich gewesen.

Ich habe ihn 2008 in Donington Park beim Motocross der Nationen gesehen, Villopoto war damals unglaublich. Oder als er in Buds Creek mit der 250er beim MXoN in allen Klassen gewann.

Die Fahrer in den USA haben es schwer. Nach der Outdoor-Saison haben sie zwei Wochen Pause, dann gehen die Tests für die Supercross-Saison los. Mit 26 Jahren bist du mental ausgelaugt.

Verfolgst du die Karriere des deutschen Superstars Ken Roczen?

Ihn habe ich mir immer genau angeschaut. Er ist heute wie ein Amerikaner, sogar seinen deutschen Akzent hat er abgelegt – und der ist recht stark.

Ich kenne ihn nicht persönlich, aber von außen macht er den Eindruck, ein cooler Typ zu sein. Er genießt seinen Sport und ist glücklich, dass er Ken Roczen ist. Es ist schön zu sehen, wenn jemand seinen Platz im Leben kennt.

In den USA werden Meisterschaften, Fahrer und deren Rivalitäten viel besser vermarktet als in Europa. Nicht nur im Motocross, auch im Straßenrennsport. Das führt dazu, dass es echte Charakterköpfe gibt. Ich schaue mir viele Dokumentationen über Sportler an, Ken Roczen hat viel Charakter.

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