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Marc VDS-Honda: Redding oder Bradl neben Morbidelli?

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl wird auch in Spielberg wieder für ServusTV arbeiten

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Das belgische Estrella Galicia 0,0 Marc VDS Honda-Team des Bier-Milliardärs Marc van der Straten (VDS) wird 2018 wohl komplett neu besetzt. Fix ist bisher nur Franco Morbidelli.

Bahnt sich in der MotoGP-WM eine Sensation an? Fahren 2018 erstmals zwei Deutsche in der 1000-ccm-Viertakt-Königsklasse – Jonas Folger auf der Tech3-Yamaha, Stefan Bradl auf der Marc VDS-Honda?

Denn Jack Miller steht vor einer Vertragsunterzeichnung mit Pramac-Ducati. Tito Rabat liefert auch im zweiten MotoGP-Jahre enttäuschende Ergebnisse ab (Rang 17 in Brünn, er ist WM-18.), Tom Lüthi fährt ein weiteres Jahr in der Moto2-WM, weil er sich langfristige an das Garage-Plus-Interwetten-Team gebunden hat.

Deshalb befinden sich jetzt zwei MotoGP-Routiniers in der Favoritenstellung für den zweiten Platz neben Moto2-WM-Leader Franco Morbidelli.

«Wir hatten ursprünglich sechs bis sieben Fahrer auf der Liste. Inzwischen geht es nur mehr um Scott Redding und Stefan Bradl», erklärte Marc VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy am Sonntag in Brünn gegenüber SPEEDWEEK.com.

Auch Teambesitzer und Bier-Milliardär Marc van der Straten (sein Name steht für das Kürzel VDS) zeigt beim Namen Stefan Bradl deutliches Interesse. Der Belgier hat die Karriere des Bayern aufmerksam verfolgt.

«Michael Bartholemy führt die Verhandlungen. Er hält mich auf dem Laufenden. Ich komme nicht zum Spielberg-GP, denn ich habe familiäre Verpflichtungen in Peru. Ich werde erst in Misano wieder dabei sein», schilderte van der Straten.

Rabat (er wird wohl zu Avintia Ducati gehen) ist bei Marc VDS nicht nur wegen seiner schwachen Leistungen in Ungnade gefallen.

Klar, der spanische Moto2-Weltmeister von 2014 hat in den ersten zwei MotoGP-Jahren enttäuscht – und in diesem Jahr bei zehn Rennen noch keinen Top-Ten-Rang erreicht.

Zudem hat Tito Rabats Vater zuletzt das Team und Teambesitzer Marc van der Straten aggressiv kritisiert und beklagt, dass Miller das bessere Material und mit Ramon Aurín den besseren Crew-Chief habe.

Aurín steht aber bei HRC auf der Lohnliste, deshalb haben ihn die Japaner zu HRC-Schützling Miller abkommandiert.

«Bei uns gibt es weder in der Moto2 noch in der MotoGP-Unterschiede beim Material», betont Teamprinzipal Michael Bartholemy.

HRC bezahlte in den letzten zwei Jahren rund 1,5 Millionen Euro (Fahrergage, verbilligte Leasinggebühren) an VDS für Miller.
Dieser Betrag muss für 2018 teilweise durch zusätzliche Sponsoren erwirtschaftet werden, teilweise werden Einsparungen nötig.

«Deshalb haben wir zwar jetzt bei HRC Material für zwei Fahrer bestellt, aber wir werden unsere Rolling Chassis von 2017 behalten, weil sie gut funktionieren. Bei den Motoren werden wir den Stand des Repsol-Teams vom Valencia-GP 2017 bekommen», schilderte Bartholemy.

«Wir wollen das beste Paket haben, das wir in unserer Situation bekommen können», betonte Bartholemy im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das ist für uns wichtig.»

Zu diesem Paket gehören natürlich auch die Fahrer.
«Unsere Priorität war immer ein Weitermachen mit Jack Miller, wir haben von ihm bisher noch keine richtige Absage bekommen», ergänzte Bartholemy. «Wir schauen seit einigen Wochen, wer verfügbar sein könnte. Wir möchten neben Rookie Morbidelli keinen zweiten MotoGP-Neuling. Wir haben auch den HRC-Verantwortlichen mitgeteilt, dass wir verschiedene Gespräche führen, uns aber erst nach Brünn oder Spielberg entscheiden werden. Wir müssen zuerst Klarheit bei Jack Miller haben. HRC macht langsam Druck, sie wollen das Fahrerduo wissen.»

Zu den seriösen Kandidaten für die Miller-Nachfolge zählt auch Scott Redding, der 2015 schon für Marc VDS in der MotoGP fuhr und jetzt Aussichten auf eine Rückkehr hat. Der Brite und sein persönlicher Manager Bartholemy haben aber die Fühler auch in der Superbike-WM ausgestreckt.

Natürlich haben auch andere Fahrer bei Marc VDS angeklopft, darunter Yonny Hernandez, der vom AGR-Moto2-Team entlassen wurde.

An Tom Lüthi bestand vorübergehend durchaus Interesse. «Zu Tom Lüthi muss ich sagen: Wenn ich wirklich keinen Fahrer mit MotoGP-Erfahrung finde, dann wiederhole ich, was ich letztes Jahr schon mal erwähnt habe: Ein Tom Lüthi hat beim KTM-Test in Spielberg 2016 keinen schlechten Job gemacht», meint Bartholemy.

Bartholemy kann sich aber momentan nicht vorstellen, 2018 mit den zwei Rookies Morbidelli und Lüthi aufzumarschieren. «Nein. Aber im Endeffekt ist es so, ich muss meine zwei Motorräder fahren lassen. Und wir haben uns beim zweiten Fahrer noch nicht entschieden.»

Die Idee, den zweifachen Moto2-Sieger Alex Márquez (er gewann 2017 in Jerez und Barcelona) teamintern frühzeitig neben Morbidelli in die MotoGP hochzuhieven, hat Marc VDS in der Sommerpause fallengelassen. «Wir haben im Juli bei einer Telefonkonferenz mit Marc van der Straten beschlossen, dass Alex noch ein Jahr in der Moto2 bleibt und um den WM-Titel fightet», erklärte Michael Bartholemy gegenüber SPEEDWEEK.com.

Stefan Bradl (bisher in fünf Jahren 47 Top-Ten-Plätze in der MotoGP-WM, dazu in der Gesamtwertung 2012, 2013 und 2014 unter den Top-Ten) hat natürlich mitbekommen, dass für die MotoGP-WM 2018 nur noch wenige Plätze verfügbar sind.

Ein Vertrag mit dem Marc-VDS-Honda-Team für die MotoGP-WM 2018 würde ihn selbstverständlich reizen. «Falls Miller bei Marc VDS wirklich absagt und Interesse an mir besteht, muss man sich das auf alle Fälle anhören, das ist keine Frage. So ein Honda-Team wäre auf jeden Fall eine interessante Konstellation», erklärte Bradl gegenüber SPEEDWEEK.com. «Bei Marc VDS hätte ich eine familiäre Atmosphäre, davon bin ich überzeugt. Und mit diesem Material kann man jederzeit um Top-Ten-Plätze fighten. Aber ich werde mir auch genau anhören, welche Vorstellungen das Red Bull Honda-Team für die Superbike-WM 2018 hat. Bisher hat von Honda Motor Europe noch niemand mit mir ernsthaft über die Saison 2018 gesprochen. Superbike-Manager Marco Chini hat mir gesagt, man werde sich nach dem Endurance-WM-Lauf in Suzuka um dieses Thema kümmern. Um die Verträge und wie es technisch weitergeht für 2018.»

Bei Honda in Japan befinden sich die wichtigsten Entscheidungsträger nach dem «Suzuka Eight Hours» im Urlaub.

«Bis zum Superbike-WM-Lauf auf dem Lausitzring am 20. August wird in unserem SBK-Team Klarheit über die Saison 2018 herrschen», ist Carlo Fiorani, Communications Director von Honda Motor und bis Ende 2015 SBK-Stratege von Honda Motor Europe, überzeugt.

Und Stefan Bradls Honda-Motor-Europe-Vertrag würde eine Rückkehr in die MotoGP-WM 2018 erlauben? Bradl: «Ja, weil ich in der Honda-Familie bleiben würde.»

Die Erfolge von Marc VDS im GP-Sport nach Brünn

WM-Titelgewinne: 1x Moto2 (Rabat 2014)
GP-Siege: 25x Moto2, 1x MotoGP
Podestplätze: 73x Moto2 und 2x MotoGP
Pole-Positions: 28x Moto2
Schnellste Rennrunden: 23 x Moto2
Total WM-Punkte Moto2: 2488
Total WM-Punkte MotoGP: 236

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