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Cal Crutchlow: «Vorderreifen für Honda viel zu weich»

Von Gerraint Thompson
LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow analysiert die Honda-Probleme nach Platz 3 in Katar mit bemerkenswerter Schonungslosigkeit. «Es gibt keine rasche Lösung», ahnt der Brite.

Die Honda-Truppe macht schwere Zeiten durch. Cal Crutchlow marschiert mit der LCR-Honda zwischen Höhen (dritter Gesamtrang in Australien) und Tiefen (13. Platz gestern am zweiten Testabend in Katar).

«Dieses Ergebnis entspricht der Realität», lautete seine ernüchternde Bilanz. «Mit Platz 8 am Mittwoch ist es eigentlich nicht so übel gelaufen. Da dachte ich: Wenn der Grip besser wird und ich zu pushen beginne, kann es ganz gut ausschauen. Ich meinte, dann werden das Setting und das Gefühl besser. Aber ehrlich gesagt – no chance! Ich bin am ersten Abend die ganze Zeit mit dem harten Hinterreifen gefahren. Am Donnerstag haben wir den weichen genommen, es war kein Unterschied zu spüren. Das Bike tanzt und hoppelt über den Boden... Wir können nicht bremsen, wir können das Motorrad nicht einlenken. Wir sliden zu viel. Die zwei Repsol-Fahrer sagen genau das Gleiche. Es ist nicht so, dass nur ich das spüre. Und wir sind alle zu langsam. Wir sind viel zu weit hinten. Dabei wissen wir alle drei, dass wir schnell sein können, wenn es drauf ankommt. Aber momentan können wir nicht gut in die Kurven reinfahren, das ist die Wirklichkeit, wir können nichts dagegen tun. Es wäre ein Wunder nötig, um diese Situation zu ändern. Unsere Positionen werden sich nicht so rasch ändern. Wir müssen arbeiten und uns verbessern. Aber das wird nicht über Nacht passieren.»

Ist bei Honda schon eine Strategie erkennbar, wie man diese Probleme beseitigen könnte? Crutchlow: «Im Moment nicht. Zuerst müssen wir Informationen sammeln. Das ist eine andere Strecke als in Malaysia und Australien. In Sepang spürst du nicht übertrieben viele Probleme, weil es so heiss ist, dass du keine Power hast. Dann kommst du nach Phillip Island. Das ist eine besondere Strecke mit vielen nach aussen hängenden Kurven, du bremst dort nicht, wirklich nirgends... Hier in Doha gibt es etliche Bremszonen. Da stehen wir auf verlorenem Posten, und nachher kommen wir nicht um die Kurven. Es ist gut, dass wir das jetzt herausgefunden haben, immerhin zwei Wochen vor dem Rennen. Das Problem ist: Für unser Bike ist dieser Vorderreifen viel, viel zu weich. Und die Zuteilung, die sie hier gebracht haben, ist ein Desaster, wir haben nicht genug brauchbare Reifen in der Allocation. Deshalb sitzen alle Fahrer die ganze Nacht in der Box rum. Wir können den harten Vorderreifen nicht verwenden, denn damit stürzen wir auf der Geraden. Dann haben wir zwei oder drei weiche Vorderreifen, mit denen wir drei Abende durchkommen müssen. Wenn wir die härtere oder besser gesagt die mittlere Mischung nehmen, spüren wir massive Vibrationen. Also bin ich damit sofort wieder an die Box zurückgekehrt. Wir konnten am zweiten Abend nicht viel Arbeit verrichten. Wir wussten schon nach dem ersten Tag, dass wir in Schwierigkeiten stecken. Die Pace, die wir vorgelegt haben, war das Maximum. Ich würde gern erzählen, dass wir noch eine Sekunde in Reserve haben. Aber ich habe nichts mehr in der Tasche...»

«Wenn sich das Motorrad anständig benehmen würde, so wie wir uns das wünschen, dann wären alle Honda-Fahrer eine Sekunde schneller. Aber im Moment passiert das nicht. Der neue Motor ist in Ordnung. Aber die negativen Aspekte überwiegen deutlich gegenüber den positiven. Wir müssen akzeptieren, dass Katar für usn ein sehr schwieriges Rennen wird. Nachher wird es vielleicht besser. Aber momentan haben wir für diese Piste wenig Hoffnung.»

Passt die Honda einfach nicht zu den Michelin? «Wir beschweren uns über Sachen, über die sich kein einziger Fahrer von einem anderen Hersteller beschwert», hält Crutchlow fest. «Wir haben ganz andere Beschwerden als die Fahrer von Yamaha oder Ducati oder Suzuki. Wie ich gesagt habe: Die Jungs, die jetzt an dritter, vierter oder fünfte Stelle liegen, die sind nicht besser als Marc Márquez oder Dani Pedrosa. Das ist die heilige Wahrheit, das kann ich euch versichern. Wir sind uns bewusst, dass wir in einer Lage sind, wo wir nicht wirklich schnell sein können. Wenn Marc schnell sein will, kann er schnell sein. Das weiss jeder. Was er letztes Jahr in der letzten Rennrunde in Australien aufgeführt hat oder wo auch immer, das ist uns allen bekannt. Und jetzt kann er kaum 1:56 min fahren, nachdem er letztes Jahr hier 1:54,4 min hingelegt hat? Da ist nicht meine Erklärung nötig, um zu zeigen, was los ist.»

«Ich übe keinen Druck auf Honda aus. Ich bin da vorsichtig, denn ich habe zwei HRC-Ingenieure in der Box. Ich kann ihnen nur meine Inputs liefern und mein Bestes geben. Ich bemühe mich, ihnen zu helfen. Drei Gehirne sind immer nützlicher als zwei. Ich habe Erfahrung mit den Bikes anderer Hersteller, unsere Ingenieure nicht. 2015 haben wir alle geglaubt, es liege nur am Motor. Es liegt aber nicht nur am Motor. Wir werden sehen... Das passiert halt manchmal im Rennsport. Es geschehen Dinge, die dann nicht funktionieren. Ducati hatte dieses Problem fünf Jahre lang – und jetzt befinden sie sich in einer sehr starken Ausgangslage. Bei uns hat sich einiges nicht so gut bewährt, wie wir erwartet haben. Wir müssen geduldig bleiben und das durchstehen. Es wird einige Zeit dauern, bis wir Lösungen gefunden haben.»

Die Testzeiten in Katar, 23 Uhr Ortszeit (3. März)

1. Maverick Vinales, Suzuki, 1:55,436.
2. Andrea Iannone, Ducati, 1:55,508.
3. Jorge Lorenzo, Yamaha, 1:55,535.
4. Scott Redding, Ducati, 1:55,677.
5. Héctor Barbera, Ducati, 1:55,815.
6. Andrea Dovizioso, Ducati, 1:55,856.
7. Dani Pedrosa, Honda, 1:55,857.
8. Valentino Rossi, Yamaha, 1:55,947.
9. Marc Márquez, Honda, 1:56,046.
10. Aleix Espargaró, Suzuki, 1:56,126.
11. Pol Espargaró, Yamaha, 1:56,173.
12. Loris Baz, Ducati, 1:56,427.
13. Cal Crutchlow, Honda, 1:56,584.
14. Yonny Hernandez, Ducati, 1:56,667.
15. Tito Rabat, Honda, 1:57,263.
16. Bradley Smith, Yamaha, 1:57,267.
17. Eugene Laverty, Ducati, 1:57,670.
18. Alvaró Bautista, Aprilia, 1:57,721.
19. Jack Miller, Honda, 1:57,789.
20. Michele Pirro, Ducati, 1:58,113
21. Hiroshi Aoyama, Honda, 1:58,347.
22. Stefan Bradl, Aprilia, 1:58,418.

Die Testzeiten Katar, 23 Uhr Ortszeit (2. März)

1. Jorge Lorenzo, Yamaha, 1:55,452
2. Maverick Vinales, Suzuki, 1:55,880
3. Valentino Rossi, Yamaha, 1:55,894
4. Andrea Iannone, Ducati, 1:56,119
5. Scott Redding, Ducati, 1:56,213
6. Héctor Barbera, Ducati, 1:56,320
7. Andrea Dovizioso, Ducati, 1:56,388
8. Cal Crutchlow, Honda, 1:56,510
9. Bradley Smith, Yamaha, 1:56,517
10. Marc Márquez, Honda, 1:56,523
11. Aleix Espargaró, Suzuki, 1:56,522
12. Pol Espargaró, Yamaha, 1:56,747
13. Dani Pedrosa, Honda, 1:56,910
14. Yonny Hernandez, Ducati, 1:57,021
15. Loris Baz, Ducati, 1:57,121
16. Jack Miller, Honda, 1:57,850
17. Michele Pirro, Ducati, 1:57,891
18. Tito Rabat, Honda, 1:58,016
19. Stefan Bradl, Aprilia, 1:58,066
20. Eugene Laverty, Ducati, 1:58,269
21. Hiroshi Aoyama, Honda, 1:58,744
22. Alvaró Bautista, Aprilia, 1:58,753
23. Takuya Tsuda, Suzuki, 2:00,578

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