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Sachsenring-GP: Jetzt wird das Geld wieder knapp

Von Günther Wiesinger
Seit 2012 hielt sich die Sachsenring Rennstrecken GmbH (SRM) durch Zuschüsse des Freistaats Sachsen über Wasser. Diese Quelle ist kurzfristig versiegt. Es drohen wieder rote Zahlen.

Nach dem neuen Fünf-Jahres-Vertrag der ADAC-Zentrale München und der Einigung mit ADAC Sportpräsident Hermann Tomczyk schien die Zukunft für die Sachsenring Rennstrecken GmbH rosig auszuschauen.

Der Sachsenring galt bei der Dorna und den GP-Teams immer als bevorzugter Schauplatz für den Motorrad-GP Deutschland, aber nach den Streitigkeiten rund um die SRM, den ADAC Sachsen sowie anderen GP-Protagonisten und SRM-Partnern waren im Frühjahr 2016 auch der Nürburgring und der Hockenheimring ins Gespräch gekommen.

Auch ein alternierendes Konzept (zum Beispiel: ein Jahr Sachsenring, ein Jahr Hockenheimring) wurde diskutiert.  Jahrzehntelang war bis 1998 zwischen dem Hockenheimring und Nürburgring abgewechselt worden.

Aber dann bekam die SRM GmbH im Sommer 2016 wieder den Zuschlag. Sie hat den deutschen Grand Prix von 2012 bis 2016 fünfmal als Veranstalter abgwickelt, hatte aber mit hohen Kosten und unzureichenden Einnahmen zu kämpfen. Ende 2013 hatten sich die Verbindlichkeiten der SRM GmbH (sie ist ein Zusammenschluss der umliegenden Gemeinden) auf stolze 1,2 Millionen Euro belaufen.

Das konnte kein Dauerzustand sein, denn letzten Endes werden die Gemeinden als Gesellschafter vom Steuerzahler finanziert.

In dieser tristen Situation sprang der Freistaat Sachsen als Retter ein. Er zweigte von der umstrittenen Werbekampagne «So geht sächsisch» in den vier Jahren von 2012 bis 2016 stattliche 2,823 Millionen Euro für die SRM ab. Denn Ministerpräsident Stanislav Tillich wollte den Grand Prix langfristig im Lande halten. Die Partei «Die Linke» sprach hingegen sofort von versteckten Subventionen, so eine Vorgehensweise könnte wohl im Widerspruch mit dem EU-Recht stehen, denn da geht es um die Gleichbehandlung aller MotoGP-Rennen in Europa.

Jetzt muss der gebeutelte SRM-Geschäftsführer Wolfgang Streubel einen schlimmen Rückschlag hinnehmen. Vor wenigen Tagen hat ihm die Staatskanzlei mitgeteilt, dass der Freistaat Sachsen mit seiner Imagekampagne «So geht sächsisch» nicht mehr auf dem Sachsenring werben wird. Der MDR berichtet, die SRM GmbH müsse für Motorrad Grand Prix jetzt eine Lücke von 351.500 Euro stopfen. In den vier Jahren davor waren die jährlichen Zuschüsse sogar bedeutend höher.

SRM-Geschäftsführer Wolfgang Streubel wirkte gegenüber dem MDR noch etwas ratlos. «Wie wir diesen Ausfall kompensieren können? Wir wissen es noch nicht», seufzte der Bürgermeister von Gersdorf.

Die aus den Anrainergemeinden zusammengesetzte Veranstalter-Gesellschaft werde sich bemühen, andere Werbe- und Sponsoringaktivitäten zu akquirieren, betonte Streubel.

Die fehlenden 351.500 Euro hinterlassen ein tiefes Loch im arg strapazierten Gesamtbudget von rund 10 Millionen Euro. «Wenn uns die Fans die Treue halten und das Wetter mitspielt, bekommen wir ja vielleicht noch einen ordentlichen Abschluss hin», zeigt sich Streubel träumerisch.

Aber er muss sich bewusst sein: Ohne den Freistaat Sachsen würde die SRM GmbH heute noch tief in den roten Zahlen stecken.

Und die Gebühr für die Austragung des Grand Prix ist nach der Saison von der Dorna wie überall auf der Welt saftig erhöht worden – auf rund 4 Millionen Euro.

Da die Dorna zudem von jedem GP-Promoter eine «weisse Rennstrecke» verlangt, weil sie die Bandenwerbung und die Namensrechte («GoPro Grand Prix von Deutschland») dank eines seit 1992 bestehenden Deals mit der FIM selbst verkauft, musste die Sachsen-Werbung bei den MotoGP-Events recht versteckt angebracht werden, auf jeden Fall ausserhalb des Schwenkbereichs der TV-Live-Kameras. Sonst hätten diese Einkünfte bei der Dorna abgeliefert werden müssen!

So entdeckten wir die umstrittenen Werbeflächen 2016 an den Gitterzäunen ausserhalb des Fahrerlagers oder hoch oben am Start/Ziel-Turm bei der Zufahrt zur Boxengasse.

Streubel argumentiert freilich trotzdem, der Sachsenring-GP werde in 60 Länder übertragen, die Balkone des Start/Ziel-Turms seien mit dem Slogan «So geht sächsisch» bepflastert.

Nur: Diesen nicht sonderlich einprägsamen oder sinnvollen Satz versteht ausserhalb von Deutschland und Österreich kaum jemand, ausserdem wird wegen dieses einfallslosen Spruchs kaum jemand von Australien oder Japan nach Sachsen aufbrechen.

Es seien erhebliche Mittel in diese Werbepartnerschaft mit der SRM GmbH geflossen, bestätigte Regierungssprecher Christan Hoose gegenüber dem MDR. Da das Gesamtbudget der Imagekampagne «So geht sächsisch» mit dem neuen Doppelhaushalt halbiert wurde, hätten nun andere Schwerpunkte gesetzt werden müssen. «Wir setzen künftig auf mehr Sachinformationen als nur auf Bandenwerbung mit einem Slogan», erklärte Hoose.

Jetzt ist dieser bekömmliche Zuschuss also für den SRM kurzfristig in die Hose gegangen. Denn statt mit acht Millionen Euro im Jahr muss diese bizarre Imagekampagne nun pro Jahr mit vier Millionen auskommen; das wurde Anfang Dezember 2016 beschlossen.

Gemäss der Sächsischen Staatskanzlei sind folgende Summen an die SRM gezahlt worden:

Die Beträge der letzten 5 Jahre:

2012: 671.160 EUR
2013: 704.480 EUR
2014: 647.360 EUR
2015: 686.235 EUR
2016: 351.500 EUR

Falk Neubert von der Landtagsfraktion der Linken hatte durch mehrere kleine Anfragen im Landtag die Werbepartnerschaft mit dem Sachsenring Anfang 2016 aufgedeckt. Er forderte sogar eine Prüfung der Kampagne durch den Rechnungshof.

Klar, auch in einzelnen anderen europäischen Ländern werden die MotoGP-Events durch die öffentliche Hand unterstützt. Aber dort wird das offenbar geschickter gemacht als in Sachsen. In Tschechien wurde von den Politikern in Prag, Brünn und Südmähren eine eigene GP-Betreibergesellschaft gegründet, in Jerez gehört gleich die ganze Rennstrecke der Stadtregierung und der Region Andalusien.

Und in Ländern wie Katar, Argentinien, Malaysia, Australien und so weiter gilt ohnedies kein EU-Recht...

Das Geschäft für die SRM GmbH wird nicht einfacher. Mit Öttl, Schrötter, Cortese und Folger gibt es 2017 nur noch vier deutsche GP-Fahrer. Und mit dem beliebten und ausverkauften Spielberg-GP ist im südlichen Nachbarland eine neue Konkurrenz entstanden.

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