Debüt für Petrucci & Oliveira: Was BMW für sie plant
Zum ersten Mal seit der werksseitigen Rückkehr 2019 tritt BMW im nächsten Jahr in der Superbike-WM mit zwei neuen Fahrern an. Und Fans weltweit fragen sich, wo die Propellermarke ohne Toprak Razgatlioglu steht, mit dem 2024 und 2025 der Titel sowie insgesamt 39 Rennen gewonnen wurden.
BMW hat sich mit Danilo Petrucci (kommt von Barni Ducati) und Ex-MotoGP-Pilot Miguel Oliveira (von Pramac Yamaha) die damals besten verfügbaren Fahrer geangelt, doch es lässt sich schwer vorhersagen, wie stark sie auf der M1000RR sein werden.
Am heutigen Dienstag haben sie in Jerez ihr Roll-out mit der BMW. Auf den ersten Wintertest auf gleicher Strecke Ende Oktober musste der deutsche Hersteller verzichten: Petrucci hatte die Hand gebrochen und Oliveira noch drei MotoGP-Events vor sich.
SPEEDWEEK.com sprach vorab mit Christian Gonschor, dem Technischen Direktor von BMW Motorrad Motorsport.
«Wir fangen mit dem Referenzbike an, das die WM hier in Jerez gewonnen hat», schilderte der gebürtige Bochumer. «Das ist eine gute Basis, wie man gesehen hat. Vor ein paar Wochen waren wir hier noch erfolgreich unterwegs und haben auch genügend Referenzdaten – wir wären nicht gut beraten, wenn wir anders anfangen. Trotzdem müssen wir auf die ergonomischen Bedürfnisse der Fahrer eingehen. Danilo und Miguel sind körperlich etwas unterschiedlich, sowohl gegenüber den Vorgängerfahrern als auch untereinander. Demzufolge haben wir schon ein bisschen in Richtung Lenkerstummel-Sitz-Fuß-Dreieck angefangen, dass sie sich bestmöglich wohlfühlen. Sie müssen ergonomisch draufpassen, dann können sie Spaß mit dem Bike haben. Nichtsdestotrotz kannst du statisch zwar einiges ermitteln, am Ende des Tages weiß man aber erst nach den ersten dynamischen Runden, ob allein die Sitzposition funktioniert.»
Der Circuito de Jerez ist für die Testteilnehmer am Mittwoch und Donnerstag durchgehend von 10 bis 18 Uhr geöffnet, neben BMW sind auch Bimota, Honda und Yamaha mit ihren Werksteams dabei.
«Außerhalb der Ergonomie haben wir nicht allzu viele Dinge geändert», so Gonschor. «Wir haben eine Testplanliste, wie wir über die zwei Tage agieren wollen. Ziel wird aber sein, möglichst wenig Hardware zu erproben, sondern primär das Grund-Set-up für beide Fahrer zu finden. Also klassisch über die Federelemente vorne und hinten sowie applikativ mit der Anpassung der Motorbremse und Traktionskontrolle. Erst wenn wir eine Grundabstimmung haben, können wir damit anfangen, Teile zu bewerten.»
Vorgesehene technische Änderungen für den Saisonstart 2026 wird BMW mit seinen neuen Stammfahrern erst bei den Tests Ende Januar in Jerez und Portimao erproben. «Das macht inhaltlich Sinn, denn Jerez ist bekannt dafür, dass die relevante, nutzbare Streckenzeit zwischen 11 und 15 oder 12 und 16 Uhr ist, das sind drei oder vier Stunden am Tag um diese Jahreszeit, in denen man gut testen kann», schilderte der Technikchef. «Von daher macht es keinen Sinn, bei zwei halben Tagen à vier oder fünf Stunden bereits in die Bauteileselektion zu gehen. Beide Fahrer sind neu und haben noch keine Erfahrung auf einer BMW. Insofern hoffen wir, dass sie möglichst viele Runden drehen können und maximale Streckenzeit haben. Dadurch können sie uns maximal viel zum vorhandenen Paket sagen und wir können an diesem maximal viel adaptieren, um ihren Bedürfnissen näherzukommen.»
Gonschor abschließend: «Gleichzeitig ist aber auch wichtig, dass der Fahrer am Anfang mit einem neuen Bike anfängt, seinen Fahrstil anzupassen. Da macht es Sinn, eine Kurve auch mal anders anzufahren, um zu sehen, wie das Motorrad reagiert. Das kann so einen großen Effekt haben, den kann ich am Computer mit Einsen und Nullen in der Applikation oder mit drei Klicks an der Suspension möglicherweise gar nicht erzielen. Von daher ist mein Ansatz klar: Das Bike so konstant wie möglich zu halten, maximal viele Runden zu drehen und den Fahrer zu bitten, seinen Fahrstil in der ein oder anderen Kurve anzupassen. Dann gehen wir mit den bestmöglichen Informationen nach Hause und haben für Januar eine große Hausaufgabenliste. Das sind zwei Rennfahrer, die wollen gewinnen, dafür haben wir sie angestellt, und es wird selbstverständlich Änderungswünsche geben.»










