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Iodaracing-Chef Sacchi: Mit Aprilia und Leon Camier?

Von Günther Wiesinger
Iodaracing-Teamchef Giampiero Sacchi könnte für die nächsten zwei Jahre das Topteam von Aprilia bilden. Neben Petrucci soll Leon Camier fahren.

Der italienische Iodaracing-Teambesitzer Giampiero Sacchi war bis Februar 2010 General Manager der Rennabteilungen der Piaggio Group, also von Aprilia, Gilera und Derbi.

Er setzte in diesem Jahr in der MotoGP-WM das einzige Claiming-Rule-Team mit Suter-BMW ein, die Fahrer waren Danilo Petrucci und Lukas Pesek. Für 2014 soll Pesek durch Leon Camier (27) ersetzt werden. In diesem Jahr war der Engländer lange verletzt und deshalb nur der Elfter der Superbike-WM auf der Crescent-Suzuki.

2011 wurde Camier Superbike-WM-Siebter im Aprilia-Werksteam als Teamkollege von Max Biaggi. In 97 SBK-Rennen gelangen ihm bisher neun Podestplätze, aber kein Sieg.

Die wichtigste Frage bei Iodaracing lautet: Wird 2014 mit Aprilia, Ducati oder gar wieder mit Suter-BMW gefahren? Wir haben uns mit Teambesitzer Giampiero Sacchi unterhalten.

Giampiero, wie sieht es bei der Materialfrage für die nächste Saison aus? Die Tendenz geht zu Aprilia?

Das ist noch nicht sicher.

Aber langsam läuft dir die Zeit davon?

Nein, es ist nie zu spät.

In Italien heisst es, Ducati sei keine echte Möglichkeit für dich, weil dort jetzt Gigi Dall’Igna am Werk ist, mit dem es zu deiner Aprilia-Zeit nicht das beste Einvernehmen gab?

No, no, das ist nicht der Punkt.
Es geht hier nicht um persönliche Befindlichkeiten. Es geht nur um die Frage: Was ist das beste Materialpaket für uns für die nächsten zwei oder drei Jahre? Wir können ja nicht nach jeder Saison den Hersteller wechseln.
Wir müssen besser verstehen, in welche Richtung es geht. Wenn wir jetzt beim Material die falsche Wahl treffen, ist das gefährlich. Es geht da um viel Geld.
Wenn du nicht in der Lage bist, in den nächsten zwei, drei Jahren vernünftige Ergebnisse einzufahren, kann das für ein Open-Team wie unseres teuer werden.

Weil nächstes Jahr nur noch 22 von 24 Fahrern finanzielle Unterstützung der Dorna erhalten?

Ja, genau. Es geht um das Ranking. Das ist eine Frage des Geldes. Wenn du nicht unter den ersten 22 bist, verlierst du eine Menge Geld.

Da geht es um rund 530.000 Euro pro Fahrer. Diese Dorna-Zuschüsse werden am Jahresende nicht ausbezahlt, wenn der Fahrer in der WM-Endwertung auf Rang 23 oder 24 liegt.

Ja, es wäre deshalb für ein Team wie Iodaracing ein Desaster, wenn wir nicht unter die ersten 22 der Tabelle kommen.
Ja, es geht bei zwei Fahrern um 1 Million Euro, mehr oder weniger. Aber ich habe das Reglement und die Situation noch nicht sehr gut verstanden. Ich weiss nicht, ob man die kompletten Zuschüsse verliert. Aber es ist denkbar. Das ist sehr gefährlich.
Deshalb müssen wir sehr genau überlegen, welche Motorräder wir für nächstes Jahr wählen.

Bei Aprilia ist die grosse Frage, ob Eigentümer Roberto Colaninno genug Entwicklungsbudget freigibt.

Ich habe viel Vertrauen zu den Leuten, die bei Aprilia arbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass sie ein konkurrenzfähiges Motorrad hinstellen können. Aber ich muss noch genau klären, welche Kosten mich erwarten. Es müssen viele Details besprochen werden, bevor ich eine Entscheidung treffe.

Wie lange bist du inzwischen von Aprilia weg?

Seit Februar 2010.

Ah, ja, du bist dort entrüstet weggegangen, als Colaninno das Moto2-Projekt beerdigt hat?

Ich kann mich nicht mehr erinnern... (Er lacht).

Das Verhältnis zu Gigi Dall’Igna ist also nicht so angespannt, dass du jetzt seinetwegen nicht auf Ducati umsteigen könntest?

Nein... Wir sind erwachsene, professionelle Menschen. Es gibt in diesem Business immer Meinungsunterschiede zwischen gewissen Leuten. So ist das Leben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dies ein Problem sein könnte.
Die Fragestellung lautet anders: Was kann ich bezahlen? Wie viel Geld kann ich auftreiben? Was bekomme ich für mein Geld? Und was kann ich dann mit dem Material in der WM erreichen?
Ich trage die Verantwortung für ein grosses Team, für zahlreiche Mitarbeiter. Ich darf jetzt keine Fehlentscheidung treffen. Ich muss alles abwägen, bevor ich diese schwerwiegende Entscheidung treffe.

Wäre es nicht gleich sinnvoller gewesen, für 2014 zwei Production Racer von Honda zu kaufen? Denn für die Open-Teams wird es gegen die RCV1000R und gegen die zwei Open-Yamaha von Forward sicher schwierig? Oder war die Honda-Lösung zu teuer?

Wenn du berücksichtigst, dass du eine Million Euro verlieren kannst, wenn du nur 23. und 24. wirst, dann könnte so eine Investition auf jeden Fall Sinn machen. Mit der Honda könntest du eventuell das Risiko vermeiden, diese Million zu verlieren. Dann wäre der Honda-Preis nicht so hoch...
Aber es ergibt sich eine andere grosse Frage. Ich muss die richtigen Fahrer finden. Es macht ja keinen Sinn, wenn ich viel Geld für das Material ausgebe und dann keine Fahrer habe, die damit die erwünschten Resultate erzielen.

Danilo Petrucci ist als Fahrer gesetzt. Für den zweiten Platz kommt Leon Camier in Frage?

Wir verhandeln, ja. Ich kenne Leon aus meiner Aprilia-Zeit. Ich wäre sehr happy, wenn wir zu einem Agreement kommen würden.
Es macht ja keinen Sinn, wenn ich einen Fahrer verpflichte, der 200.000 Euro bringt, wenn ich aber dadurch riskiere, auf Platz 23 zu landen und 500.000 Euro zu verlieren. Das wäre blödsinnig.

Niccolò Canepa stand auf der ersten IRTA-Liste, aber er ist bei Iodaracing kein Kandidat mehr?

Ja, das kann ich bestätigen. Es haben sich ein paar andere Fahrer gemeldet. Aber wir wollen den bestmöglichen haben, der verfügbar ist. Es geht nicht um die Mitgift. Das ist im Moment meine Philosophie.

Beim Valencia-GP hiess es, zu 60 Prozent werde bei Ioda 2014 mit Aprilia gefahren, zu 40 Prozent mit Ducati. Suter-BMW steht  als Partner nicht mehr zur Diskussion, weil BMW keien Entwickliung betreibt?

Nein, BMW, das ist nicht völlig ausgeschlossen. Wir werden sehen. Wir haben Zeit.

Aber am 20. März beginnt das erste Training zum Katar-GP?

Ja, da sollten wir dabei sein. Aber vielleicht werden wir beim ersten Sepang-Test am 4. Februar noch fehlen. Das könnte uns blühen, wenn wir das Material wechseln, wenn wir von BMW weggehen.
Wenn wir mit Suter-BMW weitermachen würden, hätten wir die Maschine, wir hätten alles.
Wenn wir umsteigen, wird die Teilnahme am ersten Sepang-Test schwierig. Wir müssen die Einheits-ECU auf das neue Bike umstellen, zum Beispiel. Wir werden sehen. Wenn wir den ersten Test verpassen, geht die Welt nicht unter.

Hast du irgendeine Priorität beim Material? Bietet Aprilia die beste Perspektive für die nächsten zwei, drei Jahre? Du könntest 2016 dort das Werksteam bilden. Colannino will dann wieder offizielle einsteigen?

Ich sage jetzt nichts mehr. (Er lacht). Ich rede mit den Verantwortlichen. Ich habe Vertraulichkeit zugesagt.

Aber du musst dir doch irgendeine Frist setzen? Wie lange kannst du warten?

Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen: Wir müssen uns vor Weihnachten entscheiden.

Okay, dann rufe ich dich am 23. Dezember wieder an.

Gerne.

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