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Aufgedeckt: Welche Aprilia Laverty wirklich fährt

Von Ivo Schützbach
Aprilia-Rennchef Romano Albesiano hat während des Winters vollmundig von den Fortschritten mit der neuen RSV4 RF geschwärmt. Die Wahrheit stellt sich für die Milwaukee-Piloten Laverty und Savadori anders dar.

Mit 46 Punkten liegt Eugene Laverty nach vier Meetings als Gesamtzehnter bereits 149 Punkte hinter WM-Leader Jonathan Rea (Kawasaki). Den WM-Titel kann der Hersteller aus Noale längst abschreiben, Kawasaki und Ducati sind weit voraus. Auch Podestplätze lagen bislang in keinem Rennen in Reichweite. Das beste Aprilia-Ergebnis in dieser Saison: Rang 5 von Lorenzo Savadori im ersten Rennen in Assen.

«Wir haben für 2017 die Schwinge, die Verkleidung, den Tank, den Sitz und den Auspuff geändert», erklärte Aprilia-Rennchef Romano Albesiano Ende Januar. «Auch an der Elektronik haben wir gearbeitet und am Motor kleine Verbesserungen erzielt. Der Motor hat im mittleren und höchsten Drehzahlbereich nun mehr Leistung.»

Aprilia ließ für die Superbike-WM seit 2009 drei Modelle der RSV4 1000 homologieren, und will natürlich immer das neueste in der Startaufstellung sehen. Die Realität sieht anders aus, wie SPEEDWEEK.com herausfand.

Die 2017-RSV4 wurde Anfang Oktober 2016 auf der Intermot in Köln vorgestellt. In erster Linie wurde sie gebracht, um der Abgasnorm Euro4 zu entsprechen. Die Umstellung wurde auch genützt, um die Serienversion deutlich zu verbessern. Auf der Rennstrecke soll die neue Maschine zirka eine Sekunde schneller sein als das Vorgängermodell.

All’ diese Änderungen bringen dem WM-Superbike aber nichts, da Komponenten wie Räder, Gabel, Schwinge, Bremsen, Federelemente oder der Tank in der Weltmeisterschaft sowieso geändert werden dürfen.

Hinzu kommt: Der Motor der RSV4 von 2015 hat variable Einlasstrichter, die von 2017 nicht. Kein Wunder, entschied sich das Milwaukee-Team – nach Rücksprache mit Aprilia – Eugene Laverty und Lorenzo Savadori auf die letztjährigen Maschinen zu setzen.

Drei Aprilia-Modelle sind erlaubt

Die 2016-RSV4 wurde seit November 2016 mit einem neuen Tank, einer neuen Schwinge und der neuen Sitzeinheit ausgestattet, einige MotoGP-Erkenntnisse flossen ein. Das ist laut Reglement auch erlaubt.

Ein Team oder ein Hersteller ist auch nicht verpflichtet, mit dem jüngsten Homologationsmodell zu fahren. Laut heutigem Reglement gilt jede Homologation für acht Jahre, mit einmaliger Option auf Verlängerung von zwei Jahren – also maximal zehn Jahre. Aus diesem Grund sind alle homologierten Aprilia-Modelle seit 2009 nach wie vor erlaubt.

Sobald das Motorrad nicht mehr dem Reglement entspricht, verfällt die Zulassung. Das kann bei der aktuellen Formulierung aber fast nur passieren, wenn das Reglement grundlegend geändert wird. Zum Beispiel, wenn V2-Motorräder nur noch 1000 ccm statt jetzt 1200 ccm haben dürften.

Generell gilt: Bauteile verschiedener Homologationen derselben Modelle dürfen nicht gemischt werden. Ein Rahmen von 2015 darf also nicht mit dem Motor von 2017 verwendet werden.

Aprilia muss nur bedingt in Modelljahren denken, wie sich jetzt herausstellte.

«Am Chassis hat sich seit 2009 nichts geändert», verriet Milwaukee-Teammanager Mick Shanley. «Es gibt keine Unterschiede bei diesen Teilen. Davon abgesehen benützen wir die Motor-Spezifikation von 2015/2016, die neuen Teile haben keine Auswirkung darauf, was wir als Rennteam brauchen. Es gibt auch keinen neuen ‹2017›-Motor. Alle unsere Motoren wurden dieses Jahr aufgebaut und werden permanent weiterentwickelt. Es wäre also nicht richtig, von einem alten oder neuen Motor zu reden.»

«Sie benützen die 2015 RSV4RR/RF», bestätigte Scott Smart, Superbike-Technikchef des Motorrad-Weltverbands FIM. «Bei diesem Modell kann man die Motorposition einstellen. Weil das laut Reglement nicht mehr erlaubt ist, benützt das Team – sehr zu ihrem Ärger – die Motorposition wie im homologierten Serienmodell. Das haben wir auch mehrfach überprüft. Der Basisrahmen der Aprilia ist seit 2009 gleich, alle verschiedenen Versionen haben die gleiche Nummer und Konstruktion.»

Ein Marketing-Albtraum

Wenn Eugene Laverty über die «neue» Aprilia schimpft, meint er damit nicht das 2017er-Modell, sondern die Änderungen, die gegenüber letztem Jahr gemacht wurden. «Ich will keine Neuentwicklungen, sondern das alte Material», unterstrich der Nordire im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Immer, wenn wir auf altes Material zurückgriffen, erwies es sich als besser. Wir machten das mit dem Rahmen und der Schwinge, ich möchte auch den alten Tank. Damals hat das Motorrad korrekt funktioniert. Bislang haben sich alle meine Änderungsvorschläge als richtig erwiesen.»

Der Vizeweltmeister von 2013 weiter: «Aber du kannst nicht einfach nur alles ändern, du muss auch verstehen, was den Unterschied ausmacht. Wir machen momentan Schritte zurück, um vorwärts zu kommen. Als ich die Aprilia zum ersten Mal im November fuhr, fühlte sich alles richtig an. Dann wurden über den Winter die Änderungen vorgenommen – seither mag ich die Maschine nicht mehr. Der Test im Januar war ein Desaster. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich von Anfang an mit dem Bike vom letzten Jahr arbeiten.»

Aprilia hält sich bedeckt darüber, dass in der Weltmeisterschaft das alte Motorrad eingesetzt wird – für deren Marketing-Experten ist das ein Albtraum.


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