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Lucio Cecchinello: Liebeserklärung an Stefan Bradl

Von Günther Wiesinger
Freitag in der LCR-Box: Lucio Cecchinello nach FP2 mit Stefan Bradl

Freitag in der LCR-Box: Lucio Cecchinello nach FP2 mit Stefan Bradl

Stefan Bradl bestreitet die dritte MotoGP-Saison für LCR-Honda, zuletzt gab es heftige Rückschläge. Doch Teambesitzer Lucio Cecchinello findet nur lobende Worte über seinen deutschen Fahrer.

LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello wirkte nach den beiden MotoGP-Trainings am Freitag beim Catalunya-GP erleichtert. Stefan Bradl fiel am Vormittag in FP1 erst in den letzten Minuten von Platz 3 auf Platz 5 zurück, am Nachmittag liess er sich von Bradley Smith nur um 0,007 Sekunden auf Platz 2 verdrängen. Der schnelle Bayer liegt nach den ersten zwei MotoGP-Trainings auf dem dritten Gesamtrang – vor Márquez, vor Lorenzo, vor Iannone, vor Rossi, Pedrosa ist Neunter, Dovizioso Zehnter.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com sprach Teambesitzer Lucio Cecchinello über das starke Comeback nach dem Mugello-Debakel, er rühmte die Fähigkeiten Bradls und nahm auch zu den Gerüchten über etwaige Nachfolger offen Stellung.

Lucio, hast du nach den drei Stürzen in Mugello und den schwachen Rennen in Jerez und Le Mans hier in Barcelona mit so einem erfreulichen Freitag gerechnet?

Ja, denn ich weiss, wir haben einen Fahrer, der hart im Nehmen ist, der einiges wegstecken kann.
Nein, Spass beiseite. Ich freue mich sehr für Stefan. Nach so schwierigen Momenten wie in Mugello wieder auf das Motorrad zu steigen und von den ersten Runden an immer unter den ersten drei mitzufahren, das ist eine erstaunliche Leistung. Respekt!

Es sieht so aus, als brauche Stefan Druck. Denn letztes Jahr fuhr er seine besten Rennen, als sein Platz bei LCR wegen Cal Crutchlow gewackelt hat. Jetzt werden immer wieder neue Kandidaten auf den LCR-Platz genannt.

Es ist wie bei einem deutschen Schäferhund. Wenn du nur zu lieb zu ihm bist, gehorcht er nicht. Du musst ein bisschen streng sein, dann benimmt er sich sich vorbildlich... Dann tut er,  was man von ihm erwartet.

Aber du gehörst doch nicht du den Menschen, die Stefan streng behandeln oder ihn unter Druck setzen? Du wirkst eher sanftmütig?

Es gibt genug andere, die ihn unter Druck setzen... Ich versuche einfach, ehrlich zu ihm zu sein.
Ich habe Stefan klar gemacht, dass wir uns in einer entscheidenden Phase der Saison befinden, das gilt auch für viele andere Fahrer. Der Motorsport hat einfach diese Gesetze.
Wir müssen Leistung bringen, und das geht nur, wenn man immer mehr und mehr und mehr arbeitet.

In den Medien werden jede Woche neue Namen als potenzielle Bradl-Nachfolger bei LCR ins Spiel genbracht. Rea, Iannone, Viñales und so weiter?

(Er lacht). Das ist wirklich lustig. Denn ich habe nie, nie, nie mit Johnny Rea gesprochen, nie mit Iannone, nie mit Viñales, nie mit Rabat.
In den Medien lese ich dauernd, dass ich mit all diesen Piloten verhandle. Das stimmt einfach nicht. Und deshalb ärgert es mich.

Du hast letztes Jahr in Laguna Seca gesagt, du willst noch zehn Jahre mit Stefan weiterfahren. Wirst du ihn für 2015 halten können?

Ich habe das Gefühl, dass ich noch nie mit einem Motorradrennfahrer in unserem Team so gern zusammengearbeitet habe wie mit Stefan. Wir haben ein sehr aufrichtiges, ehrliches, professionelles und freundliches Verhältnis. Wenn wir Spässe machen, treiben wir Spässe, wenn wir ernst sein müssen, sind wir ernst.
Ich muss auch betonen, dass Stefan in der Lage ist, das Team als Gruppe sehr gut beisammen zu halten. Manchmal hast du Fahrer, die das Team spalten und in kleine Gruppen aufsplittern. Stefan hält das Team prächtig zusammen, vom Mitarbeiter, der die Hospitality reinigt bis zum Crew-Chief.
Er schafft damit eine grossartige Atmosphäre, ein einmaliges Arbeitsklima, so entsteht ein wunderbares Umfeld. Wenn wir dazu auch noch anständige Resultate erzielen, ist das natürlich ein wichtiger Bonus.
Ja, ich wünsche mir, dass Stefan noch lange bei uns fahren wird.

Wann wird sich abzeichnen, wer 2015 in deinem Team fahren wird?

Vor der Sommerpause wird eine Vorentscheidung fallen, also beim Sachsenring-GP. Ich denke, es wird dann Mitte August in Indy oder Brünn sein, bis alles endgültig klar ist.
Zuerst müssen die vier Topfahrer ihre Verträge unterschreiben, also auch noch Rossi, Lorenzo und Pedrosa. Dann werden die nächsten Schritte folgen. Anschliessend werden Honda, Yamaha, Ducati und Suzuki die nächsten Fahrer verpflichten.

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