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Ex-BMW-Rennchef Berti Hauser: «Kein Kindergeburtstag»

Von Ivo Schützbach
Berti Hauser: Rocker und Racefan mit Herz

Berti Hauser: Rocker und Racefan mit Herz

2009 trat BMW erstmals mit einem Werksteam in der Superbike-WM an, nach fünf Jahren Pause ist der bayerische Hersteller 2019 wieder werksseitig dabei. Ex-Rennchef Berthold Hauser spricht exklusiv über diesen Schritt.

Am 1. Dezember 2016 ging der langjährige BMW-Rennchef Berthold Hauser in den Ruhestand. Unter seiner Ägide stiegen die Bayerische Motoren Werke 2009 in die Superbike-WM ein und eroberten bis zum Ausstieg nach der Saison 2013 insgesamt 12 Siege, 41 Podestplätze, 12 schnellste Rennrunden und eine Pole-Position. Marco Melandri sorgte 2012 als Dritter für die beste WM-Platzierung. Den letzten Podestplatz für BMW eroberte der Italiener am 20. Oktober 2013 mit Rang 2 im ersten Rennen in Jerez.

Am letzten Februar-Wochenende erfolgte in Australien mit Tom Sykes, Markus Reiterberger und der neuen S1000RR das werksseitige Comeback von BMW, Berti Hauser war als Tourist vor Ort und griff seinen ehemaligen Kollegen unter die Arme, wo er konnte. SPEEDWEEK.com sprach mit dem passionierten Rock-Musiker und Rennsport-Fan.

Berti, weshalb hat es dich zu den Rennen nach Australien verschlagen?

Ich war vor genau zehn Jahren auf Phillip Island, als BMW Motorrad in die Meisterschaft einstieg. Ich habe immer noch Verbindungen zu den Jungs und jetzt die Möglichkeiten, mir diese Freiheit in meiner Ruhestandsfreizeit zu nehmen, die Jungs beim Saisoneinstieg zu begleiten. Ich wollte das nach zehn Jahren noch einmal erleben – weil es ja auch der Wiedereinstieg war. Ich war restlos begeistert, als ich von dem Wiedereinstieg in die Superbike-WM erfuhr und hatte ein inneres Glücksgefühl, dass ich es nicht in Worte ausdrücken kann. Wenn BMW das erste Mal aufs Podium fährt, dann werde ich dastehen und wie ein kleiner Junge heulen – vor Freude, natürlich.

Wird BMW in der Rennszene heute anders wahrgenommen als 2009?

Als ich das Thema Motorsport bei BMW übernahm, kamen wir aus dem Nichts. Ich durfte die ersten Jahre die Rallye Dakar machen, dann kamen einige Entscheidungen, welche die Richtungen geändert haben. Da waren Momente dabei, wo manche geschmunzelt oder es nicht verstanden haben. Ich hatte einen Auftrag zu erfüllen und habe versucht, im Sinne des Unternehmens das Beste zu machen. Da und dort haben wir auch viel erreicht.

Selbst die letzten fünf Jahre, du nennst sie «dunkle Jahre», haben wir in bedeutenden Wettbewerben auf nationaler Ebene mit dem Kundensport Erfolge erzielt, das kann man nicht wegdiskutieren. Alles in der TT zu gewinnen, wo eine BMW S1000RR am Start war, viele Roadracings zu gewinnen, etliche nationale Meisterschaften zu dominieren oder das gesamte Podium in Macau zu pachten, wo man uns bis dahin nicht wahrgenommen hat, da war was los, das ist doch alles nicht nur Kindergeburtstag.

Nur in der Top-Meisterschaft waren wir halt nicht vertreten. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, hätten wir den Auftrag gehabt, konstant auf Top-Niveau in der Superbike-Weltmeisterschaft richtig zuzulangen. Aber es war, wie es war. Und jetzt ist es gut, wie es für die Zukunft ist.

Was hat sich seit deinem Ausscheiden geändert?

Es gibt jetzt wieder den Auftrag im Unternehmen, Motorsport auch in der höchsten Klasse des seriennahen Profirennsports zu betreiben. Ich sprach immer von der Motorsport-Pyramide. Die Spitze der Pyramide ist in deren Höhe die Bedeutung in Sachen medialer Wirkung und Bedeutung für die Marke, in der Fläche ist sie in der Spitzenetage aber sehr klein. Das sind nur die Wenigen, die in der obersten Meisterschaft fahren.

In der Basis der Pyramide fahren viele Amateure, deren mediale Bedeutung ist gering, sie erscheinen kaum in der Presse. Aber das ist die breite Masse und somit die große Anzahl derjenigen, die Motorradrennsport mit einer BMW betreiben.

Jetzt sehen wir die Änderung, dass die Pyramide im Rennsport bei BMW Motorrad wieder eine Spitze hat. Ich durfte das damals nur graphisch darstellen, in der Wirklichkeit existierte die Spitze der Pyramide aber nicht. So waren die Jahre damals eben. Wenn man sich die BMW Motorrad Race Trophy anschaut, dann sieht man, wie viele Leute auf BMW unterwegs waren und sind. Die BMW Motorrad Race Trophy betrifft eben alles, was sich in der Welt des Rennsports auf BMW Motorrädern tummelt, in der Race Trophy die Nennung abgibt und damit in dieser Pyramide einordnen lässt, vom professionellen Spitzensport bis zum Racing4Fun.

Die S1000RR war und ist ein riesiger Erfolgshammer, sie hat im Sport Erfolge gebracht. Jetzt hat die Racingtruppe um Marc Bongers den Auftrag, auch in der Pyramidenspitze aktiv zu sein. Das ist die größte Änderung seit meinem Ausscheiden, die für mich von außen betrachtet wahrnehmbar ist.

Wurden von der BMW-Geschäftsleitung Voraussetzungen geschaffen, damit Rennchef Bongers erfolgreich sein kann?

Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin auch nicht in der Lage zu sagen, was genau gemacht wurde, weil ich mich da auch raushalte.

Seit 2. Mai 2018 ist Dr. Markus Schramm Geschäftsführer von BMW Motorrad. Wie beeindruckend ist es, was er in diesem großen Konzern seither zusammen mit deinem Nachfolger Marc Bongers sportlich auf die Beine gestellt hat?

Als ich mitbekam, dass es in diese Richtung geht, habe ich mich riesig gefreut. Ich gönne es Marc und dem Team von BMW Motorrad Motorsport von Herzen und bin froh für BMW und dieses Team, weil sogar die BMW Group das gut brauchen kann.

Bislang zeigte das Team mit der neuen S1000RR eine steile Lernkurve, Sykes brauste in Australien auf Startplatz 4 und im ersten Rennen auf Rang 7. Kannst du dir vorstellen, dass sie bereits 2020, im zweiten Jahr, eine wichtige Rolle in der Superbike-WM spielen?

Ich hoffe es. Ich sehe, wie die Leute arbeiten. Der Weg ist oft unbekannt und steinig. Aber ich wünsche es der Meisterschaft und dem Team, dass sie einen forschen Erfolgsweg gehen können.

Unmöglich ist nichts, aber Erfolg ist nicht planbar. Es steht mir nicht zu, da zu viel hinein zu interpretieren, dafür bin ich auch schon zu lange draußen. Auf jeden Fall ist es begeisternd, wie die Jungs andrücken. Begeisternd für einen außenstehenden Zuschauer und auch für mich als ehemaligen Verantwortlichen für dieses Geschäft.

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