MotoGP: Ducati wollte diese Situation

Interview mit Ducati-Rookie Fermin Aldeguer – Teil 2

Von Manuel Pecino
MotoGP-Neuling Fermin Aldeguer hat Fuß gefasst im Fahrerlager der Königsklasse. Im zweiten Teil des ausführlichen Gesprächs berichtet der 20-Jährige auch über sein Verhältnis zu Luigi Dall’Igna und Rivale Pedro Acosta.

Im Rahmen des Großen Preises von Katar nahm sich Gresini-Ducati-Neuverpflichtung Fermin Aldeguer Zeit für ein ausführliches Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com. Nicht lange nach dem Gespräch bewies der junge Racer aus der Nähe von Murcia, dass er die Furcht vor der höchsten Liga des Zweiradsports längst hinter sich gelassen hat, und donnerte unter Flutlicht als Sechster und erstmals vor seinem Teamkollegen Alex Marquez über die Ziellinie. Nach der Bestrafung von Landsmann Maverick Vinales gab es sogar Punkte für den fünften Platz.

Fermin, wie ist dein Verhältnis zu Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna? Ich weiß, dass er nach jeder Session in der Box vorbeikommt, aber sagt er dir außer dem technischen Briefing auch etwas Persönlicheres?
Am Anfang habe ich ihn nie gesehen, weil er zuerst zu den offiziellen Teams kommt, dann zum Werksmotorrad des VR46-Teams und dann zu mir. Zuerst zu Alex und dann zu mir, also musste ich mich umziehen, wenn er zu mir kam. Bei der Hitze und allem bin ich gegangen. Ich wusste nicht, dass er kam. Dann sagte er eines Tages zu mir ´Fermin, warte, warte, ich muss mit dir reden´. Dann habe ich angefangen, auf ihn zu warten.
Die Kommentare sind im Grunde genommen die, die ich meinem Techniker, meinem Elektronikingenieur, gebe. Wir schauen, wo wir uns verbessern können, und sprechen auch über die positiven Punkte des Motorrads. Er gibt dann sein Feedback zu dem, was er gesehen hat, und dann arbeiten sie untereinander. »

Als du bei Ducati unterschrieben hast, war Dall'Igna dabei?
Ja, Dall'Igna war die ganze Zeit dabei.

Und hat er dir gesagt, warum er dich verpflichtet hat?
Nun, er habe viel Talent in mir gesehen und sei sehr zuversichtlich, dass ich schnell fahren könne …

Was für ein Ego-Schub, oder?
Das war es wirklich. Und umso mehr, als ich noch ein ganzes Jahr in der Moto2 vor mir hatte. Das motiviert einen. Es stimmt, dass ich in diesem Jahr in der Moto2 unter dem Druck stand, gewinnen zu müssen, aber ich habe das immer gut gemeistert, ich wusste, was vor mir lag, und habe mein Bestes gegeben. Aus dem einen oder anderen Grund ist es nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Dieses Vertrauen von Dall'Igna muss schon etwas bedeuten…
Er sagt mir das immer noch. Er sagt mir, dass ich mir in der ersten Saisonhälfte Zeit nehmen soll, dass ich ruhig der Letzte in allen Rennen sein kann, dass ich lernen soll. Was er erwartet, sind stabile, progressive Ergebnisse, keine Höhen und Tiefen.
Und so ist es auch. Vielleicht ist es nicht das Endergebnis, denn es gab einige Höhen und Tiefen, aber in Sachen Geschwindigkeit habe ich mich mit jedem GP verbessert. In Argentinien war ich zum Beispiel viel schneller als in Thailand, auch wenn das Ergebnis aufgrund einer Reihe von Umständen schlechter war. In Austin war alles etwas ruhiger und das Ergebnis war etwas näher dran. Wir müssen einfach weiterarbeiten, das ist alles.

Überrascht dich, was Ai Ogura leistet?
Ja, es überrascht mich, vor allem am Anfang. Aber abgesehen davon, dass er sehr schnell ist und viel Talent hat, denke ich, dass er ein konkurrenzfähiges Motorrad hat und dass Aprilia ihn sehr unterstützen wird. Da Jorge nicht auf der Strecke ist und er gut abschneidet, nehme ich an, dass er sich die Unterstützung gesichert hat, die eigentlich Jorge zugedacht war.

Er macht seine Sache eindeutig sehr gut, aber das überrascht mich nicht, denn er macht es genauso wie in der Moto2. Er ist konstant, versucht nicht, über das Ziel hinauszuschießen, bleibt ruhig und holt sich die Ergebnisse. Ich glaube, dass er mit seiner Beständigkeit eine wichtige Rolle in der MotoGP spielen wird.

Neulich habe ich mit Pedro Acostas Vater gesprochen und ihn nach der Rivalität zwischen Pedro und dir gefragt. Und Acosta senior sagte mir: Wenn wir als Familien uns so gut verstehen, sind es diese beiden ‚Dummköpfe‘, die sich nicht verstehen … wobei er «Dummköpfe» natürlich in Anführungszeichen gesetzt hat. Wie ist eure Beziehung? Und wenn es Reibereien gibt oder gab, wie sehen diese aus?
(Aldeguer und Acosta, beide aus Murcia, messen sich seit ihrer Kindheit auf den Rennstrecken und waren die Referenz in den regionalen Meisterschaften.] Eine Rivalität, die sie begleitete, während sie die Kategorien durchliefen. Jetzt sind sie in der MotoGP wieder aufeinandergetroffen.)

Es ist die Rivalität … Ich glaube, Pedro ist sehr … Ich glaube, es fällt ihm ein bisschen schwer, Menschen zu vertrauen. Die Rivalität, die wir bis heute haben – neulich habe ich wieder hart gegen ihn gekämpft –, war sehr groß, aber immer mit viel Respekt, sowohl in der Moto2 als auch jetzt. Ich kann dir sogar sagen, dass es sich anders anfühlt, wenn wir uns überholen oder im Rennen um einen Bremspunkt kämpfen, als wenn man das mit anderen macht.

Positiv oder negativ?
Auf jeden Fall positiv … Ich glaube, dass es letztendlich nur an den unterschiedlichen Persönlichkeiten liegt, nichts weiter. Wir hatten nie einen Streit oder etwas Ähnliches, sondern haben uns aufgrund unserer Persönlichkeiten voneinander distanziert, das ist alles.

Du hast zuvor betont, dass die Breite der Strecken, auf denen ihr bisher gefahren seid, geholfen hat, sich an das Fahren einer MotoGP zu gewöhnen. Aber jetzt kommen enge Strecken wie Jerez oder Le Mans. Erwartest du große Unterschiede?
Nein, ich habe keine Angst davor. Letztendlich muss man sich anpassen, was auch immer kommt. Sicherlich wird alles komplizierter sein … oder auch nicht. Ich werde immer mein Bestes geben. Man muss sich anpassen – und Gas geben. 

Glaubst du, dass sie in Jerez die Leistung der Motorräder drosseln werden?
Ich weiß es nicht … Ich werde es dir sagen, wenn wir dort sind.

Vielen dank für das Gespräch!

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