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Marcel Schrötter: «Die MotoGP-WM ist kein Muss»

Von Günther Wiesinger
Marcel Schrötter

Marcel Schrötter

Marcel Schrötter ist Moto2-WM-Elfter im Tech3-Team. Dort würde er 2016 gerne in der Königsklasse fahren. «Das wäre mein Traum. Aber zuerst müssen die Ergebnisse stimmen», weiss er.

Der 21jährige Marcel Schrötter hat in der Moto2-WM 2014 die Erwartungen übertroffen. Der Bayer liegt mit der Mistral 610 des Tech3-Teams mit 72 Punkten auf dem elften WM-Rang.

Als Teamkollege von Pol Espargaró und Bradley Smith sitzt er an der Quelle zu einem MotoGP-Vertrag, sollte man meinen.

Aber so einfach wird es mit dem Klassenwechsel nicht. Für 2015 ist das Tech3-Team voll besetzt, ausserdem ist der Jugendwahn ausgebrochen.

Die MotoGP-Teams bevorzugen schnelle Teenager wie Vinales, Alex Márquez, Miller und Rins.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com nahm Marcel Schrötter zu dieser Problematik Stellung.

Marcel, du bist 21 Jahre alt. Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal wollte nach dieser Saison Bradley Smith ersetzen, an Fahrern wie Domi Aegerter zeigte er kein Interesse, weil er in fünf Jahren nur ein Moto2-Rennen gewonnen hat und schon 23 Jahre alt ist. Das heisst du musst 2015 eine Siegesserie hinlegen, sonst wird's nichts mit der MotoGP?

Wenn du mit 18 oder 19 Jahren schon den richtigen Erfolg hast, klar, dann bist du interessant für die Zukunft. Aber auf der anderen Seite muss man schauen: Wie viele deutsche GP-Fahrer gibt es?
Ich bin mit 21 Jahren immer noch jung. Und wenn der Erfolg passt, wird es keine grosse Rolle spielen, ob ich 22 oder 23 Jahre alt bin. Wichtig sind die Ergebnisse.
Der deutsche Markt spielt bei solchen Überlegungen gewiss auch eine Rolle.
Ich finde, manchmal geht es zu weit. Ich verstehe mich mit Jack Miller sehr gut, wir sind ganz gute Freunde. Aber was sich da momentan in der MotoGP mit diesen Teenagern abspielt, ist ein Wahnsinn, es ist einfach ein Trend.
Jack Miller hat die Moto3-Saison nicht dominiert. Er ist zwar in Australien ein super starkes Rennen gefahren, aber er ist kein Überflieger. Er fährt nicht auf und davon.
Das Beispiel Miller zeigt einfach, wie wichtig der australische Markt ist. Es wird ein Nachfolger für Casey Stoner gesucht, deshalb kommt er direkt in die MotoGP.

Einige Experten meinen, Honda hat als Nebeneffekt auch erreicht, dass er in der WM 2014 ein paar Fehler machte, weil sie ihm mit dem MotoGP-Angebot den Kopf verdreht haben.

Aus dieser Sicht habe ich es bisher nicht gesehen, ehrlich gesagt. Kann gut möglich sein.
Zurück zum Alter. Beim Aegerter ist es ein bisschen etwas anderes. Er ist schon sehr lange in der Moto2, eigentlich jedes Jahr mit ähnlichen Ergebnissen. Er war 2013 und 2014 konstant und besser, aber er war schon im ersten Jahr manchmal in den Top-5 oder Top-6 dabei.
Für den nächsten Schritt hat es dann nicht gereicht, obwohl er bereits seit 2010 mit dabei ist.

Irgendwann wird es einen Wettstreit geben: Wer kommt als nächster Deutscher in die MotoGP? Cortese, Folger oder du?

Ja, ich denke schon, momentan haben wir eh keine anderen Fahrer. Von Philipp Öttl hat sich in diesem Jahr jeder ein bisschen mehr erwartet, ganz klar, glaube ich. Die einzigen MotoGP-Kandidaten sind wir drei.
Markus Reiterberger ist vielleicht noch auf dieser Ebene, er fährt bereits mit diesen grossen Motorrädern.

Momentan ist es so, dass nur die Moto2-Sieger Angebote für die MotoGP-WM bekommen, zum Beispiel Kallio und Vinales. Rennen zu gewinnen, wird für dich mit der Mistral aber 2015 auch nicht einfach werden?

Genau. Ich kann so viel im Tech3-Team fahren, wie ich möchte. Aber wenn die Ergebnisse nicht stimmen, werde ich auch nicht bevorzugt, um bei uns im eigenen Team in die MotoGP aufzusteigen.
Das weiss ich selber.
Es ist schwierig zu sagen: Welche Platzierungen sind wichtig?
Es wird entscheidend sein, dass wir 2015 öfters mal um das Podium kämpfen, ähnlich wie zuletzt in Australien, nur dann möglichst bis zum Ziel vorne dabei bleiben.
Ich muss konstant in die Top-6 oder Top-7 fahren, eher Top-6. Dann hätte ich schon gute Chancen, glaube ich. Ich muss einfach eine gute Leistung zeigen mit dem Paket, das wir haben.
Ich muss zeigen, dass wir es können und dass wir dabei sind. Dann könnte ich eine Chance kriegen. 100-prozentig ist nichts. Aber das ist auf jeden Fall das Ziel für 2015.
Wenn ich unter den Top-6 lande, können wir darüber reden, ob es für die MotoGP reicht. Sonst fahre ich noch ein Jahr mehr in der Moto2.

Es gibt ja auch andere MotoGP-Teams neben Tech3, wo mit Pol Espargaró und Smith zwei starke Fahrer engagiert sind, die vielleicht auch 2016 dort fahren?

Ja, klar, ich bin auch für andere Angebot offen. Man wird sehen, was kommt und was möglich ist. 2016 kommt in der MotoGP ein neues Reglement, dann ist alles offen, die Favoriten und Fabrikate könnten ganz schön durchgemixt werden.
Klar, das Ziel und der Traum wäre wirklich, mit Tech3 MotoGP zu fahren, weil es echt ein Superteam ist. ich fühle mich dort sehr, sehr wohl.

Es gibt ja auch die Möglichkeit, 2016 in einem anderen Top-Team Moto2 zu fahren, vielleicht auf Kalex?

Es muss ja nicht sofort MotoGP sein, wenn es sich nach der Saison 2015 nicht gleich erreichen lässt. Ich bin mir sicher, wenn man mal in der Moto2 ganz vorne dabei ist, also um den Titel kämpft und konstant um Podestplätze, dann bin ich auch Ende 2015 oder 2016 noch nicht zu alt, um mit 22 oder 23 Jahren noch einmal Moto2 zu fahren.
Es ist ja kein absolutes Muss, dass man sofort in die MotoGP geht. Wenn die Ergebnisse stimmen, kommt das alles von alleine.

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