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Hervé Poncharal (Tech3): Wie er diese Erfolge erklärt

Von Günther Wiesinger
Hervé Poncharal

Hervé Poncharal

Wie ist es zu erklären, dass Jonas Folger und Johann Zarco mit letztjährigen Yamaha-Maschinen die 15 aktuellen Werksbikes so häufig hinter sich lassen? Teamchef Hervé Poncharal kennt die Antworten.

Hervé Poncharal, der im Nebenberuf auch Päsident der mächtigen Teamvereinigung IRTA ist, hat vor einem Jahr befürchtet, wegen der sechs Werksteams mit seinen Rookies Johann Zarco und Jonas Folger in diesem Jahr nur um den 15. Rang fighten zu können.

Aber jetzt hat er schon zwei zweite Plätze (Zarco in Le Mans, Folger auf dem Sachsenring) auf dem Konto, dazu viele Achtungserfolge und zum Beispiel die schnellste Rennrunde durch Jonas beim deutschen WM-Lauf.

Das Tech3-Yamaha-Team hat schon andere Rookies in der MotoGP-Klasse groß gemacht, zuletzt Bradley Smith und Pol Espargaró, den Moto2-Weltmeister von 2013. Dieses Duo hat 2015 auch für Yamaha den 8h-Langstrecken-WM-Lauf in Suzuka gewonnen.

Hervé, Zarco und Folger übertreffen in ihrer Debütsaison in der Königsklasse alle Erwartungen, auch deine. Bei Jonas Folger kommt neben dem Speed noch die erstaunliche Konstanz dazu, die ihm seit 2009 in der WM bei allen Teams und in allen Klassen gefehlt hat. Das spricht für dein Team?

Ja, bis zu dem kleinen Fehler von Assen war Jonas der einzige Fahrer, der bei allen Rennen gepunktet hatte. Bis er zu uns kam, war er der König der fehlenden Beständigkeit. (Er lacht).

Die Situation hat sich also geändert.
Aber das liegt nicht nur an mir oder meinem Team.
Es hat auch mit Jonas zu tun, mit seinem persönlichen Leben, mit Yamaha, mit Michelin, da spielen viele Dinge mit.

In diesem Jahr sehen wir drei Werks-Ducati, dazu fünf Werks-Honda, zwei Werks-Yamaha, zwei Werks-KTM, in Sachsen sogar drei, dazu zwei Werksmaschinen von Suzuki und Aprilia. Trotzdem fuhr Jonas am Sonntag auf dem Sachsenring auf Platz 2. Das sind bis zu 15 Werksbikes. Was ist da los? So etwas hat niemand für möglich gehalten.

Weißt du, nach der Siegerehrung auf dem Sachsenring hat mich jemand von hinten an den Schultern gepackt, als ich zu meiner Box zurückstapfte. Und dieser Jemand war Carmelo Ezpeleta. Er hat mich daran erinnert: Wir haben leere Flaschen, die wir mit Sand füllen.

Damit wollte er erwähnen, wie jung Jonas noch ist.

Ja, und wir haben uns gemeinsam daran erinnert, wie stark die Dorna und IRTA unter Kritik geraten ist, als wir die mickrigen MotoGP-Startfelder nach 2010 und 2011, als wir nur 17 Fahrer hatten, zuerst mit den Claiming-Rule-Bikes gefüllt haben, die Superbike-Rennmotoren eingebaut hatten, dann haben wir 2014 die Open-Class eingeführt.

Einige Werksfahrer schimpften, wir würden die WM ruinieren, die CRT-Bikes seien ein Witz und viel zu langsam. Du weißt ja vielleicht, wen ich meine...

Du meinst Casey Stoner?

(Er geht darüber hinweg). Natürlich hat dieser Umbau nicht über Nacht funktioniert, er dauerte Jahre. Aber wichtig war: Wir haben immer der Show den Vorzug gegeben.

Wenn du eine gute Show haben willst, brauchst du einen vernünftigen technischen Background, also einen konkurrenzfähigen Grid, bei dem alle Teams und Fahrer Chancen haben, bei dem alle Fahrer von den Zeiten eng beisammen liegen.

Das erleben wir zum Beispiel momentan in der Formel 1 nicht, auch in vielen anderen Motorsportkategorien fehlt diese Strategie. In der Formel 1 hast du technische Werte, die alles andere übertrumpfen und in den Schatten stellen.

Sicher haben uns die Einheitsreifen auch geholfen, um das Niveau im Feld auszugleichen, sie wurden 2009 vorgeschrieben. Aber die gibt es heute in den meisten Motorsportserien.

Die ab dem Saisonstart eingefrorene Motoren-Entwicklung hat uns geholfen, dazu die Maximalanzahl von erlaubten Motoren pro Saison und Fahrer, der vorgeschriebene maximale Tankinhalt mit 22 Litern... Aber der wichtigste Faktor ist die Einheits-Elektronik, die seit der Saison 2016 für alle Werke und Teams vorgeschrieben ist.

Trotzdem: Die identische Motorsteuerung für alle hat uns am meisten geholfen. Denn der größte Unterschied zwischen den Kundenteams und den Werksteams war in der Vergangenheit die Elektronik. Das wissen wir genau, weil wir bei Tech3-Yamaha immer Einblick in die Daten des Werksteams hatten und haben.
Wir konnte nichts gegen die bessere ECU des Werks ausrichten.

Denn eure ECU war bis zur Saison 2016 immer im Rückstand. Ihr hattet immer die Ausbaustufe von Yamaha aus dem vorigen Jahr?

Wir sehen es jetzt mit unseren Rookies Folger und Zarco, sie kommen beide aus der Moto2. Sie sind verblüfft, wie ausgereift diese Einheits-ECU bereits ist. Sie staunen.

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