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Pol Espargaró & Bradley Smith: Das Doppelinterview

Von Johannes Orasche
2017 werden Pol Espargaró und Bradley Smith das Fahrergespann im neuen MotoGP-Werksteam von KTM bilden. Im gemeinsamen Interview sprachen sie über die «Acht Stunden von Suzuka», das KTM-Projekt und ihre Stärken.

In den letzten drei Jahren waren Pol Espargaró und Bradley Smith gemeinsam im Tech3-Yamaha-Team von Hervé Poncharal unterwegs. Smith absolvierte auch bereits die Saison 2013 im franzöischen Team an der Seite von Cal Crutchlow. Aktuell belegen Espargaró und Smith die Gesamtränge 9 und 18. Smith, der sich bei seinem Einsatz im Rahmen der «Acht Stunden von Oschersleben» schwer verletzte, muss auch den Aragón-GP ausfallen lassen und wird wie in Silverstone und Misano von Superbike-Pilot Alex Lowes ersetzt.

Im nächsten Jahr beginnt für Espargaró und Smith ein bedeutender neuer Karriereabschnitt, denn sie werden Werksfahrer für das neue MotoGP-Projekt von KTM. Warum sie sich als richtige Wahl für KTM sehen und worin ihre Stärken und Schwächen liegen, verrieten sie im Interview für die österreichische Monatszeitschrift «Motorrad-Magazin».

Pol, du hast die «Acht Stunden von Suzuka» zum zweiten Mal in Folge gewonnen? Du musst in Japan längst ein Volksheld sein.

Espargaró: Europa ist in dieser Hinsicht fast kalt oder zu sehr Business, die Japaner sind so was von heiss darauf. So etwas muss man mal erlebt haben. Bradley kennt es ja.

Smith: Es war das beste Podium, das ich je erlebt habe. Jeder gönnt es dir. In der MotoGP ist es, als stünde man einfach nur oben. In Suzuka jubeln die Leute 30, 40 Minuten danach auch noch unter dem Podium.

Espargaró: Ja, in der MotoGP-WM sind auf dem Podium alle happy, aber eine Minute danach ist es schon wieder vorbei, man denkt an das nächste Rennen. In Suzuka steht die Welt einfach still.

Wie würdet ihr das diesjährige Paket von Yamaha für das Kundenteam Tech3 beschreiben? Bei Honda konnte Miller ja im Regen gewinnen, auch einige Fahrer sind mit den Ducati-Bikes der Kundenteams stark.

Smith: Unser Bike ist aus dem Jahr 2015. Man muss klar sagen, dass unsere M1 um die alten Reifen herum gebaut wurde. So gesehen, sind wir natürlich immer einen Schritt oder gar zwei hinterher. Aber wir versuchen unser Bestes, es fehlt halt immer etwas.

Was steht in euren Garagen?

Espargaró: Du meinst zuhause? ...Viele Downhill-Fahrräder!

Smith: Ein Lamborghini doch auch?

Espargaró: Ja, mir gefallen Autos. Ich habe auch einige Motorräder. Aber ich kann im Straßenverkehr einfach nicht langsam cruisen. Wir sind auf der Straße eine Gefahr für den Verkehr, ich fahre kaum. Es fällt mir schwer, die Regeln einzuhalten. Ich bin der Typ, der einfach immer Adrenalin braucht.

Smith: Ich war immer ein Motocrosser. Ich habe zwei Trial-Maschinen, ein Dirttrack-Bike, eine Supermoto- und MX-Maschine. Dann habe ich noch einen 50-ccm-Roller. Der ist nützlich und man kann damit nicht schneller als 50 km/h fahren. Ich habe nur einen Van, ich bin mehr der Pragmatiker.

2017 bleibt ihr weiter Teamkollegen, aber dann in einem echten Werksteam - bei KTM.

Smith: Ja, ich hatte den Deal ja zuerst unterschrieben und habe die KTM dann Pol zu verkaufen versucht. Ich war wie ein Geschäftsmann. Pol war in den vergangenen Jahren ein sehr guter Teamkollege. Wir haben uns regelmässig angestachelt. Ich weiss, in welchen Bereichen er stark ist. Wir haben auch in Suzuka mit der neuen R1 einen starken Job gemacht. Es wird wieder ein Kampf die nächsten zwei Jahre, wie jetzt bei Yamaha.

Espargaró: Wir wollen unbedingt siegen, haben noch nie in der MotoGP gewonnen. Brad war schon mal ganz nahe dran. Wir sind hungrig, das ist auch für KTM gut. Mit dem Werk im Hintergrund werden wir 200 Prozent geben. Wir haben die Chance in unserer Hand.

Was sind eure Stärken und Schwächen, wie würdet ihr euch gegenseitig bewerten?

Smith: Wir decken gemeinsam eine riesige Bandbreite ab. Pol ist unheimlich stark, wenn es um eine schnelle Runde geht. Generell funktioniert es gut, wir sind komplett unterschiedliche Jungs. Man braucht auch denjenigen, der Reifen und Chassis testet. Im Endeffekt sind wir seit drei Jahren die besten Satelliten-Fahrer in der MotoGP-Klasse, das zählt.

Espargaró: Man braucht nicht zwei Leute, die identisch bremsen und so weiter. KTM wollte auch zwei junge Leute. Klar haben wir negative Seiten, aber wir können beide gutes Feedback geben.

Was wisst ihr von eurem neuen Arbeitgeber KTM?

Smith: Ich habe es genossen, mit unseren künftigen Bossen zusammen zu sitzen. Nach fünf oder zehn Minuten war klar, das sind meine Leute. Sie können uns das geben, was wir suchen. Es wird ein interessantes Projekt, ich bin beeindruckt.

Espargaró: Ich kenne die Bosse und einige Mechaniker. Ich war mal gemeinsam mit dem Testteam an der Strecke. Sie haben noch mehr Leidenschaft und Willen als Honda, Ducati oder Yamaha. Auch wenn die Ergebnisse vielleicht im ersten Jahr nicht top sein werden. Ich will, dass die Leute auf unser Feedback reagieren, wenn wir vom Motorrad steigen. Das ist wichtig.

Was sagt ihr zu dem Test in Spielberg - dem ersten Vergleich von KTM mit der Konkurrenz?

Espargaró: Ja, es war stark. Die Strecke ist zwar nicht so lang und technisch, aber immerhin.

Einige Experten sagen, dass ein permanenter MotoGP-Fahrer wohl nochmals 0,5 sec schneller gewesen wäre.

Espargaró: Das ist nicht fair. Man kann nicht sagen, Kallio ist nicht schnell, oder dass wir raufspringen und gleich einen halbe Sekunde schneller fahren.

Smith: Vergesst nicht: Kallio hat vor zwei Jahren gegen Rabat um den Moto2-Titel gekämpft.

Espargaró: Ja, wir müssen Kallio und Hofmann dankbar sein, genauso wie Lüthi und allen anderen. Sie machen alle einen guten Job. Was man bei den Tests braucht, ist das Gefühl und keine Stürze. Kallio ist meiner Meinung nach einer der besten Testfahrer der Welt.

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