Ferrari: 53 Jahre warten, länger als in der Formel 1

Von Gerhard Kuntschik
Der Ferrari 312 PB 1972 in Spa

Der Ferrari 312 PB 1972 in Spa

In der Formel 1 wartet Ferrari seit 2008 (Konstrukteure) bzw. 2007 (Fahrer) auf einen WM-Gewinn. Diese Durststrecke ist vergleichsweise kurz - bei den Sportwagen ging heuer die Wartezeit nach 53 Jahren zu Ende.

Wobei die Scuderia ja lange nicht in einer Prototypen-WM vertreten war. Der Konstrukteurstitel im World Endurance Championship 2025 mit deutlichem Vorsprung auf Titelverteidiger Toyota (minus 74 Punkte) und Porsche (minus 80) sowie die Fahrermeisterschaft für Antonio Giovinazzi, James Calado und Alessandro Pier-Guidi lösten bei den Tifosi wie im Werk große Freude und Genugtuung aus. Kaum jemand aber kann sich an die Saison 1972 erinnern, in der Ferrari nach dem Abgang von Porsche wegen der neuen Dreiliterformel und ohne die übermächtigen 917er-Ungetüme fast allein auf weiter Flur war und die WM beherrschte.

Von den elf Läufen der Sportwagen-WM siegte Ferrari zehn Mal. Da nur die besten acht Resultate in die Wertung kamen und die Italiener die ersten acht Rennen gewannen, war der WM-Titel noch vor Le Mans zu Mittsommer fixiert - und genau im Höhepunkt wurde das Wunschkonzert durch den Matra-Sieg von Henri Pescarolo und Graham Hill unterbrochen.

Für die zehn Ferrari-Triumphe sorgten zum Teil jene Stars, die auch in der Formel 1 fuhren: Jacky Ickx holte im 312 PB sechs Siege, vier mit Mario Andretti (Daytona, Sebring, Brands Hatch, Watkins Glen) und je einmal mit Brian Redman (Österreichring) bzw. Clay Regazzoni (Monza). In Buenos Aires und auf dem Nürburgring gewannen Ronnie Peterson/Tim Schenken, in Spa siegte Redman mit Arturo Merzario, in der Targa Florio Merzario mit Sandro Munari.
Bemerkenswert waren die 1000 Kilometer auf dem Österreichring. Denn der Le-Mans-Sieger des Vorjahres, Helmut Marko, wurde von Ferrari kurzfristig für den nach einer Verletzung (beim Fußball!) ausgefallenen Clay Regazzoni angeworben. Dies war möglich, weil Autodelta die drei Werks-Alfa Tipo 33 zurückgezogen hatte und damit u. a. der Grazer frei war. Marko wurde am 25. Juni 1972 mit Carlos Pace Zweiter hinter Ickx/Redman mit einer Runde Rückstand.

Es war das letzte Rennen des damals 29-jährigen promovierten Juristen. Eine Woche später passierte das Unglück im französischen GP in Clermont-Ferrand, als ein Stein Markos Visier durchschlug und er in der Folge ein Auge verlor. Die Fahrerkarriere war zu Ende - just nachdem er sich mit Ferrari-Rennleiter Peter Schetty auf einen Vorvertrag für die Formel 1 geeinigt hatte. Wäre der aufstrebende Marko 1973 zu Ferrari gekommen, hätte dort Niki Lauda 1974 wohl keinen Platz gehabt. Und die Rennsportgeschichte wäre ganz anders verlaufen.

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