«Bisschen respektlos»: Aegerter von Yamaha enttäuscht

Dominique Aegerter ärgert sich über Yamahas Verhalten
Am Dienstag nach dem Superbike-Wochenende in Ungarn verkündete Yamaha, dass Stefano Manzi in der Saison 2026 für das Giansanti Racing Team eine R1 pilotieren wird. Da Remy Gardners Vertrag bereits vor dem Rennwochenende verlängert wurde, war klar, dass Dominique Aegerter seinen Job verliert. Unterm Strich keine große Überraschung für Aegerter, doch die Art und Weise sorgte beim langjährigen Yamaha-Piloten für Frust und Enttäuschung.
«Ich hatte bereits geahnt, dass Stefano Manzi meinen Platz übernehmen könnte. Aber dann habe ich über Social Media, auf Instagram, erfahren, dass er unterschrieben hat. Ja, das ist natürlich ein bisschen enttäuschend, ein bisschen respektlos, dass ich es nach diesen fünf Jahren, in denen ich mit Yamaha gearbeitet habe, nicht persönlich erfahren habe», staunte Aegerter.
«Jetzt haben wir noch vier Rennen, ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben. Es wird natürlich ein bisschen seltsam sein, so mit dem Team zu arbeiten, wenn man weiß, dass es nächstes Jahr nicht mehr weitergeht», bemerkte der Schweizer. «Die Entscheidung war für mich schon etwas enttäuschend. Natürlich gab es da auch einen gewissen Respektverlust vonseiten der Person, die die Entscheidung getroffen hat.»
Mit seinen Ergebnissen konnte Aegerter die Yamaha-Manager nicht für eine vierte Saison überzeugen. Die ausbleibenden Erfolge hatten laut Aegerter Gründe. Mehrere gesundheitliche Probleme warfen den Oberaargauer zurück, aber auch die Konkurrenzfähigkeit der Yamaha R1 trägt eine gewisse Mitschuld.
«Natürlich habe ich in den letzten zwei Jahren keine Top-Ergebnisse gezeigt. Aber ich hatte auch einige Verletzungen und Krankheiten im letzten Jahr. Und auch in diesem Jahr gab es technische Probleme, Motorschäden, aber ich wurde auch abgeschossen. Das hat natürlich nicht zu optimalen Ergebnissen beigetragen», rechtfertigte Aegerter die ausbleibenden Erfolge.
Zur Wahrheit gehört auch, dass Yamaha dem Schweizer kein wirklich starkes Motorrad zur Verfügung stellt. Die R1 ist in die Jahre gekommen. Abgesehen von Werkspilot Andrea Locatelli, der auf einigen Strecken beachtliche Ergebnisse erreichen konnte, taten sich die Yamaha-Piloten schwer.
«Yamaha hat das Motorrad nicht wirklich weiterentwickelt. Die anderen Hersteller waren in den letzten zwei Jahren einfach etwas schneller als wir», bestätigte Aegerter, der sich dennoch gewünscht hätte, eine weitere Saison bei GRT zu fahren: «Natürlich wollte ich mit dem Team und mit Yamaha weitermachen. Ich konnte für sie zwei Supersport-Weltmeistertitel gewinnen. Ich habe eine gute Beziehung zu ihnen und natürlich auch zu Yamaha Schweiz.»
Seine eigene Zielsetzung verpasste Aegerter bisher. Er wollte die Saison in den Top-6 beenden und bester Yamaha-Pilot sein. «Im Moment bin ich auf Platz 12, zweiter Yamaha-Fahrer von sechs. Das liegt natürlich hinter meinen Erwartungen. Aber es ist nicht nur meine Schuld. Es liegt auch am Material, das im Moment nicht top ist. Wir werden auf jeden Fall versuchen, bis zum Saisonende in die Top-10 zu kommen», so der 34-Jährige.
Doch welche Möglichkeiten bieten sich für die Superbike-WM 2026? Bei Go Eleven Ducati steht die Tür offen, das Team wird nicht mit Andrea Iannone weitermachen. Doch um dort unterzukommen, muss Aegerter eine stattliche Mitgift präsentieren.
«Mein Manager hat sich alle guten Teams angesehen. Im Moment sieht es nicht gut aus, weil die guten Teams bereits vergeben sind. Aber wir haben noch ein oder zwei Optionen. Wenn das nicht klappt, gehen wir vielleicht einen Schritt zurück in die Supersport-WM, in die MotoE, in die Langstrecken-Weltmeisterschaft oder in eine nationalen Meisterschaft», kommentierte Aegerter seine Zukunft.
Geld mitzubringen, entspricht nicht Aegerters Vorstellung. «Das musste ich bereits in der Moto2 tun und es war eine schwierige Saison», blickt er zurück. Mit einer Finanzspritze könnte er in der Superbike-WM aber noch eine reizvolle Chance erhalten, denn zusammen mit Go Eleven und der neuen Ducati Panigale V4R kann ein starkes Paket geschnürt werden.
«Das Ziel ist, in der Superbike-WM zu bleiben», betonte Aegerter, der noch eine Rechnung offen hat: «Natürlich will ich den Leuten zeigen, die nicht an mich glauben – nicht meinen Fans, meiner Familie, Freunden oder Sponsoren, sondern Teams oder Herstellern –, was ich kann und welches Talent ich habe. Ich will in der Superbike-WM alles geben. Mit Motivation und Freude will ich 2026 starten. Das wäre mein Traum.»