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Niccolò Canepa: «Rea hat psychologischen Vorsprung»

Von Peter Fuchs
«Bei mir steht immer alles auf der Kippe», weiß Niccolò Canepa

«Bei mir steht immer alles auf der Kippe», weiß Niccolò Canepa

Niccolò Canepa hat in der Superbike-WM 2015 eine ereignisreiche erste Saisonhälfte hinter sich. Der Italiener fährt bereits für das dritte Team, bei Althea Ducati findet er beste Voraussetzungen vor.

Niccolò Canepa ist zu seinem Heimrennen in Misano in das Althea Racing Team zurückgekehrt. Nachdem sich das Team Hero EBR aus der Superbike-WM zurückzog, kam der 27-Jährige bei Grillini Kawasaki unter. Dann wechselte er zu Althea, wo er schon 2014 gefahren ist. Teambesitzer Genesio Bevilacqua hatte zuvor entschieden, Nico Terol nicht weiter fahren zu lassen. Die Kollegen von WorldSBK.com sprachen mit dem Superstock-1000-Champion von 2007.

Drei unterschiedliche Teams bei den ersten acht Events: Wie würdest du deine erste Saisonhälfte zusammenfassen?

Schwierig. Es ist nicht einfach, wenn man so oft das Motorrad und Team wechseln muss, erst recht nicht, in so kurzer Zeit. Und auf der Ducati ein gutes Gefühl zu finden, geht nicht so leicht, wie man sich das vielleicht vorstellt. Trotzdem ist das ein außergewöhnliches Team und jetzt habe ich eine Chance darauf, die Saison doch noch richtig gut zu Ende zu bringen. Wenn man bedenkt, wie der erste Teil des Jahres 2015 gelaufen ist, kann ich bei der Gesamtplatzierung keine Erwartungen mehr haben. Ich werde bei jedem Rennen 100 Prozent geben. Das wird besonders im Hinblick auf nächste Saison wichtig.

Wie findest du die Ducati Panigale R im Vergleich zum Evo-Motorrad, welches du letztes Jahr gefahren bist?

Das ist ein komplett anderes Motorrad und die Fortschritte sind immens. Die Panigale R hat verschiedene Updates erhalten, alle großen Probleme aus dem letzten Jahr sind behoben. Das war eine wirklich schöne Überraschung. Unser Motorrad ist den Werksmaschinen ähnlich. Klar gibt es ein paar Dinge, die nicht ganz auf dem gleichen Level sind, aber trotzdem ist das Bike sehr konkurrenzfähig.

Wie gehst du mit den vielen Teamwechseln um?

Naja, du sitzt nie rum und denkst sehr viel nach. Fahrer, die einen Vertrag über mehr als ein Jahr haben, können sich etwas entspannen, aber bei mir steht immer alles auf der Kippe. Natürlich gebe ich immer mein Bestes, nicht nur beim Training, auch auf der Strecke. Aber es stimmt schon, dass wenn sich um dich herum ständig alles ändert, die Resultate schwer zu erreichen sind. In meinem Fall jetzt, da ich das Althea-Team schon kenne, sollte die Eingewöhnung leichter sein.

Wie kommst du mit deinem neuen Teamkollegen Matteo Baiocco zurecht?

Ausgezeichnet! Man kann mit ihm richtig gut arbeiten. Er ist ein Typ, der in der Superbike-WM nahezu die gleiche Karriere wie ich hatte, er war auch Testfahrer für Ducati. In dem Jahr, als ich den Superstock-1000-Titel holte, ist er in Magny-Cours als Leader ins letzte Rennen gegangen. Unsere Karrieren haben sich oft gekreuzt und wir haben eine ähnliche Erfahrung. Wir können zur Entwicklung des Motorrades beide gut beitragen.

Wie schätzt du die Situation an der Spitze des Feldes ein?

Jonathan Rea war bis jetzt nicht von diesem Planeten. Ich hatte nie Zweifel daran, dass er ein Titelfavorit sein würde, aber er hat Sykes mehr als einen harten Fight gegeben. Jonathan war die Katze im Taubenschlag. Wenn du dich von Beginn an so vor deinen Teamkollegen setzen kannst, gibt dir das auch psychologisch einen Vorsprung.

Die neunte Saisonstation auf dem Mazda Raceway Laguna Seca steht an. Du warst dort immer stark.

Das ist definitiv eine meiner Lieblingsstrecken und ich mag die Stimmung in Kalifornien. Wie dort Rennen gefahren wird, ist ganz anders. Ich hatte dort eigentlich gar keine so guten Ergebnisse, aber ich war immer sehr schnell. Letztes Jahr lief das zweite Rennen gar nicht schlecht, aber ich musste mit einem Kupplungsproblem aufgeben. Ich habe davor schon immer Laguna-Rennen im Fernsehen geschaut und das hat mich beeindruckt. Wenn du dann aber dort bist und auf die Strecke rausgehst, realisierst du erst, wie beeindruckend die Piste ist. Die ist fast unheimlich!

Was ist dein Ziel bis zum Ende der Saison?

Ich will in allen Rennen in die Top-10, das ist das Minimum. Idealerweise in ein paar Rennen in die Top-5. Leider sind alle meine Lieblingsstrecken schon vorbei. Aber ich bin überzeugt, dass mir bei ein paar Rennen noch richtig Gutes gelingen kann. Die letzten Rennen 2015 werden mehr als wichtig für meine Karriere. Du kannst in Laguna, Magny-Cours und Katar gut sein, aber die Wetten ändern sich ständig und jedes Jahr ist es anders, auch was die Motorräder und die Vorbereitungen angeht. Ich nehme nichts als gegeben hin.

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