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«All in»: Yamaha und der Weg zurück an die Spitze

Von Manuel Pecino
Neuer technischer Leiter, bestätigte Siegfahrer, neues Kundenteam, neues Testteam und ein neuer V4-Motor: Yamaha setzt alles auf eine Karte für eine schnellstmögliche Rückkehr an die Spitze der MotoGP.

Fans von Yamaha in der Motorrad-Weltmeisterschaft sind eine Legion, entstanden durch eine Bewunderung, die sich über Jahrzehnte von Spitzenfahrern aufgebaut hat. Ein Prozess von vielen Jahren – Roberts, Lawson oder Rainey; und später Lorenzo und als Sonnenkönig der MotoGP, der große Valentino Rossi. Yamaha ist auch die letzte japanische Marke, die in der MotoGP vor der alles überrollenden 'Ducati-Lawine' den Titel gewinnen konnte.

Es war im Jahr 2021, als Fabio Quartararo Yamaha den letzten Weltmeistertitel bescherte, der letzte große Abgesang, bevor die japanischen MotoGP-Fabriken ihre Bedeutung in der Weltmeisterschaft verloren. Über das Warum und wieso könnte man mehr als einen Aufsatz schreiben, aber anstatt zurückzublicken, geht der Blick nach vorne.

Es gibt eine Weisheit, die da lautet: «Die Vergangenheit ist zum Lernen da, die Gegenwart ist zum Leben da, und die Zukunft existiert nicht». Im Rennsport ist diese Maxime aber nicht ganz zutreffend. Die ersten beiden Aussagen treffen zu, aber die Sache mit der Zukunft geht im Werksrennsport Hand in Hand mit der Gegenwart.

In einem Interview erklärte Fabio Quartararo, wie Yamahas Verlust der Wettbewerbsfähigkeit bereits in der erfolgreichen WM-Saison 2021 begann. Ein massiv schlechte zweite Jahreshälfte hätte dem Projekt nach einem Hoch zu Beginn der Kampagne fast den Titel gekostet.

2022 wurde Yamahas «Zusammenbruch» durch den Verlust der Meisterschaft bestätigt, nachdem man eklatanten Rückstand von 90 Punkten auf den späteren Weltmeister Pecco Bagnaia hatte.

Pandemie – nur eine von vielen Ursachen

Die COVID-Periode wird als Hauptschuldiger für den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Hersteller gegenüber den Europäern verantwortlich gemacht. Das Argument ist, dass in Japan die Restriktionen strikt eingehalten wurden, während in Europa alles lockerer war, was den Rennabteilungen der europäischen Marken erlaubte, mit der Entwicklung ihrer Prototypen schneller voranzukommen.

Ein Teil der Antwort mag hier liegen, aber es gab auch eine Reihe von Fehlern, die nichts mit der Pandemie zu tun hatten. Bei Honda war es die radikale Änderung des Konzepts, das Ende 2022 eingeführt wurde – bei Yamaha war es der Verlust des Satellitenteams an Aprilia. In der Vergangenheit waren die Yamaha-Partner im Fahrerlager im Grunde genommen Kunden, die, wenn sie ein besseres Angebot fanden, einfach gingen.

Und das in einer Meisterschaft, in der die Aktivitäten der Testteams immer mehr eingeschränkt werden und an den GP-Wochenenden immer weniger Zeit zur Verfügung steht, um das Motorrad abzustimmen. Während Ducati nach jeder Sitzung Daten von den acht Motorrädern sammeln konnte, die sie auf der Strecke hatten, bei Aprilia und KTM waren es immer noch vier, hatten die Ingenieure und Techniker von Yamaha nur zwei Referenzpunkte. Und eine Kennziffer, die von Franco Morbidelli, war von geringem Nutzen.

Der Testfahrer-Prozess war ein weiterer Faktor, der von außen betrachtet wie ein klarer Fehler aussieht. Nur kurz war Jonas Folger da, es folgte Jorge Lorenzo, der auf den ersten Blick die perfekte Wahl zu sein schien, aber in der Praxis hat es nicht funktioniert. Erstens, weil Yamaha sehr wenig getestet hat, und zweitens, weil Lorenzo sich nach seinem Rücktritt körperlich 'gehen ließ'. Die Verpflichtung von Cal Crutchlow war ein guter Schachzug, aber eine Verletzung, von der er sich noch nicht erholt hatte führte zum Stillstand.

Der Faktor «Zeit»

Zu diesen Planungsfehlern kommt die Veränderung im Zeitmanagement, die in der MotoGP stattgefunden hat. Um das zu erklären, hilft Marc Márquez' Aussage über die unterschiedlichen Arbeitsweisen von HRC und Ducati Corse. Marquez: «Am Dienstag vor der Winterpause testete ich die Werks-Ducati in Montmelo; am Mittwochmorgen erhielt ich eine E-Mail, in der mir nach der Analyse der Testdaten erklärt wurde, welche Arbeitsweise wir in Zukunft verfolgen sollten. Bei Honda hätte dies Tage, wenn nicht Wochen gedauert.

Das Ende der letzten Saison hat meiner Meinung nach bereits gezeigt, dass Yamaha auf dem Weg der Besserung ist. Das hat man an den Leistungen der Fahrer gesehen, die zwar immer noch weit von dem entfernt sind, was man von Yamaha-Werksfahrern erwarten sollte, aber es ging voran.

Aber was auf der Strecke zu sehen war, ist nur eine Folge davon, wie hinter den Kulissen gearbeitet wird. In diesem Sinne liegt der Schlüssel nicht so sehr in der Renovierung der Werksteam-Garage, sondern in dem 'Vorwärts', das man in Japan für den Wandel gegeben hat.

Das Tempo zu ändern, geht nicht von heute auf morgen. 2024 war in diesem Sinne ein Test für Fabio Quartararo und Alex Rins. Zu Beginn der Saison waren sich beide bewusst, dass die Wettbewerbsfähigkeit in kleinen Dosen und mit der Zeit kommen würde. Aber im Laufe des Jahres erlebten beide Momente der Frustration.

Aber die Ergebnisse im letzten Teil der Saison und vor allem beim finalen Test haben ihnen den Glauben zurückgegeben. Das berühmte Licht am Ende des Tunnels beginnt sich zu zeigen; die grünen Triebe sind deutlich zu erkennen.

Motivator Bartolini

In dieser Hinsicht heißt der Schlüssel Massimo Bartolini. Nachdem er erst dieses Jahr von Ducati gekommen war, sind sich alle einig, dass Bartolini der perfekte Mann ist, um Yamaha wieder an die Spitze zu bringen. Obwohl er kein Renningenieur ist, beherrscht er jede technische Facette eines MotoGP-Bikes. Bei Ducati war er bereits eine Instanz. Man sagt, dass er derjenige im Fahrerlager der Weltmeisterschaft ist, der sich am besten mit den Michelin-Reifen auskennt. Sein Weggang hat bei Ducati sehr weh getan; sogar Bagnaia selbst trauerte um die Veränderung. In Bologna wurde viel versucht, ihn zu halten, aber Bartolini hatte seine Entscheidung getroffen.

Ein weiterer Beitrag Bartolinis ist seine ansteckende Vitalität. Jeder, der mit ihm zusammengearbeitet hat, erklärt, dass er hundertprozentig positiv und proaktiv ist, und das verbessert die Wettbewerbsfähigkeit manchmal mehr als zehn zusätzliche PS im Motor.

Zu Yamahas Comeback-Prozess gehört auch die Wiederbelebung des Satellitenteams, das es den Ingenieuren und Technikern ermöglicht, die für sie so nützlichen Daten zu sammeln, um das Beste aus der Basis herauszuholen. Die beiden Fahrer in dem, was Yamaha als Werksteam B bezeichnet, sind zwei Veteranen aus tausend Schlachten, und das ist wahrscheinlich genau das, was Yamaha braucht, um so schnell wie möglich wieder vom hinteren Mittelfeld nach vorne zu kommen.

Alles auf eine Karte

Zu Yamahas «All in» Prinzip gehört auch der Aufbau eines starken Testteams. Augusto Fernandez wurde verpflichtet, um als Testfahrer zu fungieren als auch per Wildcard für bis zu sechs GP-Events weiter Gas zu geben. Cal Crutchlow bleibt als Testfahrer unter Vertrag, und wenn er sich von seiner Handverletzung erholt, soll er mit Augusto zusammenarbeiten. Hinzu kommt als Joker MotoGP-All-Star Andrea Dovizioso – ein weiterer guter Schachzug für die 'neue Yamaha'.

Und schließlich arbeitet Yamaha bereits an einem neuen V4-Motor, der in absehbarer Zeit sein Debüt auf der Strecke geben wird.

Wenn Sie bis hierher gelesen haben, ist klar, wie viel Yamaha unternimmt, um die Position in der Königsdisziplin des Motorradsports wiederzuerlangen, die ihr aufgrund ihrer Bedeutung in der Zweiradindustrie zusteht.

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