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Wilco Zeelenberg: Was war 2014 mit Jorge Lorenzo los?

Von Günther Wiesinger
Movistar-Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg analysiert für SPEEDWEEK.com Jorge Lorenzos mühsamen Saisonstart 2014. Es kam viel zusammen.

Wilco Zeelenberg, bei Movistar-Yamaha seit 2010 Manager von Jorge Lorenzo, erlebte letztes Jahr mit seinem spanischen Schützling ein paar spektakuläre Höhen und Tiefen.

Die Saison begann mit Beschwerden über die neue Generation der Bridgestone-Hinterreifen, sie mündete dann in einen Sturz (auf Platz 1 liegend!) beim Auftakt in Katar und gipfelte in einem Frühstart beim zweiten Rennen in Texas, der mit einer Durchfahrtsstrafe geahndet wurde.

Lorenzo kam deshalb in Texas über Rang 10 nicht hinaus, er lag nach zwei Rennen bereits 44 Punkte hinter dem zweifachen Sieger Marc Márquez.

Aber die Saison 2014 brachte für Movistar-Yamaha auch erfreuliche Aspekte: Lorenzo fuhr im Sommer ab dem Deutschland-GP neunmal hintereinander aufs Podest. Dazu siegte er in Aragón und Motegi.

SPEEDWEEDK.com unterhielt sich mit Wilco Zeelenberg über die «Ups and Downs» in der Saison 2014.

Wilco, wie schwierig war es für das Team, Jorge Lorenzo nach dem Texas-GP wieder aufzurichten. Er konnte sich ja ausmalen, dass der Titel kaum noch zu schaffen war. Und das Selbstvertrauen war wohl auch im Keller? Litt dann auch eine Weile lang die Motivation?

Ja, aber Motivation ist vielleicht nicht das richtige Wort. Jorge wusste ja, er hatte sein Können und seine Fähigkeiten nicht verloren.
Aber es war wegen der harten Hinterreifen und wegen der aggressiveren Kraftentfaltung des Motors schwieriger, eine ganze Renndistanz hindurch mit gleich viel Druck wie früher zu absolvieren. Denn in der Vergangenheit konnte er 45 Minuten lang mit 110 Prozent agieren. Bei den ersten Rennen musste er abwägen, was er sich in seinem körperlichen Zustand angesichts des geänderten Verhaltens der Yamaha zumuten konnte. In Kombination mit dem harten neuen Hinterreifen konnte Jorge diese Performance nicht mehr leisten. Er musste einen Schritte zurück zu machen.
Auf manchen Pisten wie in Jerez war er im Training immer noch sehr schnell. Aber im Rennen musste er das Risiko etwas zurückschrauben, um das Rennen in einem guten körperlichen Zustand zu Ende fahren zu können. Denn sein Motorrad saugte damals viel mehr Energie aus seinem Körper heraus als in der Vergangenheit.
Jorge hatte deshalb auch Mühe zu analysieren und rauszufinden, was er dagegen tun konnte. Das war eine ganz neue Situation für ihn.
Zu Beginn der Wintertests und der Saison war er nach zehn, zwölf Runden zerstört, wenn er das Motorrad so kontrollierte, wie er es sich vorstellte und wie er es gewöhnt war.

Gleichzeitig hatte Marc Márquez den Risikolevel auf ein neues Niveau geschraubt und mit seinem Können die gesamte Konkurrenz sprachlos gemacht. Er eilte von Sieg zu Sieg, fast mühelos. Er war in allen Trainings vorne, er schien keine Schwachpunkte zu haben.

Ja, das ist korrekt. Marc befand sich auf einem ganz anderen Punkt seiner Karriere. Er gewann alles und wurde mental von Rennen zu Rennen stärker.
Wir lagen ganz auf der anderen Seite.
Aber es hätte damals bei Jorge auch passieren können, dass er sich eine Verletzung zuzuzieht. Er war ehrgeizig, Marc war schnell, trotzdem wollte Jorge Marcs Siegesserie beenden, er wollte ihn schlagen und den Spiess umdrehen.
Die Motivation war vorhanden, daran mangelte es nicht, auch der Spirit war da, der Kampfgeist.
Man muss Jorge zugute halten, dass er an die Spitze zurückkam, dass er sich aber etwas Zeit nahm, er brauchte diese Zeit auch. Du hättest ihn ja 2014 auch beim vierten oder sechsten Rennen stürzen sehen können. Klar, er hätte gern früher ein Rennen gewonnen, um den Rückstand zu Marc zu verkürzen, um in den Titelkampf eingreifen zu können. Aber er hat gespürt, dass er dazu im Frühjahr nicht fähig war.
Ich habe diese Einstellung zu diesem Zeitpunkt respektiert und geachtet. Du kannst nur für Rennsiege kämpfen, wenn du mit den Gegnern auch in den Trainings und Qualifyings mithalten kannst. Besonders wenn dein Gegner Marc Márquez heisst. Bei den ersten fünf, sechs Rennen war Jorge dazu nicht imstande.

Die Saison wäre vielleicht ganz anders verlaufen, wenn Jorge Lorenzo seine Führung in Katar ins Ziel gebracht hätte.

Ja, natürlich... Aber Jorge versuchte, in Doha vom Start weg zu pushen, er hat bei diesem Nachtrennen den Griplevel unterschätzt, als es nach 22 Uhr immer kühler wurde. Das waren ungewöhnliche Umstände. Jorge stürzte... Das kann passieren.
Ich habe ihm schon in der Vergangenheit gesagt, dieses System, in den ersten Rennrunden so schnell zu fahren, birgt viele Risiken. Wir wussten, eines Tages wird es schiefgehen. Wenn du mit kalten Reifen so viel mehr riskierst als die andern... Es war schade, dass es das erste Rennen der Saison war. Denn von diesem Zeitpunkt an kontrollierte Marc die WM. Er besiegte dort Vale und alle andern. Und dann kam seine Lieblingsstrecke in Texas. So wurde er von Rennen zu Rennen stärker und überlegener.
Wir hingegen hatten anfangs Mühe mit den Hinterreifen.

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