MotoGP: Geniestreich von Aprilia?

Rea setzt sich Deadline: So kann es nicht weitergehen

Von Ivo Schützbach
Für Johnny Rea ist sein Job bei Yamaha unerledigt

Für Johnny Rea ist sein Job bei Yamaha unerledigt

Superbike-Rekordchampion Jonathan Rea kam 2024 als Nachfolger von Toprak Razgatlioglu ins Yamaha-Werksteam. Die anfängliche Traumstory mutierte zur Enttäuschung – so will der Nordire nicht weitermachen.

Als sich Toprak Razgatlioglu im Mai 2023 mit dem damaligen BMW Motorsport Direktor Marc Bongers sensationell auf einen Zweijahresvertrag für 2024 und 2025 einigte, wurde im Werksteam von Yamaha ein Platz frei. Der sechsfache Champion Jonathan Rea hatte mit Kawasaki einen Deal bis Ende 2024, brauchte aber einen Tapetenwechsel, bat um Vertragsauflösung, leistete eine Strafzahlung und dockte bei Yamaha an.

Die anfängliche Traumstory mutierte schnell zu einer Enttäuschung, der Nordire stürzte in seinem ersten Jahr mit Yamaha auf den 13. WM-Rang ab – so schlecht war er nie seit seinem Einstieg in diese Klasse 2009. Nur einmal schaffte er es im Vorjahr als Dritter im Sprint in Donington Park aufs Podium, das Assen-Qualifying beendete er bei Mischverhältnissen als Erster.

Während der Wintertests war ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar, doch dann zog sich Rea vor dem Saisonstart eine schwere Verletzung am linken Fuß zu und verpasste die ersten drei Veranstaltungen auf Phillip Island, in Portimao und Assen. In Cremona kehrte Johnny Anfang Mai auf die Rennstrecke zurück und blieb punktelos. In Most Mitte Mai war er auch noch nicht gänzlich fit, eroberte aber seine ersten Punkte in dieser Saison.

Am 30. Juli 2023 hat der Nordire in Most sein letztes Rennen in der Superbike-WM gewonnen, das ist beinahe zwei Jahre her. Mit 38 macht sich Rea natürlich Gedanken, wie die letzten Saisons seiner beeindruckenden Karriere aussehen sollen.

«Alles, was bezüglich der Zukunft und Fahrer momentan abläuft, ich bin nicht involviert», sagte Rea beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Bevor Toprak damals zu BMW ging, in den zehn oder zwölf Jahren davor, war ich immer einer der ersten Dominosteine, der fiel. Jetzt ist das nicht mehr so, ich genieße keine Priorität. Was möchte ich? Mein Vertrauen für die Yamaha R1 zurückgewinnen, wie ich es während des Winters hatte. Da war ich konkurrenzfähig und hatte das Gefühl, dass ich um Podestplätze kämpfen kann. Ich habe mein volles Potenzial mit diesem Bike noch nicht gezeigt. Vielleicht erlaubte mir das Motorrad das nicht, vielleicht konnte ich nicht alles herausholen. Ich hatte nicht das perfekte Gefühl – aber es ist irgendwo. Ich brauche nur Zeit – wir sind aber bereits in der Saisonmitte.»

«Es ist schwierig», beurteilte Rea seine eineinhalb Jahre mit Yamaha. «Ich hatte vorher Erfolg und eine gewisse Arbeitsweise, im Moment gelingt es mir aber nicht, das beste Gefühl für die Yamaha zu bekommen. Und es frustriert mich, dass mir die Leute um mich herum nicht dabei helfen können, es zu finden. Wir machen Fortschritte, aber es ist eine seltsame Situation. Natürlich möchte ich konkurrenzfähig sein, das ist meine Priorität. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich den besten Job abliefere, ich kann mich verbessern. Erst, wenn ich den Punkt erreicht habe, an dem ich das Potenzial des Bikes ausschöpfe und das Limit erreiche, kann ich darüber reden, dass ich mehr brauche. Es ist klar, Yamaha muss sich verbessern – sie sind nicht der Maßstab und waren es auch in den vergangenen Jahren nicht. Aber sie haben immer darum gekämpft, der Maßstab zu werden. Ich bin im Moment aber nicht in der Lage, die Yamaha dorthin zu bringen, wo sie verdient hat zu sein. Das letzte Jahr hat meiner Karriere großen Schaden zugefügt, dafür gab es viele Gründe.»

Am kommenden Wochenende stehen die Rennen in Misano an, Mitte Juli folgt Reas Heimevent in Donington Park. Die Ergebnisse dort werden für Johnny wegweisend sein.

«Ich will meine Karriere nicht in einem Tief beenden», betonte der 119-fache Laufsieger. «Ich will konkurrenzfähig sein. Toprak, Bulega und Locatelli haben ihre Plätze bezogen, jetzt wird über die zweiten Plätze gesprochen. Ich weiß noch nicht, welche Möglichkeiten ich haben werde. Meine Idee ist, dass ich nach Donington eine Entscheidung treffe. Wenn sich nichts Aufregendes ergibt, bin ich darauf vorbereitet, zu Hause zu bleiben. Ich möchte vorher aber wissen, wir wettbewerbsfähig ich mit diesem Motorrad und meiner Crew sein kann. Für mich ist das eine unerledigte Aufgabe. Die Straße kann in beide Richtungen führen: Zuerst muss ich herausfinden, ob ich Interesse daran habe, wie jetzt weiterzumachen. Und Yamaha muss herausfinden, ob sie mich an Bord behalten wollen.»

Fest steht: Rea würde es sehr reizen, 2026 eine neue Ducati Panigale V4R zu pilotieren. Denn er weiß: Nach dem Yamaha-Debakel wird er nicht mehr viele Chancen bekommen.


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