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Marc Márquez: «Rossi soll mich in Frieden lassen»

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez

Marc Márquez

Valentino Rossi setzt auf psychologsche Kriegsführung. Will er jetzt Márquez und Lorenzo verunsichern? «Ich will mich in dieses Titelduell nicht einmischen», sagt Marc Márquez.

«Sogar rund 24 Stunden nach den Beschuldigungen von Valentino bin ich immer noch überrascht», erklärte Marc Márquez nach dem zweiten freien Training in Sepang/Malaysia.

«Natürlich habe ich Respekt vor Valentino, daran wird sich nichts ändern. Ich habe auch Verständnis für seine Situation. Er kämpft um seinen zehnten WM-Titel, er steht kurz davor, ihn zu gewinnen. Aber er weiss, dass Jorge wirklich stark ist. Aus diesem Grund würde ich es bevorzugen, wenn ich mit diesem Gefecht nichts zu tun hätte. Aber natürlich ist Valentino am Donnerstag hier gegen mich losgegangen... Doch am Ende muss er Jorge auf der Rennstrecke besiegen. Ich will da nicht dazwischen stehen. Ich will mein Rennen fahren. Was ich in Phillip Island gemacht habe, war die beste Lösung. Ich habe gewonnen und die 25 Punkte abkassiert, für mein Team, für meine Sponsoren, für meine Factory. Ich werde hier und in Valencia das Gleiche machen. Ich werde auf Sieg fahren. Klar, wenn ich nicht gewinnen kann, werde ich versuchen, Zweiter oder Dritter zu werden. Wie ich schon vor dem Australien-Rennen gesagt habe: Ich werde 100 Prozent geben.»

Valentino Rossis Vorwürfe stellten die sportliche Ethik und den Charakter von Weltmeister Marc Márquez in Frage. Denn der Yamaha-Star warf ihm vor, für Lorenzo zu fahren und den WM-Fight zu verfälschen. Hat Marc durch diese überraschende verbale Attacke Respekt vor dem Italiener verloren?

Márquez: «Nein, ich habe überhaupt keinen Respekt vor Valentino verloren. Ich verstehe seine Situation. Er kämpft um den Titel, es fehlen noch zwei Rennen, er liegt nur elf Punkte vorn. Nach einer Saison wie dieser fühlt jeder den Druck. Wie gesagt: Ich will mit diesem Fight nichts zu tun haben. Sie sollen eine grossartige Show draus machen, er und Jorge sollen das unter sich ausmachen. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass Dani, ich und Andrea mitten in diesen Kampf hinein geraten. Ob das schliesslich Jorge oder Valentino nützt, weiss niemand. Jeder von uns will ein gutes Rennen zeigen, jeder hat seine eigenen Interessen. Es ist kein Teamkollege, der um den Titel fightet. Also halte ich mich da raus. Ich fahre mein Rennen, aus, basta.»

Warum geriet Marc plötzlich in die Schusslinie von Rossi?

«Ich weiss es nicht», rätselt er. «Es ist eine neue Strategie... Ich war überrascht. Denn ich bin in Australien im Rennen grosse Risiken eingegangen, als ich Lorenzo in der letzten Runde im Bergabstück überholt habe. Und das nach einer heissen, schwierigen Runde. Ich weiss nicht, was Valentino da geritten hat. Das weiss nur er. Ich denke, Valentino ist stark genug, um Jorge auf der Piste zu besiegen. Er führt in der WM. Er weiss, er wird Weltmeister, wenn er zweimal direkt hinter Jorge ins Ziel kommt. Er muss sich also keine Sorgen machen. Es ist komisch. Am Sonntag war Valentino ganz anders. Er hat mich nur gefragt, warum ich in der letzten Runde so schnell war. Er wollte wissen, warum ich bei Rennmitte plötzlich so schnell war und warum mich Jorge dann wieder überholt hat. Ich habe einfach das Rennen kontrolliert und meinen Vorderreifen geschont. Mein Ziel war, das Rennen zu gewinnen. Es spielte für mich keine Rolle, ob ich mit einem Abstand von 5 Sekunden oder 0,001 Sekunden gewinne.»

«Nein, ich bin nicht zornig auf Valentino. Im ersten Moment war mein Gedanke nur, sie sollen mich bei dieser Schlacht aus dem Spiel lassen. Das heisst aber nicht, dass Dani, Andrea oder ich hier oder in Valencia den Rennverlauf nicht beeinflussen können. Wir können uns alle drei zwischen Jorge und Valentino oder zwischen Valentino und Jorge schieben. Ob das schliesslich Jorge oder Vale hilft, weiss keiner. Jeder fährt sein Rennen, jeder will das beste Resultat für sich und sein Team sicherstellen. Valentino hat Jorge in diesem Jahr oft besiegt. Er kann das auch bei den letzten zwei Rennen machen. Deshalb verstehe ich seine Aufregung nicht. Valentino ist ein guter Sportler, auf und neben der Piste. Aber er soll Jorge auf der Piste besiegen. Und mich in Frieden lassen.»

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