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Leon Haslam: Nach Trennung von Aprilia kein Bereuen

Von Ivo Schützbach
In letzter Minute haben sich Aprilia und Iodaracing auf die Teilnahme an der Superbike-WM 2016 geeinigt. Der WM-Vierte Leon Haslam wurde monatelang hingehalten und startet jetzt in der Britische Superbike-Meisterschaft.

Obwohl der Engländer Leon Haslam die Superbike-WM 2015 mit zwei Siegen und neun Podestplätzen auf Rang 4 beendete, fand er für kommende Saison kein WM-Team. Mitte Dezember einigte sich Haslam mit dem Team JG Speedfit Kawasaki, für das er neben James Ellison und Peter Hickman eine dritte ZX-10R in der Britischen Superbike-Meisterschaft pilotieren wird.

SPEEDWEEK.com traf sich mit dem Vizeweltmeister von 2010 zum ausführlichen Gespräch.

Wie beurteilst du dein Roll-out mit der Kawasaki?

Gut, ich fuhr 1:41,9 min, hatte aber nur die härteren Reifen zur Verfügung. Ich bin zufrieden, die Strecke war nicht so schnell wie im November. Ellison fuhr damals 1:40,9 min mit einer Standard-Maschine, ich hatte 40er-Zeiten im Kopf. Am ersten Tag fuhr ich aber nur 1:42,9 min und konnte mich dann um eine Sekunde steigern.

Bei Aprilia hattest du eine sehr gute Elektronik, jetzt hast du keine mehr. Wie funktionieren deine rechte Hand und dein Popometer?

Wenn ich Gas gebe, ist das kein Problem. Wenn die Traktionskontrolle nicht richtig funktioniert, wenn die Leistung bei einem Superbike an den falschen Stellen reduziert wird, dann hat das große Auswirkungen auf das Chassis. Oft weiß man auch nicht, ob es am Fahrer oder am Chassis liegt. Bei einem BSB-Bike hast du die rohe Kraft zur Verfügung. Was du am Gasgriff drehst, passiert auch. Es ist deshalb leichter zu verstehen, was das Motorrad macht.

Der Kurveneingang ist eine andere Geschichte. Wir können nirgends den ersten Gang benützen, weil das Hinterrad zu stark durchdrehen würde.

In Jerez habe ich zum ersten Mal das 2016er-Ride-by-wire probiert, die Motorbremse arbeitet damit viel besser. An der Kraftübertragung müssen wir aber noch viel arbeiten.

Der Test war positiv. Zum ersten Mal seit acht Jahren bin ich Federelemente von Showa gefahren, sie haben sich seither enorm verbessert. Ich habe das Setting von Rea und Sykes probiert, das funktionierte aber nicht, weil wir eine andere Motor-Spezifikation haben, andere Elektronik und andere Gewichtsverteilung. Wir mussten deshalb bei null beginnen und unseren eigenen Weg finden.

Erst Mitte Dezember hast du bei JG Speedfit Kawasaki unterschrieben. Wie bekam das Team zu so einem späten Zeitpunkt ein drittes Motorrad für dich finanziert?

Die letzten vier Jahre hat mir Teamchef Marc Smith-Halvorsen gesagt, dass er mich gerne haben möchte. Wenn ich nach England zurückkomme, solle ich mich bei ihm melden.

Anfang November hatten wir Kontakt, damals sprach ich noch mit Aprilia über die Superbike-WM und setzte ihnen eine Frist bis Ende November. Dann einigten wir uns innerhalb einer Stunde, nach weiteren vier Wochen war alles auf die Beine gestellt.

Ich bin sehr glücklich. Der Organisator der Meisterschaft steht hinter mir, was er die letzten Jahre mit den Fans geleistet hat, ist unglaublich. Für mich ist das Fahren in England sehr aufregend, ich habe eines der besten Teams und sicher das beste Motorrad.

Wahrscheinlich ist es zum ersten Mal in meiner Karriere so, dass ich dem Papierformat nach gewinnen muss.

Nun startet Aprilia doch in der Superbike-WM, zusammen mit Iodaracing. Ärgert dich, dass du nicht dabei bist?

Ich freue mich, dass Aprilia dabei sein wird, sie müssen. Sie haben aber schon vor langer Zeit beschlossen, dass es kein Werksteam sein wird, sie wollen nicht mehr ihr eigenes Geld ausgeben.

Ein Jahr lang fuhr ich dieses Motorrad. Wäre ich ein zweites Jahr Aprilia gefahren, und wäre das Werk dahinter gestanden, dann hätte ich gewinnen können. Als sie mir aber sagten, dass sie nicht mehr als Werksteam dabei sind und auch die Entwicklung einstellen, machten sie mir meine Entscheidung einfach, nicht mehr länger zu warten.

Sie haben sich ja auch erst jetzt geeinigt. Unmöglich, dass ich so lange auf sie gewartet hätte. Deshalb bereue ich meine Entscheidung auch nicht.

Eine Aprilia muss gewinnen. Wenn sie das nicht tut, wäre ich schlecht dagestanden.

Wirst du dieses Jahr Britischer Meister?

Das ist mein Plan, deshalb kehre ich nach England zurück. Aber die Meisterschaft ist stark. Wenn du Shane Byrne in der Weltmeisterschaft auf das Bike von Sykes setzen würdest, wäre er in den Top-3. John Hopkins sitzt auf einer Werks-Yamaha. BMW engagiert sich in England auch viel, die Rundenzeiten sind sehr flott.

Ich erwarte deshalb nicht, dass ich jedes Rennen gewinnen werde.

Möchtest du in die Superbike-WM zurückkehren?

Ich fahre nur BSB, weil ich dort auf einem konkurrenzfähigen Motorrad sitze, mit dem ich gewinnen kann. An meinem Ziel Weltmeister zu werden, hat sich aber nichts geändert. Britischer Meister zu werden, ein paar Wildcards in der WM und das Suzuka 8 Hour zu fahren, ist besser als für ein Satelliten-Team zu unterschreiben und WM-Sechster oder -Siebter zu werden.

Dass du WM-Läufe mit Wildcard bestreitest, steht bereits fest?

Ja und nein. Wir haben uns darauf geeinigt, nun hängt es vom Kalender ab. Ich wollte Assen und Donington fahren. Aber Assen ist am Wochenende nach dem ersten BSB-Rennen, wir werden bis dahin wahrscheinlich kein Motorrad in WM-Konfiguration haben.

Donington ist möglich, das Team ist aber auf der Insel Man mit Peter Hickman dabei, alle sind dort.

Ich möchte Wildcard-Einsätze fahren, aber nur, wenn ich konkurrenzfähig bin. Wenn ich dann auf einem Motorrad ohne elektronische Helfer sitze, ist das wohl nicht so. Vielleicht können wir uns eine Elektronik für ein Rennen ausleihen.

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