Pecco Bagnaia: Beste Leistung und erster Verlierer

Katar-GP: Pecco Bagnaia, der von Platz 11 losgefahren war, vor Marc Marquez
Die MotoGP-Welt hat scharfgestellt auf Marc Marquez. Mit seinem nächsten fehlerfreien Doppelschlag in der Wüste von Katar, der nur zwischenzeitlich von einem erstaunlichen Maverick Vinales in Gefahr gebracht wurde, betrieb die Startnummer 93 Wiedergutmachung für den Fahrfehler von Austin.
Von allen Seiten erntete der wie zum Tabellenführer aufgestiegene Marc Marquez Applaus. Auch von der Teamleitung aus Bologna waren Worte wie «Genie» zu hören.
Nur sehr gemäßigt dagegen die Freude auf der anderen Seite der Ducati-Lenovo-Box. Mit Blick auf die WM-Tabelle hatte der Aufstieg auf Rang 2 zwar durchaus eine Bedeutung – nach vier Events und acht Rennen beträgt der Punktestand jetzt 26 Punkte –, aber es war eben auch eine weitere Niederlage gegen den Teamkollegen.
Wenig emotional auch die Übergabe der Pokale innerhalb der Ducati-Boxen. Denn der Tausch der Trophäen fand mit Franco Morbidelli statt. Der enge Vertraute aus der VR46-Akademie hatte für den Rennverlauf große Bedeutung. Nachdem Morbidelli sein Pulver an der Spitze verschossen hatte, sträubte er sich mit aussichtslosen Verteidigungsspielchen gegen die rote Werks-Ducati unter Pecco Bagnaia. Um es kurz zu machen: Einer der beiden Gründe, der verhinderte, dass Bagnaia beim Wüsten-GP final mit um den Sieg kämpfte, hieß Franco Morbidelli.
Den entscheidenden Faktor hatte sich der Vizeweltmeister allerdings selbst zuzuschreiben. Denn den hohen Vorsatz, ohne übertriebenen Einsatz in Fehler zu fahren, hatte der in Pesaro lebende Bagnaia im Qualifying gebrochen. Sein Crash im Q2 hatte den größten Negativ-Effekt auf das gesamte Rennwochenende. Startplatz 11 bedeutete eine Mammutaufgabe, die Bagnaia im Rahmen der Möglichkeiten perfekt löste.
Kein anderer Pilot im Feld der 22 MotoGP-Asse war in der Lage, acht Positionen gutzumachen. Zwar gelang dem nicht im Pulk fahrenden Marc Marquez mit einer 1:52,651 min die schnellste Rennrunde – Bagnaia war während seiner Aufholjagd um 0,147 sec langsamer – doch die Leistung des Italo-Teils der Ducati-Werksmannschaft kann dennoch nicht hoch genug eingestuft werden.
Pecco Bagnaia hätte sich für den leichten Fehler eines etwas zu schnellen Kurveneingangs in Turn 4 des Losail-Circuits selbst auspeitschen können. Doch alles, was Francesco «Go Free» Bagnaia nach seinem Schnitzer am Samstag auf der Wüstenpiste anstellte, verdient höchsten Respekt und war der Leistung eines Doppelweltmeisters würdig. Dass der Italiener das Ziel 4,5 Sek. hinter seinem Teamkollegen von Startplatz 11 aus erreichte, zeigt nichts anderes, als dass die beiden Ducati-Lenovo-Helden am vierten Rennsonntag der Saison erstmals auf gleicher Augenhöhe unterwegs waren.
Der Abwurf der #63 im Q2 war möglicherweise auch für die Zuschauer der größte Stimmungskiller. Ohne materialmordende Aufholjagd wäre es genau zu dem gekommen, was sich Pecco Bagnaia nach dem Zeittraining am Freitag gewünscht hatte: «Die Abstände sind jetzt nahezu bei Null. Ich sehe mich als konkurrenzfähig und musste hier erstmals nicht mit dem Bike kämpfen. Ich denke, ich werde in der Lage sein, mit Marc zu kämpfen.»
Die immerhin 50.000 Zuschauer in der Wüste wurden dafür von der Show des Maverick Vinales entschädigt. Und auch wenn es dafür keinen Applaus gab, wichtiger als Platz 3 im Ziel, Platz 2 nach der Strafe für Vinales, bedeutet weniger der Aufstieg in Sachen Konkurrenzfähigkeit.
Den Fans bleibt zu wünschen, dass beide Ducati-Werksfahrer unbeschadet durch die Trainings- und Quali-Session beim nächsten GP in Jerez kommen. Dann stehen die Vorzeichen auf den nächsten Premium-Schlagabtausch zwischen Marc Marquez und Pecco Bagnaia.
WM-Stand nach 8 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 123 Punkte. 2. A. Marquez 106. 3. Bagnaia 97. 4. Morbidelli 78. 5. Di Giannantonio 48. 6. Zarco 36. 7. Bezzecchi 32. 8. Quartararo 30. 9. Ogura 29.. 10. Marini 26. 11. Acosta 24. 12. Binder 22. 13. Bastianini 21. 14. Aledeguer 20. 15. Miller 19. 16. Rins 14. 17. Mir 10. 18. Vinales 8. 19. R. Fernandez 5. 20. A. Fernandez 3. 21. Oliveira 2. 22. Savadori 1. 23. Chantra 0. 24. Martin 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 148 Punkte. 2.Honda 49. 3. Aprilia 43. 4. KTM 42. 5. Yamaha 41.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 220 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 126. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 126. 4. Red Bull KTM Factory Racing 46. 5. Monster Energy Yamaha 44. 6. LCR Honda Castrol 38. 7. Honda HRC Castrol Team 36. 8. Trackhouse MotoGP Team 34. 9. Aprilia Racing 33. 10. Red Bull KTM Tech3 Racing 29. Prima Pramac Yamaha Racing 24.