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Talentfrage: Reiterberger oder Neukirchner besser?

Von Ivo Schützbach
2013 sahen wir mit Max Neukirchner letztmals einen deutschen Fixstarter in der Superbike-WM, 2016 wird Markus Reiterberger eine BMW S1000RR pilotiert. Werner Daemen erklärt, weshalb der 21-Jährige so gut ist.

Seine beiden Jahre im Superstock-1000-Cup beendete Markus Reiterberger 2011 und 2012 auf den Rängen 8 und 6, auf dem Nürburgring holte er mit Rang 3 seinen einzigen Podestplatz. 2013 und in diesem Jahr gewann der junge Bayer die IDM Superbike, 2016 steigt er Fulltime in die Superbike-WM ein.

Seit vielen Jahren sind sich Kenner einig, dass «Reiti» ein Rohdiamant ist, der in die Fußstapfen von Max Neukirchner treten könnte. Der Sachse holte in den Jahren 2008 und 2009 zehn Podestplätze, darunter zwei Siege. 2008 wurde er WM-Fünfter, Neukirchner ist der mit Abstand erfolgreichste Deutsche in der seriennahen Weltmeisterschaft.

SPEEDWEEK.com sprach mit Markus Reiterbergers IDM-Teamchef und Manager Werner Daemen über die Qualitäten des Youngsters.

Weshalb hältst du Markus für einen besonders guten Rennfahrer?

Er hat unglaublich viel Talent, das ist das Erste, was du nötig hast. Ich kenne Leute mit viel Ehrgeiz und Charakter, mit allem was nötig ist, die letzten zehn Prozent haben aber gefehlt, um an die Spitze zu kommen. Er hat das Talent, welches dafür nötig ist.

Der letzte gute Deutsche in der Superbike-WM war Max Neukirchner: Steht Reiti talentmäßig über oder unter ihm?

Man kann die beiden vergleichen, sie sind beide sehr freundlich und sympathisch, dazu auf dem Motorrad unglaublich ehrgeizig. Beide haben viel Biss. Vom Talent sehe ich Reiti vorne, Max ist körperlich aber sehr stark, da hat Markus Nachholbedarf. Wenn ich Max anschaue, sehe ich einen perfekten Sportler, das muss Markus noch lernen. Aber er ist erst 21 Jahre alt. Max war mit 21 auch nicht so.

Wenn Reiti den gleichen Ehrgeiz hat wie Max Neukirchner, so trainiert, um jedes Mal nach einer Verletzung zurückzukommen, dann kann er es in der Superbike-WM auch so weit bringen wie Max.

In welchen drei Punkten muss sich Reiterberger vor allem anderen verbessern?

Das ist keine einfache Frage. Körperlich muss er stärker werden. Er muss lernen wie ein Profi zu leben, Essen, schlafen, wie man mit Stress umgeht, zum Osteopathen gehen, all diese Sachen. Sonst ist er sehr professionell, auch im Umgang mit den Leuten. Seine Lockerheit muss er behalten, wenn er etwas sagt, dann kommt das auch aus seinem Herz. Er ist kein Stereotyp, man muss ehrlich sein.

Kannst du ihm dabei helfen, dass er seine Physis verbessert und seinen Lebensrhythmus perfekt auf einen Motorradrennfahrer einstellt? Oder muss das alles von ihm kommen?

Er macht bereits selber viel. Dieses Jahr ist er viel fitter als letztes Jahr. Um 24 Uhr ist er nicht mehr im Fahrerlager zu sehen, nach Schleiz habe ich ihn gelobt, dass er so professionell war. Da waren 70 oder 80 Leute von seinem Fanclub da, die eine große Party machten – Markus war weg und ging schlafen.

Du hast mir mal gesagt, dass du ihn in seinem ersten WM-Jahr zwischen Platz 7 und 12 siehst. Ist das eine realistische Einschätzung mit seinem Talent und dem nächstjährigen Motorrad?

Badovini fuhr dieses Jahr mal auf Platz 5, das ist sehr gut, traumhaft. Wenn das Team sehr gute Arbeit leistet und das Motorrad 100 Prozent stimmt, dann kann so etwas dabei herauskommen. Wenn alles normal läuft und zwei Kawasaki, zwei Ducati und zwei Aprilia vor uns sind, dann reden wir von Platz 7. Nächstes Jahr kommt Yamaha zurück, man muss immer realistisch sein.

Ich halte nichts davon zu sagen, dass wir nächstes Jahr vorne mitfahren, das ist gegen die Werksteams fast unmöglich. Wenn aber alles zusammenkommt, seine Lieblingsstrecke, das Motorrad und die Reifen passen, dann ist alles möglich.

Zum Beispiel in Assen haben wir als Team viel Erfahrung. Wären wir dort dieses Jahr mit unserem IDM-Motorrad mitgefahren, wären wir vorne dabei gewesen. In der WM ist der Stressfaktor aber viel höher, das darf man nicht vergessen. Da laufen viel mehr Leute in der Box herum und wissen alles besser.

Als Markus bei der WM in Misano am Freitag Vierter war, hat ihm jeder erzählt wie er fahren muss. Damit umzugehen muss er auch noch lernen.

Ist mit dem momentanen Engagement von BMW in der Superbike-WM mehr möglich als ein fünfter Platz?

Ich weiß nicht, was von BMW am Ende das Ziel ist, ich bin kein Geschäftsführer. So lange sie nicht das Budget wie Kawasaki, Ducati oder Aprilia haben, kann Platz 5 das Maximum sein.

Gleichzeitig glaube ich aber, dass das vorhandene Topteam mit dem Budget mehr erreichen kann, als sie dieses Jahr getan haben – dieses Team kann mehr.

Der einzige Unterschied zwischen den Werksteams und BMW ist, dass viele Sachen gemeinsam entwickelt werden, der Zeitplan schaut aber anders aus. Bei Kawasaki geht das in einer Woche, bei uns dauert es länger. Das können wir als Team nicht beeinflussen, so hat sich BMW entschieden.

Für Markus ist es ein Traum WM zu fahren und zu sehen was geht und was für die Zukunft möglich ist.

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