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Wie Honda zu Cosworth kam: HRC interessiert SBK nicht

Von Ivo Schützbach
Von 2014 bis zum Event in Thailand vertraute Honda in der Superbike-WM als einziger Hersteller auf die Elektronik von Cosworth. Diese Lösung wurde aus der Not heraus geboren.

Die Honda Racing Corporation (HRC) hat seit jeher wenig bis kein Interesse an der Superbike-WM. Sie kümmert sich um MotoGP, im Rallye-Sport und der Motocross-WM gibt es ebenfalls ein Werksteam. Und seit diesem Jahr für das prestigeträchtige Acht-Stunden-Rennen in Suzuka und die Japanische Superbike-Meisterschaft.

Die letzten 15 Jahre wurde offensichtlich: Die Superbike-WM ist für Honda Japan nur ein Nebenschauplatz. Der ehemalige HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto betonte, die Rallye Dakar, welche nur für zirka vier Wochen des Jahres für Schlagzeilen sorgt, sei der zweitwichtigste Event nach der MotoGP-WM.

Seit 2007 (James Toseland) hat Honda in der Superbike-WM keinen Titel mehr gewonnen. Selbst der begnadete Jonathan Rea, zuletzt dreimal in Folge auf Kawasaki Weltmeister, kam mit Honda nie über Gesamtrang 3 hinaus.

Um gegen Kawasaki und Ducati den Anschluss zu schaffen, oder sogar um den WM-Titel zu kämpfen, wie es sich die Honda-Manager selbst verordnet haben, ist Hilfe von HRC nötig – wenn nicht sogar unabdingbar.

2013 gab es diese, damals vertraute das Pata Honda genannte Team auf HRC. Doch schnell zeigte sich: Die auf Bridgestone-Reifen für den V4-MotoGP-Motor entwickelte Elektronik funktionierte auf dem Reihenvierzylinder-Superbike mit Pirelli-Reifen nicht so gut wie erhofft. Und die anfängliche Unterstützung von HRC flaute nach Saisonbeginn schnell ab – in der Superbike-WM brachte sich HRC noch nie nachhaltig ein.

Den Entscheidungsträgern bei Honda Motor Europe (HME) wurde schnell klar, dass sie sich selbst helfen müssen, wollen sie aus der Misere. Deswegen wurde im Herbst 2013 eine neue Elektronik auf den Weg gebracht. Die im Automobilsport bekannt gewordene britische Engineering-Firma Cosworth kümmerte sich um die Programmierung, die ECU wurde von Ten Kate Racing, dem langjährigen Honda-Partner, in Zusammenarbeit mit Cosworth gebaut.

Seit 2014 war diese in Verwendung.

Als es nach der Umstellung auf die neue Honda CBR1000RR Fireblade SP2 während der Saison 2017 große Schwierigkeiten mit der Elektronik gab, kam die Frage auf, ob Cosworth der richtige Partner sei. Problematisch für das Honda-Team, jetzt mit Hauptsponsor Red Bull: Ausschließlich sie arbeiteten mit Cosworth zusammen.

Im Spätsommer 2017 wurde deshalb beschlossen, zu Marktführer Magneti Marelli zu wechseln, mit dem auch die Werksteams von Ducati, Kawasaki, MV Agusta und Yamaha arbeiten. Außerdem liefert Marelli die Einheitselektronik in der MotoGP-Klasse und auch in Japan arbeitet Honda mit den Italienern.

Ab dem Europa-Auftakt im MotorLand Aragón Mitte April werden beide Honda-Teams Red Bull und Triple-M mit der ECU und Software von Magneti Marelli ausrücken.

Beinahe wäre dieses Vorhaben gescheitert, weil Honda nicht rechtzeitig genügend Teile von Magneti Marelli erhielt. Erst als HRC und Marelli Honda Material ausliehen, konnten die Weichen für den finalen Umstieg gestellt werden.

SPEEDWEEK.com sprach mit Chris Pike, dem Superbike-Verantwortlichen von Honda Motor Europe, über die problematische Zusammenarbeit mit der Honda Racing Corporation in Japan.

Chris, wieso bereitete es euch so viel Mühe, auf die Elektronik von Magneti Marelli umzustellen? War es nicht möglich, die Marelli-Elektronik aus dem Suzuka-Bike als Startpunkt zu verwenden?

Das war vor meiner Zeit. Ich vermute nicht, sonst wäre es gemacht worden. Physisch wäre das natürlich möglich gewesen. Aber es fehlte wohl der Wille dazu und ich habe auch nicht danach gefragt. Ich war zu sehr damit beschäftigt, andere Probleme zu lösen.

Sind die Motorräder in Suzuka und der Superbike-WM, abgesehen von der Motorspezifikation und den Reifen, nicht sehr ähnlich?

Die Basis ist gleich.

Wir haben aber viel Arbeit geleistet, um unser Chassis mit den Pirelli-Reifen zu verstehen. Damit das Chassis und die Schwinge mit diesen Reifen bestmöglich funktionieren.

Dinge, die für Bridgestone-Reifen entwickelt wurden, müssen nicht zwangsläufig mit Pirelli funktionieren. Normal tun sie es nicht, die Reifenbeschaffenheit ist zu unterschiedlich.

Ging es nicht hauptsächlich um den fehlenden Willen von HRC zu helfen?

Es ist richtig, dass es bislang kein Interesse an der Superbike-WM gab. Ob sich das mit dem neuen Management für die Zukunft maßgeblich ändern wird, kann ich nicht sagen. Die Priorität von HRC liegt erstmal darauf, das Motorrad für das Acht-Stunden-Rennen zu entwickeln.

Ist es nicht Geldverschwendung, wenn Honda Motor Europe und HRC ein eigenes Entwicklungsprogramm fahren? Wir reden von derselben Fireblade, es würde Sinn machen, zusammen zu arbeiten.

Ja, aber so läuft es nicht. Ich kann auch nicht beantworten, warum das so ist. Das ist nicht meine Entscheidung, sie haben sich so entschieden.

Aber du könntest HRC um eine bessere zukünftige Zusammenarbeit bitten.

Das werde ich später dieses Jahr sicher machen. Natürlich kann ich fragen, wir sind mit unseren Planungen aber noch nicht so weit fortgeschritten.

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