Marc VDS in der MotoGP: Tauziehen um Scott Redding

Das belgische Marc VDS Racing Team wartet nur noch auf die letzten Vertragsdetails, dann wird mit der Honda Racing Corporation ein Drei-Jahres-Vertrag für die MotoGP-WM unterzeichnet und in den Jahren 2015, 2016 und 2017 mit einer Factory-Spec-Honda die Königsklasse bestritten.

Der 21-jährige Engländer Scott Redding soll einen Fahrervertrag für die nächsten zwei Jahre erhalten.

Marc-VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy hat bis Ende 2008 schon im Kawasaki-Werksteam MotoGP-Erfahrung gesammelt. Er schildert im Interview mit SPEEDWEEK.com ein paar interessante Neuigkeiten zu den MotoGP-Plänen des belgischen Teams.

Michael, du hast nach dem Brünn-GP noch gesagt, Marc VDS kann so ein MotoGP-Projekt mit einer Werks-Honda nicht allein finanzieren. Du hast auf Zuschüssen der Dorna gehofft und auf ein finanzielles Entgegenkommen von HRC. Ist das eingetroffen?

Nein, eigentlich muss ich sagen, dass von der Dorna-Seite keine Hilfe kommt. Die sagen, die Verträge sind für alle gleich, jeder Neueinsteiger muss die Kosten selber tragen. Von der Dorna bekommen wir nichts.
Aber seit dem Brünn-GP, wo Gresini erstmals Budgetprobleme eingestand, und dem Misano-GP, habe ich einen Sponsor gefunden. Der Deal wurde bereits für drei Jahre unterschrieben. Das ist kein Geldgeber, der das Jahresbudget von rund 6 Millionen Euro alleine übernimmt, aber er übernimmt einen grossen Teil.
Die Unterschrift hatten wir am Freitagnachmittag in Misano.
Wir müssen jetzt noch ein paar andere Dinge unter Dach und Fach bringen, zum Beispiel mit dem Ölsponsor. Wir reden mit elf, wollen aber gegenüber LCR-Teamchef Lucio Cecchinello fair bleiben und abwarten, ob wir mit elf klar kommen. Es gäbe auch andere Möglichkeiten.
Unser Teameigentümer Marc van der Straten hat gesagt: Unter diesen Voraussetzungen machen wir das. Wir handeln jetzt mit HRC einen Vertrag über drei Jahre aus. Die Honda-Leute bereiten den Vertrag vor, er müsste in den nächsten vier oder fünf Tagen unterschrieben werden.
Den Namen des neuen Sponsors halten wir vorläufig noch geheim. Wir wissen noch nicht, ob wir die Bekanntgabe jetzt machen oder erst später, womöglich erst beim Valencia-GP.

Du rechnest mit einem MotoGP-Budget von 6 bis 6,2 Millionen. Die Leasingrate für das Factory-Paket liegt bei 3 Millionen?

Ja, in dieser Grössenordnung. Genau.

Euer Wunschfahrer ist natürlich Scott Redding. Aber der hat bei Gresini noch einen Vertrag für 2015. Wie schaut es mit der Freigabe aus?

Diese Angelegenheit ist noch nicht ganz gegessen, muss ich sagen. Der Gresini-Vertrag sagt klipp und klar: Honda-Motorrad. Und im zweiten Jahr für 2015 eine Honda-Werksmaschine.
Wir sassen einmal alle an einem Tisch, da waren wir uns einig. Doch seitdem kommt Gresini immer wieder mit neuen Ideen. Deshalb konnten wir Scott bis heute keinen Vertrag präsentieren. Er hat bei uns noch nicht unterschrieben.

Gresini steigt von Honda auf Aprilia um, er wird mit Bautista und Melandri fahren. Jetzt will er von Marc VDS wahrscheinlich eine finanzielle Entschädigung?

Du bist lange im Geschäft. Ich sehe das.
Gresini antwortet unserem Anwalt immer, er verhandle für Redding bei Aprilia, Gresini Racing versuche das Beste für den Fahrer. In Wirklichkeit hat er für Scott nie mit Aprilia verhandelt. Kein einziges Mal. Wir hatten uns ja im August schon mündlich über seine Freigabe geeinigt.

Gehen wir davon aus, dass Redding 2015 für Marc VDS in der MotoGP-WM fährt, auf einer Factory-Honda RC213V. HRC erwartet von ihm sicher Podestplätze.

Wenn Honda das sagt, ist das der Wunsch von Honda.
Unser Ziel sieht anders aus. Wir würden gerne das beste Satelliten-Team sein, also vor Tech3, vor LCR, vor Pramac.

Das bedeutet aber, dass Scott Redding manchmal Fünfter oder Sechster werden muss?

Ich denke, das sollte schon möglich sein. Obwohl das ein hohes Ziel ist. Du hast vorne die Glorreichen Vier – Márquez, Pedrosa, Lorenzo und Rossi. Dann müssen wir versuchen, diese Fahrer anzukitzeln, das muss unser Ziel sein.