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Gigi Dall'Igna: «Ich bin kein Genie, aber Jorge»

Von Günther Wiesinger
Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna will keine Ausreden mehr hören. Er ist überzeugt, dass er mit Jorge Lorenzo 2017 um den WM-Titel fighten kann.

Gigi Dall'Igna, General Manager von Ducati Corse, ist mit Jorge Lorenzo ein grosser Fang für die nächsten zwei Jahre gelungen. Der ehemalige Aprilia-Rennchef ist bei Ducati seit zweieinhalb Jahren für den Rennsport verantwortlich, er hat den Rennstall Schritt für Schritt wieder an die Spitze herangeführt.

Gigi, Jorge Lorenzo hat dich als Genie bezeichnet. Er kennt dich, er hat 2006 und 2007 auf der 250-ccm-Aprilia zwei Weltmeistertitel gewonnen.

Zuerst möchte ich mich bei Jorge für diese netten Worte bedanken. Aber ich halte mich ganz sicher nicht für ein Genie. Ich bin allerdings überzeugt, dass ich allen Menschen helfen kann, die mit mir zusammenarbeiten. Gemeinsam können wir das Beste aus unserer Aufgabe machen.

Vielleicht bin ich von einigen Genies umgeben. Denn ich bin überzeugt, dass die Ducati-Techniker sehr gehabt sind und auf einem sehr, sehr hohen Level arbeiten.

Ich denke, die Arbeit, die wir seit Oktober 2013 verrichtet haben, basiert nicht nur auf meinem Beitrag. Wir sind eine Gruppe, die zusammenarbeitet, wir verfolgen ein Ziel, und deshalb ist es uns gelungen, das Motorrad in die gewünschte Richtung zu entwickeln.

Wird Jorge Lorenzo der Nummer-1-Fahrer sein?

In meiner ganzen Karriere habe ich nie nur einem einzigen Fahrer die Gelegenheit gegeben, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Ich muss vor allem vor dem Saisonstart überlegen, ob einer der beiden Fahrer Chancen auf bessere Resultate hat als der andere. Wenn das so sein sollte, werde ich ihm sicher behilflich sein, dieses Ziel zu verwirklichen.

Aber ich werde beim Saisonstart und bei den ersten Rennen nicht einen der beiden Fahrer bevorzugen, indem er die besseren Teile erhält.

Ducati hat seit bald sechs Jahren kein MotoGP-Rennen gewonnen. Stand Ducati unter Druck der Sponsoren?

Zuerst wollten wir das Motorrad weiter entwickeln. Sobald unser Bike auf demselben Level ist wie jene der andern Hersteller, wollten wir einen Topfahrer engagieren. Das war unser Plan von Anfang an. Ganz einfach. Und den haben wir umgesetzt.

Das war eine ausweichende Antwort. Steht Ducati stark unter Druck? Mit Lorenzo gibt es keine Ausreden punkto Fahrer mehr.

Ich glaube nicht. Ich spüre keinen besonderen Druck, jetzt wo Jorge zu uns kommt. Ich bin sehr froh darüber. Es ist ganz einfach: Ich will keine Ausreden. Wir verfolgen ein Ziel. Und auf dem Weg dorthin darf es keine Ausreden geben.

Manchmal lese ich, Ducati könne nicht gewinnen, weil die Fahrer nicht stark genug sind. Ich stimme da nicht zu. Trotzdem will ich nicht ewig solche Ausreden hören. Ich bin hier, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Darum geht es.

Wie kannst du Jorge Lorenzo als Fahrer beschreiben?

Jorge ist mit Sicherheit einer der besten Fahrer der Welt. Er hat ein paar besondere Charakteristiken, und diese kenne ich sehr gut, denn ich habe lange Zeit mit ihm zusammengearbeitet.

Ich glaube, das Motorrad, das wir Jorge geben werden, beinhaltet alles, was er braucht, um auf der Rennstrecke schnell und konkurrenzfähig zu sein. Natürlich wird er seinen Fahrstil ein bisschen anpassen müssen. Aber ich bin überzeugt, dass er die Ducati auf die richtige Art und Weise beherrschen kann. Denn er ist ein wahres Genie.

Muss die Desmosedici für Jorge Lorenzo umgestaltet werden?

Ich glaube, im Moment ist unser Motorrad ganz gut für ihn. Wir haben natürlich einige Entwicklungen für den Lauf der Saison geplant – im Hinblick auf 2017. Und wir werden Jorge das 2017-Bike so schnell wie möglich präsentieren. Am liebsten gleich nach dem Valencia-GP. Daran arbeiten wir jetzt bereits bei Ducati.
Ich bin überzeugt, dass wir nicht zu viele Neuentwicklungen brauchen, nur weil Jorge jetzt zu uns stösst.

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