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Lance Stroll bei Williams: Vater bestätigt Vertrag

Von Mathias Brunner
​Noch hat sich Williams dazu nicht geäussert, nun ist Lawrence Stroll vorgeprescht: In einer kanadischen Tageszeitung bestätigt der Unternehmer, dass sein Sohn Lance Stroll 2017 für Williams fahren wird.

Formel-3-Europameister Lance Stroll wird 2017 Formel-1-Grands Prix bestreiten. Selbst wenn Williams die Beförderung des 17jährigen Kanadiers noch nicht bestätigt hat: Die GP-Karriere ist beschlossene Sache, wie Lances Vater Lawrence Stroll (58) gegenüber dem französischsprachigen Journal de Montréal bestätigt hat. «Lance wird im kommenden Jahr in der Formel 1 sein, das könnt ihr schwarz auf weiss schreiben. Seine Siege und der Titel in der Formel 3 sind tolle Erfolge, aber was mich am meisten stolz macht, das ist die Art und Weise, wie er sie erreicht hat. Lance hat sehr lange und sehr hart für diesen Titel gearbeitet, nun erreicht er sein grösstes Ziel – die Formel 1. Ich bin überzeugt, er wird auch dort seinen Weg machen. Es ist eine Herausforderung, auf die er hervorragend vorbereitet ist.»

Lance Stroll wird der erste Formel-1-Stammfahrer aus Kanada, seit Jacques Villeneuve nach dem Grossen Preis von Deutschland 2006 bei Sauber durch den Polen Robert Kubica ersetzt wurde.

Williams wartet mit der Bestätigung von Strolls Vertrag, um keine Schwierigkeiten zu bekommen. Williams wird vom Apéritiv-Hersteller Martini unterstützt, doch Stroll ist erst 17 Jahre alt. Daher gibt es bislang auch keine Fotos, die einen Williams mit Martini-Lackierung und Stroll am Lenkrad zeigen. Wenn der junge Rennfahrer Teambekleidung trägt, ist kein Martini-Logo zu entdecken. Das Team hat beschlossen, bis mindestens zum kommenden 29. Oktober zu warten, dann wird Stroll 18. Anders gesagt – der Vertrag zwischen Williams und Stroll wird am Wochenende des Mexiko-GP (30. Oktober) oder in den darauf folgenden, ersten November-Tagen verkündet.

Wer ist Lance Stroll?

Die Geschichte von Lance Stroll muss bei seinem Vater Lawrence beginnen, denn mit seinem Sohn lebt der Unternehmer aus, was ihm selber versperrt geblieben ist – eine Karriere als Profirennfahrer. Lawrence Stroll aus Montreal ist seinem eigenen Vater in die Bekleidungsindustrie gefolgt, der hatte seinem Sprössling vorgelebt, wie man Selfmade-Millionär wird – indem er einige der bekanntesten Modemarken der Welt nach Kanada brachte. 1990 ging Lawrence Stroll mit Silas Chou aus Hong-Kong ein Bündnis ein, was zur Gründung der Firma «Sportswear Holdings» führte.

Die beiden investierten ihr Geld in eine damals wenig bekannte Firma namens Tommy Hilfiger – heute eines der renommiertesten Mode-Labels der Welt. Auch Chou ist ein Schwergewichtler: Seiner Familie gehört eines der grössten Textilfabrikations-Netzwerke von ganz Asien. Stroll und Chou inhalierten den Schmuckhersteller Asprey, sie mieteten sich in New York im Trump Tower ein. Kein Zweifel: Lawrence Stroll denkt in grossen Dimensionen.

Strolls Vermögen bewegt sich im Bereich von mehr als 2 Milliarden Euro, der Börsengang der Marke Michael Kors katapultierte ihn unter die 1000 reichsten Menschen der Welt.

2014 war sogar die Rede davon, dass sich Stroll mit Geschäftspartnern an den Rechten am Formel-1-Sport beteiligen wolle. Daraus wurde letztlich nichts.

Stroll ist bekennender Rennsportfan, hat eine stattliche Sport- und Rennwagensammlung, besitzt die Rennstrecke von Mont-Tremblant bei Montreal, und was für ihn zu spät kommt, erlebt er durch seinen Sohn Lance Stroll: Der junge Stroll war jahrelang Mitglied der Ferrari-Fahrerakademie und wurde seit Karttagen von Ferrari unterstützt, dann seilte er sich überraschend zu Williams ab.

Stroll ging den klassischen Weg, begann aber relativ spät mit dem Kartsport, als Neunjähriger. Er eroberte mehrere Titel in Kanada und auch den Sieg in der prestigeträchtigen Florida Winter Tour. Als Elfjähriger wurde er von Luca Baldisserri, dem früheren Renningenieur von Michael Schumacher, in die Fahrerakademie von Ferrari geholt.

2014 wechselte Stroll in den Automobilsport – Florida Winter Series, dann italienische Formel 4. Papa Lawrence Stroll kaufte sich eigens in den Prema-Rennstall ein, um seinem Sohnemann weiter die motorsportliche Ausbildung zu garantieren.

Stroll junior bedankte sich mit dem Formel-4-Titel 2014, mit dem Toyota Racing Series-Titel 2015 (einer Winterserie in Neuseeland), 2015 trat er in der Formel-3-EM an. Der Junge zeigte weiter sein Talent, kann aber auch ungestüm sein – in Belgien löste er eine Highspeed-Massenkarambolage aus und wurde dafür von den Rennkommissaren für ein Rennen gesperrt.

Dann kam die Nachricht eines verblüffenden Transfers: Stroll zog als Entwicklungsfahrer zu Williams. Offenbar war Papa Lawrence Stroll zu unsicher, ob sein Sohn bei Ferrari je den Sprung ins Formel-1-Cockpit schaffen würde. Der Unternehmer sieht Williams als Abkürzung. Es geht noch weiter: Luca Baldisserri glaubt so fest an das Ausnahmetalent Stroll, dass er bei Ferrari kündigte und sich seither um die Karriere des jungen Québecois kümmert.

Wieso lässt ein junger Fahrer Ferrari sausen? Lance Stroll: «Wir hatten verschiedene Gründe für diese Entscheidung. Zunächst einmal hat Williams eine lange Tradition bei der Arbeit mit jungen Piloten. Sie haben vielen Rookies eine GP-Chance ermöglicht. Das war uns wichtig, denn bei Ferrari erkannten wir einen anderen Ansatz. Sie möchten lieber erfahrene Piloten im Kampf um den WM-Titel.»

«Williams entsprach einfach eher dem, was wir suchten, und wir wurden mit offenen Armen empfangen. Das Programm als Entwicklungsfahrer besteht in vielen Stunden im Simulator, im Lernen an den Rennstrecken als Teil des Rennstalls, und hoffentlich komme ich auch mit dem aktuellen Auto zum Fahren. Das ist für mich praxisnaher als die Arbeit bei Ferrari eher eine Art Trainingslager – viel Arbeit im Kraftraum, mentale Vorbereitung, aber weniger Formel-1-bezogen.»

Mit dem Gewinn des Formel-3-EM-Titels 2016 glaubt Stroll, für die Formel 1 bereit zu sein. Sein Vater hat zudem 20 Testtage auf verschiedenen Rennstrecken mit einem Vorjahresrennwagen finanziert.

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