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Red Bull und Tech3-KTM: Zusammenarbeit geht weiter

Von Günther Wiesinger
Miguel Oliveira beim Sieg auf der Red Bull-KTM in Portugal

Miguel Oliveira beim Sieg auf der Red Bull-KTM in Portugal

Red Bull zieht sich nach dieser Saison beim Tech3-MotoGP-KTM-Team als Hauptsponsor zurück. Aber es wurde gemeinsam mit KTM eine Kompromisslösung für 2021 gefunden.

Den Betroffenen war die Enttäuschung anzusehen, als im August durchsickerte, dass sich Red Bull Organics nach der Saison 2020 beim Tech3-MotoGP-Team als Hauptsponsor zurückziehen würde. SPEEDWEEK.com hatte darüber nach dem Österreich-GP berichtet. Damals stellte sich heraus: Es bestand nie ein Vertrag zwischen Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal und Red Bull, sondern der Energy-Drink-Konzern bezahlte ca. 9 Millionen Euro im Jahr an das Motorrad-Werk, und KTM schnürte dann Pakete für den Red Bull Rookies-Cup, die Moto3-WM (Tech3 und Ajo Motorsport), Moto2 (Ajo Motorsport) und die beiden MotoGP-Rennställe (Red Bull KTM Factory und Red Bull KTM Tech3). Der MotoGP-Deal mit Tech3 wurde intern mit ca. 2,5 Millionen Euro veranschlagt.

Red Bull hat den Rückzug aus dem Tech3-MotoGP-Team intern schon vor dem Saisonstart in Jerez im Juli verlautbart. Der Getränkehersteller fühlte sich von KTM bei der Tech3-Fahrerwahl für 2021 etwas übergangen, denn Petrucci und Lecuona haben keine Red Bull-Vergangenheit.

Aber KTM stand im Mai und Juni unter Zeitdruck und Zugzwang. Mit Pol Espargaró und Jorge Martin hatten innerhalb einer Woche zwei vielversprechende mutmassliche Fixstarter überraschend die Trennung von KTM öffentlich gemacht. Espargaró hatte bei Repsol-Honda unterschrieben, Moto2-Titelanwärter Jorge Martin bei Pramac Ducati.

Also mussten mitten in der Coronakrise zwei Plätze neu besetzt werden. Die Anzahl der verfügbaren Topfahrer blieb jedoch überschaubar. Miguel Oliveira wurde deshalb erwartungsgemäß für 2021 neben Brad Binder ins Factory-Team befördert, Lecuona bekam den für Jorge Martin vorgesehenen Tech3-Platz, der erfahrene Petrucci übernahm bei Tech3 für die kommende Saison die Position von Teamleader Oliveira.

Andrea Dovizioso habe finanziell bei KTM zu hoch gepokert, verriet KTM-Firmenchef Stefan Pierer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Mit dem populären Danilo Petrucci, Mugello-GP-Sieger 2019 und Le Mans-GP-Sieger 2020, wurde ein würdiger Ersatz engagiert, der erstens tadellos ins Corona-Budget passte und außerdem als Aushängeschild bei Red Bull für den wichtigen italienischen Markt taugt.

Der Weggang von Jorge Martin, der die Moto2-WM im Red Bull-Ajo-Team 2020 auf Rang 5 beendete, erwischte die KTM-Verantwortlichen auf dem falschen Fuß. Er hatte 2019 einen Vorvertrag für die MotoGP-WM 2021 unterschrieben. Er konnte aber aussteigen, wenn KTM Ende Juni nicht unter den Top-10 der WM-Tabelle sein würde.

Als die Saison erst im Juli begann, pochte Jorge Martin-Manager Albert Valera auf diese Klausel. KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer gab den Ausnahmekönner und Moto3-Weltmeister von 2018 zähneknirschend frei. «Die MotoGP-Klausel war Bestandteil des Moto2-Vertrags mit Jorge Martin», erläuterte Pit Beirer. «Er ist nicht in diesem Frühjahr frisch unterschrieben worden. Es war sein Moto2-Vertrag, der diese verbindliche MotoGP-Vereinbarung beinhaltet hat. Es war richtig, dass wir zum fraglichen Zeitpunkt Ende Juni nicht in den Top-Ten waren. Wir waren aber auch nicht außerhalb der Top-Ten, denn es gab bis Ende Juni gar kein Rennen und deshalb noch gar keinen WM-Stand! Wir hatten nicht vorausgesehen, dass die WM 2020 wegen Covid erst Mitte Juli beginnen würde und deshalb im Vorvertrag Ende Juni als entscheidendes Datum für den WM-Stand vereinbart», erklärte Pit Beirer. «Der Fahrer und Manager haben uns leider nicht vertraut. Deshalb haben sie den Notausgang genommen.»

Red Bull-KTM: zwei famose Siege

Inzwischen hat das Red Bull KTM-Tech-3-Team mit Miguel Oliveira zwei spektakuläre MotoGP-Siege gefeiert, beim Steiermark-GP und beim Portugal-GP.

Stefan Pierer und Pit Beirer haben von Anfang an versichert, man werde für 2021 bei Tech3 keine andere Energy-Drink-Firma als Hauptsponsor suchen, sondern notfalls die Bikes ganz in KTM-Orange auf die Strecke schicken. «Das wäre sicher auch einmal reizvoll», meinte Beirer.

Übrigens: Mit Ausnahme des Tech3-MotoGP-Teams laufen alle anderen gemeinsamen Projekte von Red Bull und KTM weiter, nicht nur im GP-Sport, sondern auch bei der Dakar-Rallye, der MX2- und MXGP-WM, der Supercross-WM und so weiter, teilweise auch in Verbindung mit der KTM-Tochter GASGAS.

Gemeinsam mit KTM und Red Bull wurde für Tech3 in verschiedenen Gesprächen inzwischen ein Kompromiss für die Saison 2021 gefunden. Das Moto3-Team von Tech3 (Sasaki und Deniz Öncü) wird 2021 wie jenes von Aki Ajo (Masia, Acosta) in üblichen Red-Bull-KTM-Design auftreten. Und Petrucci und Lecuona werden von Red Bull mit Personality-Verträgen (Product Placement mit Trinkflasche, eventuell auch Logo auf den Sturzhelmen) bei der Stange gehalten.

Die beiden Fahrer haben nur Ein-Jahres-Verträge und stehen 2021 unter Druck. Denn in der KTM MotoGP Academy werden mit Remy Gardner und Raúl Fernandez die nächsten Talente für die MotoGP-WM aufgebaut.

Diese Entwicklung lässt uns vermuten: Für 2022 ist eine Rückkehr von Red Bull als MotoGP-Sponsor bei Tech3 nicht ausgeschlossen.

Ergebnisse MotoGP Portimao/P, 22.11.

1. Miguel Oliveira, KTM, 25 Runden in 41:48,163 min
2. Jack Miller, Ducati, +3,193 sec
3. Franco Morbidelli, Yamaha, +3,298
4. Pol Espargaró, KTM, +12,626
5. Takaaki Nakagami, Honda, +13,318
6. Andrea Dovizioso, Ducati, +15,578
7. Stefan Bradl, Honda, +15,738
8. Aleix Espargaró, Aprilia, +16,034
9. Alex Márquez, Honda, +18,325
10. Johann Zarco, Ducati, +18,596
11. Maverick Viñales, Yamaha, +18,685
12. Valentino Rossi, Yamaha, +18,946
13. Cal Crutchlow, Honda, +19,159
14. Fabio Quartararo, Yamaha, +24,376
15. Alex Rins, Suzuki, +27,776
16. Danilo Petrucci, Ducati, +34,266
17. Mika Kallio, KTM, +48,410
18. Tito Rabat, Ducati, +48,411
– Lorenzo Savadori, Aprilia
– Joan Mir, Suzuki
– Brad Binder, KTM
– Pecco Bagnaia, Ducati

Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:

1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Endstand Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.

Team-WM nach 14 Rennen:

1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8 LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.

Alle MotoGP-Sieger 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)

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