Die MotoGP kommt zurück nach Ungarn

Ross Brawn: Gegner von Mercedes vielleicht naiv

Von Mathias Brunner
​Der Engländer Ross Brawn kümmert sich für Liberty Media (F1-Grossaktionäre) um die Entwicklung des Sports. Den Streit um die Aufhängungen macht ihm Sorgen. Und er spricht über Mercedes.

Die Formel 1 schiesst sich schon wieder selber in den Fuss. Wir sollten von diesen tollen neuen Rennwagen schwärmen dürfen, aber die 2017er Autos stehen nicht so recht im Schaufenster. Stattdessen verstecken die Teams sie hinter doofem Sichtschutz oder gleich in der verschlossenen Box.

Es kommt noch schlimmer: Hinter den Kulissen geht ein Streit um die Aufhängungen weiter.

Nachdem die FIA eine neue Direktive herausgegeben hat, sind die Technikexperten des Autoverbands hier in Barcelona ausgerückt. Sie schauen sich die 2017er Rennwagen genau an. Sie suchen dabei nach Aufhängungssytemen, welche die Aerodynamik auf den Geraden oder bei der Kurvenfahrt unerlaubt optimieren.

Die FIA befürchtet für das Australien-GP-Wochenende ein Protestchaos. Das würde den ersten Auftritt der schönen, neuen, schnellen Formel 1 gründlich vergällen. Also werden schwarze Schafe schon jetzt aussortiert. Die Teams sollen die Gelegenheit erhalten, die Autos bis Melbourne umbauen zu können.

Für Ross Brawn ist der Streit um die Aufhängung bedenklich – das perfekte Beispiel dafür, wie es nicht sein sollte in der Formel 1. Der eulenhafte Brite kümmert sich für Liberty Media, die Grossaktionäre der Formel 1, um die Entwicklung des GP-Sports. Bei unseren Kollegen von Sky sagt Ross: «Wie haben jetzt diese Kontroverse um die Aufhängungen. Keiner von den Fans versteht das, keiner kennt sich bei den ganzen technischen Details aus. Und in der Formel 1 sind Millionen und Millionen dafür ausgegeben worden. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob hier die Kosten/Nutzen-Rechnung aufgeht.»

«Natürlich will auch ich, dass die Formel 1 High-Tech bleibt und die technische Speerspitze des Motorsports darstellt. Vielleicht sind die Vorkommnisse um die Aufhängungen das perfekte Beispiel, wo wir einzugreifen versuchen. Hier wollen wir zusammen mit der FIA und den Rennställen einen guten Mittelweg finden.»

Aber genau hier liegt ein Teil des Problems: Systeme vereinfachen und gleichzeitig den Teams eine lange Leine lassen, das widerspricht sich. Systeme vereinfachen und gleichzeitig High-Tech-Bühne zu bleiben, das ist ein schwieriger Spagat. Aus diesem Grund haben Techniker wie Andy Green von Force India angeregt: Erlaubt doch gleich wieder aktive Aufhängungen – wie wir sie früher schon mal in der Formel 1 hatten.

Ross Brawn gibt zu: «Perfekt wird es nie, weil die Formel 1 ein Öltanker ist. Die Lenkbewegungen sind alle ein wenig träge, und du hoffst, dass der ganze Kübel sich letztlich in die richtige Richtung bewegt.»

Glaubt Ross Brawn, dass sich in der neuen Formel das Kräfteverhältnis ändern wird? «Wir geben uns mit solchen Änderungen im Reglement immer eine Blösse. Klar drücken auch wir die Daumen, dass die Rechnung der neuen Formel 1 aufgeht und wir ein ausgeglicheneres Feld haben werden. Aber ich glaube, der Schritt in diese neue Formel 1 ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie von Anfang an nicht nach den richtigen Prinzipien vorgegangen worden ist. Wenn die Vorgabe auch darin bestand, die Dominanz von Mercedes zu brechen, dann lässt sich leicht argumentieren, dass nun genau das Gegenteil passiert. Denn ein Top-Team mit reichen Ressourcen wird sich mit Feuereifer auf ein neues Reglement stürzen. Es war naiv anzunehmen, der Wechsel würde Mercedes destabilisieren. Wenn überhaupt, dann hat die Veränderung sie noch stärker gemacht.»

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