Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Einheits-ECU: BMW-Rennchef droht mit SBK-Ausstieg

Von Ivo Schützbach
BMW-Rennchef Marc Bongers

BMW-Rennchef Marc Bongers

Ab 2018 soll es in der Superbike-WM eine Einheits-Elektronik und -Software geben. Setzt Promoter Dorna diese Idee durch, gibt es bei BMW keine Rechtfertigung mehr für die Teilnahme an dieser Rennserie.

Offiziell beschlossen ist es noch nicht, aber WM-Vermarkter Dorna will für 2018 eine einheitliche Motorsteuerung mit dazugehöriger Software von Magneti Marelli einführen. Diese hat sich in der MotoGP-WM bewährt, nur Kawasaki und BMW sind strikt dagegen, weil sie die Superbike-WM stärker als andere Hersteller als Entwicklungsfeld für Serienmaschinen nutzen – und nicht in der MotoGP-Klasse vertreten sind.

Yamaha, MV Agusta, Ducati, Honda und Aprilia könnten mit einer Einheits-ECU leben.

BMW-Rennchef Marc Bongers machte im Interview mit SPEEDWEEK.com deutlich, wie wichtig die eigene Elektronik für den bayerischen Hersteller ist. Und welche Konsequenzen die Einführung einer Einheits-Elektronik haben wird.

Marc, weshalb bist du strikt gegen die Einheits-Elektronik?

Aus drei Gründen. Erstens benützen wir den Bereich Motorsport eindeutig, um für die Serie zu entwickeln. Wenn diese Möglichkeit wegfallen sollte, ist das für uns ein extremes Defizit. Das Interesse, an der Superbike-WM teilzunehmen, würde extrem sinken, weil die Nutzbarkeit dann in viel geringerem Maße gegeben ist.

Zweitens ist es die falsche Richtung, um die Meisterschaften in den verschiedenen Ländern auf einen Level zu bekommen. Wir wollen diese Differenzierung zwischen den Ländern nicht, weil das für uns ein hoher Aufwand ist. Und in dem Fall ein Aufwand, den wir nicht verwenden können, den wir nicht an die Serie zurückkoppeln können.

Drittens ist das Ziel der Dorna, die Teams näher zusammen zu kriegen. Ich glaube nicht, dass eine Einheits-Elektronik dazu beiträgt. Man sagt immer, Aprilia soll so eine gute Rennelektronik haben. Meint jemand, es bringe sie näher zu Kawasaki, wenn sie die gleiche Elektronik verwenden?

Euch bringt es vielleicht näher zu Kawasaki, weil die BMW-Elektronik als nicht so ausgereift gilt?

Wir haben ja andere Vorstellungen. Wenn man über Einheits-Elektronik redet, es wird über Magneti Marelli gemunkelt, wem spielt man damit in die Karten? Erst mal Kawasaki, Ducati, Yamaha und MV Agusta, die anderen müssen umsteigen.

Honda fuhr letztes Jahr auch aufs Podium und hat Rennen gewonnen mit der Cosworth-Elektronik. Wo sind sie jetzt? Das liegt nicht an der Elektronik, das ist nämlich die gleiche. Das liegt an der Abstimmung.

Eine Einheits-Elektronik trägt nicht zu spannenderen Rennen bei.

Die Grundidee der Superbike-WM ist Seriennähe. Wenn man zum Beispiel für 2019 das Stock-Reglement ansetzt, serienbasierte Steuergeräte mit eigener Software, dann kann man das auch auf die Superbikes übertragen.

Man muss die Kosten drücken, eine Einheits-Elektronik trägt nicht dazu bei. In BSB schmeißen wir alle unsere Kompetenzen in Sachen Traktionskontrolle über den Haufen, wo wir Synergien haben mit der Serie. Einen Großteil deines Know-hows kannst du nicht mehr zeigen und verwenden. Das ist die falsche Richtung.

Es sind mit BMW und Kawasaki aber nur zwei Hersteller gegen die Einheits-Elektronik, beide fahren keine MotoGP-WM.

MotoGP ist Prototyp, ein Superbike ist ein seriennahes Motorrad. Ich muss die Elektronik trotzdem entwickeln für die ganzen Serienkunden und Hobbyfahrer, da möchte ich eine gute Plattform bieten. Von unseren Kunden kann sich keiner eine Superbike-Einheits-Elektronik zulegen.

Wenn ich die Entwicklung nicht in der Superbike-WM machen kann, dann ist sie auch nicht interessant. Wenn die Dorna es sich leisten kann Hersteller zu verlieren, okay, dann müssen wir das woanders machen.

Deine Argumente stimmen alle für BMW, aber treffen sie auch auf andere Hersteller zu?

Kawasaki und Yamaha verwenden in der Superstock-Klasse ein Seriensteuergerät mit geringfügiger Hardware-Änderung und eigener Software. Mit denen liegen wir auf einer Linie, was das Stockreglement für 2019 angeht.

Der Kunde und der Zuschauer hat doch nichts davon, wenn in einem Superbike ein Einheitssteuergerät drin ist. Wir als Hersteller haben etwas von der eigenen Elektronik.

Die Dorna hat durchklingen lassen, dass ihnen die Einheits-Elektronik wichtiger ist, als die Interessen einzelner Hersteller.

Das kann ja sein, das kann für die Serie aus unserer Sicht aber Konsequenzen haben.

Was sagst du dazu, dass Genesio Bevilacqua, der Chef des einzigen BMW-Teams in der Superbike-WM, ein riesiger Befürworter der Einheits-Elektronik ist?

Mit dieser Aussage hat er keinen Einfluss auf unseren Standpunkt.

Bevilacqua meint, dass er mit einer Einheits-Elektronik bessere Chancen gegen Kawasaki, Ducati und Yamaha hätte als mit der BMW-Elektronik.

Dann hat er wahrscheinlich irgendwo zuhause sehr gute Elektroniker zur Verfügung. So wie das Team jetzt ist, braucht er nicht mit irgendeiner Elektronik auf eigenen Füßen loslegen.

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Dr. Helmut Marko: «Wir wissen, was zu tun ist»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne auf die Saison zurück und erklärt, wie sich Max Verstappen weiter verbessern konnte. Und er sagt, warum wir uns auf 2025 freuen dürfen.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Mo. 23.12., 00:00, Eurosport 2
    Motorsport: 24-Stunden-Rennen von Le Mans
  • Mo. 23.12., 01:30, Hamburg 1
    car port
  • Mo. 23.12., 01:45, Motorvision TV
    Car History
  • Mo. 23.12., 03:55, Motorvision TV
    On Tour
  • Mo. 23.12., 04:50, SPORT1+
    Motorsport: European Le Mans Series
  • Mo. 23.12., 05:10, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Mo. 23.12., 05:35, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Mo. 23.12., 05:45, SPORT1+
    Motorsport: European Le Mans Series
  • Mo. 23.12., 06:00, Motorvision TV
    Australian Motocross Championship
  • Mo. 23.12., 08:45, Motorvision TV
    Car History
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C2212212015 | 6