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M. Bartholemy: «Schade. Das war ein schönes Projekt»

Von Günther Wiesinger
Katar-GP 2018: Michael Bartholemy und Marc van der Straten

Katar-GP 2018: Michael Bartholemy und Marc van der Straten

Der von Marc VDS entlassene Teammanager Michael Bartholemy nahm in Assen zu einigen Vorwürfen Stellung. Die Trennung war so einvernehmlich, dass vor Gericht sogar ein Boxenverbot erwirkt werden musste.

Der von Marc VDS Racing entlassene Teammanager Michael Bartholemy erschien am vergangenen Freitag in Zivilkleidung im Paddock von Assen.

Nach dem Mugello-GP hatten der belgische Bierkönig Marc van der Straten (70) und Michael Bartholemy (48) in einer gemeinsamen Erklärung kundgetan, man habe sich im gegenseitigen Einvernehmen getrennt.

Aber vorher waren vier Wochen lang die Fetzen geflogen.

Die Auseinandersetzung gipfelte darin, dass Marc van der Straten bei einem Gericht in Karlsruhe eine Einstweilige Verfügung erreichte, die Michael Bartholemy für den Le Mans ein rigoroses Boxenverbot auferlegte. Bei einem Zuwiderhandeln sollte er bis zu 250.000 Euro Strafe zahlen.

Bartholemy widerspricht: «Man hat mir nur den Zutritt zum Startplatz am Sonntag beim GP von Frankreich untersagt.»

«Michael Bartholemy hatte keine Erlaubnis, die Marc VDS-Boxen in Le Mans zu betreten», versichert hingegen Gianluca Montiron, der von van der Straten in Le Mans als Unterhändler und Troubleshooter eingesetzt wurde. «Die 250.000 Euro waren die maximale Strafe bei Missachtung dieser Einstweiligen Verfügung.»

Am Montag, 14. Mai, schrieb Bartholemy in einem Statement: «Ich möchte feststellen, dass Herr van der Straten und seine Rechtsanwälte bestätigt haben, dass mein Vertrag nicht aufgelöst worden ist. Sie haben mich auch nicht darüber informiert, dass ich künftig nicht mehr als Teamprinzipal für das Management des Marc VDS Racings Teams zuständig bin.»

Fünf Tage später berichtete Bartholemy: «Ich wurde am Dienstag, 15. Mai, von den Rechtsanwälten von Herrn Marc van der Straten davon in Kenntnis gesetzt, dass der existierende Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden sei.»

Ein Meeting der gegnerischen Rechtsanwälte in Genf am Montag, 14. Mai, 15.30 Uhr, war von der VDS-Seite kurzfristig abgesagt worden.

Nicht zuletzt deshalb hat Bartholemy die für Donnerstag, 17. Mai, in Le Mans für 15.30 Uhr geplante Pressekonferenz kurzfristig um 14.06 Uhr desselben Tages abgesagt.

«Das war ein Scheißtag. Ich wollte die Pressekonferenz machen. Aber zu diesem Zeitpunkt war es bereits so, dass wir nur noch über die Anwälte kommuniziert haben», meinte Bartholemy in Assen. «Vielleicht war ich damals auch zu blauäugig, weil ich wusste, ich habe mir nichts vorzuwerfen.»

Am 19. Mai brachte Bartholemy erstmals die Streitsumme von 10 bis 15 Millionen Euro ins Gespräch. «Beim Spanien-GP wurde unterschiedliche Summen genannt, die Vorwürfe reichten von 10 bis 15 Millionen», schrieb er in einem Statement.

Bartholemy weiter: «Am Ende hat Herr van der Straten nur Klarheit über Rechnungen verlangt, die insgesamt 24.000 Euro betrafen. Wir haben alle Details dazu geliefert.»

«Irgendjemand hat van der Straten etwas ins Ohr geflüstert, aber es wurden nie Beweise gefunden», sagt der ehemalige Teammanager.
Er hatte schon in Jerez vermutet, die Whistleblowerin sei die von ihm entlassene Teamkoordinatorin Marina Rossi, die jetzt ein Kind von Sam Lowes erwartet.

Bartholemy hat sich seit Mugello still verhalten und versichert jetzt, er habe seine Firma MM Performance & Racing AG in Herisau/Schweiz nur auf Verlangen von Teameigentümer van der Straten gegründet, der jetzt im Kanton Genf wohnt, dort wohl der Pauschalbesteuerung unterliegt und deshalb keine Geschäfte in der Schweiz betreiben darf.

«Ich habe auch nie Fahrerverträge mit Alex Márquez und Joan Mir abgeschlossen. Ihre Verträge wurden mit der ‚Moto2 S.A.’ von van der Straten in Belgien gemacht. Die MMPR war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gegründet», versichert der Ex-Teammanager.

Warum hat Bartholemy als angestellter Teammanager die MotoGP-Verträge mit der Honda Racing Corporation (HRC) mit seiner Schweizer Firma gemacht? «Diese Firma hat Sponsorgeld eingenommen und damit alle Rechnungen für die Rennaktivitäten bezahlt, die Gehälter, die Lieferanten, die Reisespesen.»

Michael Bartholemy hatte einen Management-Vertrag mit Marc VDS bis Ende 2021, deshalb ließ er sich eine Abfindung bezahlen.

Den Vorwurf, er habe diesen Vertrag in Englisch abgefasst, obwohl VDS nur Französisch spricht, lässt er nicht gelten. «Wir haben alle Verträge seit Oktober 2009 auf Englisch gemacht», sagt der Ex-Teamchef. «Wir haben jedes Jahr 50 bis 70 Verträge abgeschlossen, alle waren in englischer Sprache. Wir hatten 40 Mitarbeiter, dazu kamen die Fahrerverträge, die Vereinbarungen mit den Lieferanten und so weiter. Es gab niemand einen Vertrag in einer anderen Sprache als Englisch.»

Warum war in den Verträgen der Gerichtsstandort Deutschland vereinbart, obwohl van der Straten im Gegensatz zu Bartholemy nicht Deutsch spricht? «Wir wollten ein neutrales Land. Deshalb haben wir vom ersten Tag an Deutschland als Gerichtsstand gehabt», betont Bartholemy. «Das ist der einzige Grund für diese Entscheidung.»

Warum kam die abrupte Trennung, wenn es nie finanzielle Ungereimtheiten gab oder zumindest keine nachgewiesen werden konnten?

Bartholemy hat darauf keine Antwort. «Keine Ahnung. Schade. Das war ein gutes, schönes Projekt.»

Welche beruflichen Pläne hat Michael Bartholemy jetzt? «Ich weiß nicht, was ich in Zukunft machen werde. Ich habe keine Idee. Es rufen viele Leute an und machen Vorschläge. Aber ich will zuerst einmal abwarten.»

Natürlich würde Bartholemy gern Glauben machen, er habe im besten Einvernehmen bei VDS Abschied genommen. Die Enttäuschung sitzt tief.

In Grunde bezichtigt er die VDS-Mannschaft heute noch der Unwahrheit, was den Inhalt der Einstweiligen Verfügung betrifft.

In der Zwischenzeit sucht Bartholemy eine neue Aufgabe für seinen Schützling Scott Redding, als dessen Manager er agiert. «Wir haben zwei bis drei Optionen. Red Bull Honda hat wegen der Superbike-WM angefragt, dazu ein anderes Werk. Scott kann Aprilia-MotoGP-Testfahrer werden. Aber er ist erst 25 und will lieber weiter Rennen fahren.»

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