MotoGP: Pecco Bagnaia ist der große Verlierer

Pecco Bagnaia und der Tag der großen Fragezeichen

Von Thomas Kuttruf
Der große Verlierer des Tages hieß Francesco Bagnaia. Acht Runden vor Schluss stürzte der Weltmeister auf Platz 3 aus dem GP. Der niedergeschlagene Ducati-Werksfahrer über einen in jeder Hinsicht unverständlichen Tag.

Die erneute Niederlage am Start konnte die #1 noch kompensieren. Mit einem eleganten wie beherzten Schwung auf der Außenbahn ging Pecco wieder in Führung – mit dem klaren Ziel, in seinem 100. MotoGP-Rennen den 100. Ducati-Sieg und die WM-Führung zu sichern. Der Plan große ging in jeder Hinsicht schief.

Gleich zu Beginn erlebte der Lenovo-Ducati-Star drei bedrohliche Situationen. Bagnaia war froh, dass er den ersten Umlauf heil überstanden hatte: «Ich hatte den ersten Rutscher schon in der letzten Kurve der Aufwärmrunde. Den nächsten Hinterradrutscher hatte ich in der ersten Runde in Kurve 14, den ersten Vorderradrutscher in Kurve 14.  Das Gefühl war ähnlich wie bei meinem Sturz letztes Jahr in Barcelona – aber zum Glück hat die Strecke in Misano viel mehr Grip. Es war sehr sonderbar. Obwohl ich alles gegeben habe, hing ich zunächst bei hohen 1:31er-Zeiten fest.»

Nicht minder kurios beschrieb die #1 den Moment als es dann voranging: «Ich war bereits weit zurückgefallen und auf einmal – ich bin ganz normal weiter gefahren – fielen die Zeiten, und zwar um fast eine Sekunde.» Nicht nur das: Pecco stellte mit einer 1:30,8 einen neuen Streckenrekord auf. Bagnaia war der mit Abstand schnellste Pilot des Feldes. Werder Bastianini noch Martin kamen unter die Marke von 1:31 min.

Und doch flog der Weltmeister in einer eigentlich unkritischen Situation von seiner GP24. Bagnaia und sein Team hatten den Crash bereits genau analysiert: «Es war völlig seltsam. Das Vorderrad ist eingeklappt bei nur etwas mehr als 20 Grad Schräglage, schlagartig. Verrückt auch, im Vergleich zu meiner schnellsten Runde lag mein Bremspunkt 18 Meter früher und ich war nicht aggressiv.»

Pecco Bagnaia zeigte sich frustriert von diesem ihm unbekannten Phänomen: «Die Situation ist sehr speziell. Ich habe noch nie von einem Piloten gehört, der berichtet hat, dass ein nicht optimal funktionierender nach 15 Runden auf einmal perfekt ist. Wir verstehen es nicht – und ich bin mir auch sicher, dass selbst Michelin keine Antwort darauf weiß. Ich kann nur sagen, wir hatten den perfekten Luftdruck und die perfekte Temperatur. Es ist ein Riesenproblem, denn es bringt auch die Weltmeisterschaft aus dem Gleichgewicht.»

Der gestürzte Rennfahrer aus Pesaro fügte an: «Wir waren als Team perfekt vorbereitet, das Gleiche kann ich von mir behaupten. Auch körperlich war ich fit und auf alles vorbereitet. Aber heute hatten wir es nicht unter Kontrolle, waren machtlos in der Situation. Das ist kein gutes Gefühl. Addiert man die beiden Misano-Events, dann haben wir zwar nur fünf Punkte verloren, aber am Ende ist es extrem ärgerlich, weil wir eine Riesenchance verpasst haben, aus eigener Kraft weiter nach vorne zu kommen.»

Wenig Emotionen zeigte der geknickte Campione bei der Frage nach der entscheidenden Rennsituation zwischen Boxen-Kollege Bastianini und Jorge Martin, den dem Weltmeister nebenbei fünf Zähler rettete. Bagnaia: «Ganz ehrlich, ich schätze die Situation als normales Manöver einer letzten Runde ein. Fakt ist auch, in Misano ist es nicht leicht zu überholen. Abgesehen davon erinnere mich an eine sehr ähnliche Situation, als mich Jorge und Katar und Indien so überholt hat.»

Mit 24 Punkten Rückstand fliegt das Ducati-Ass bereits morgen weiter in Richtung Indonesien. Pecco Bagania dürfte nach dem Tag der großen Fragezeichen einige unruhige Nächte vor sich haben.

Ergebnisse MotoGP Rennen, Misano 2 (22. September):

1. Enea Bastianini (I), Ducati, 27 Runden in 41:14,653 min
2. Jorge Martín (E), Ducati, +5,002 sec
3. Marc Marquez (E), Ducati, +7,848
4. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +9,200
5. Franco Morbidelli (I), Ducati, +13,601
6. Maverick Viñales (E), Aprilia, +15,484
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +20,922
8. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +22,795
9. Alex Márquez (E), Ducati, +27,704
10. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +31,891
11. Joan Mir (E), Honda, +33,062
12. Luca Marini (I), Honda, +35,411
14. Raúl Fernández (E), Aprilia, + 36,335
14. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +37,395
15. Johann Zarco (F), Honda, +38,809
16. Jack Miller (AUS), KTM, +40,454
17. Takaaki Nakagami (J), Honda, +46,394
18. Augusto Fernández (E), KTM,+47,755
19. Brad Binder (ZA), KTM, eine Runde zurück

– Pedro Acosta (E), KTM, 19 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 7 Runden zurück

Ergebnisse MotoGP Sprint, Misano 2 (21. September):

1. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 13 Runden in 19:50,237 min
2. Jorge Martín (E), Ducati, +0,285 sec
3. Enea Bastianini (I), Ducati, +1,319
4. Marc Márquez (E), Ducati, +5,386
5. Pedro Acosta (E), KTM, +6,580
6. Brad Binder (ZA), KTM, +8,143
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +8,405
8. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +8,965
9. Franco Morbidelli (I), Ducati, +9,271
10. Maverick Viñales (E), Aprilia, +9,538
11. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +11,542
12. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +12,049
13. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +14,819
14. Alex Márquez (E), Ducati, +16,566
15. Raúl Fernández (E), Aprilia, +17,742
16. Jack Miller (AUS), KTM, +19,411
17. Luca Marini (I), Honda, +20,101
18. Johann Zarco (F), Honda, +20,598
19. Takaaki Nakagami (J), Honda, +25,394
20. Augusto Fernández (E), KTM, +25,431
21. Joan Mir (E), Honda, +27,208

WM-Stand nach 28 von 40 Rennen:

 1. Martin, 341 Punkte. 2. Bagnaia 317. 3. Bastianini 282. 4. Marc Márquez 281. 5. Binder 165. 6. Acosta 157. 7. Viñales 149. 8. Aleix Espargaro 127. 9. Alex Márquez 121. 10, Di Giannantonio 121. 11. Bezzecchi 108. 12. Morbidelli 102. 13. Quartararo 73. 14. Oliveira 71. 15. Miller 58. 16. R. Fernández 49. 17. Zarco 22. 18. Nakagami 21. 19. Mir 20. 20. A. Fernández 20. 21. Rins 15. 22. Pol Espargaro 12. 23. Pedrosa 7. 24. Marini 5. 25. Bradl 2. 25. Marini 1. 26. Gardner 0. 27. Savadori 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 500 Punkte. 2. KTM 239. 3. Aprilia 234. 4. Yamaha 84. 5. Honda 42.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 599 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 443. 3. Gresini Racing 402. 4. Aprilia Racing 276. 5. Pertamina Enduro VR46 Racing Team 229. 6. Red Bull KTM Factory Racing 223. 7. Red Bull GASGAS Tech3 177. 8. Trackhouse Racing 120. 9. Monster Energy Yamaha 88. 10. LCR Honda 43. 11. Repsol Honda Team 25.

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