Formel 1: FIA-Urteil nach Crash in Baku

Rätsel Racing-Raritäten: Rot vor Scham für Blamage

Von Mathias Brunner
​​Das neue Rätsel «Racing-Raritäten» zeigt den eher peinlichen Einsatz eines einst glorreichen Rennstalls in unvergleichlicher Arena. Wer ist der Fahrer? Wo und wann ist das Bild gemacht worden?

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Beim letzten Mal hatten wir als Tipp mit auf den Weg gegeben: «Ein namhafter Autohersteller würde den Einsatz dieses Autos gerne vergessen, weil damit ein gewisser Gesichtsverlust verbunden war. Der Rennwagen war mehr weiss als heiss – nur ein Team war in jener Saison noch schlechter unterwegs. Und was auf dem Auto draufsteht, muss nichts damit zu tun haben, was im Fahrzeug drin steckt.»

Fangen wir von hinten an: Auf dem Auto steht Australian, aber mit Australien hat das nichts die Bohne zu tun. Australian war vielmehr ein italienischer Bekleidungshersteller, Sponsor des Piloten Mauro Baldi, hier in Zolder zu sehen. «Mehr weiss als heiss» war ein Hinweis darauf, dass der Spirit-Rennstall 1984 das Feld vor sich herjagte. Im WM-Schlussklassement war nur RAM noch weiter hinten platziert, Tyrrell wurde ganz aus der Wertung genommen. Spirit belegte letztlich Rang 14 im Konstrukteurs-Pokal.

Der Gesichtsverlust schliesslich bezog sich darauf, dass Spirit nur dank Honda in die Formel 1 einstieg. 1983 war das kleine englische Team ein rollendes Labor für den Wiedereinstieg der Japaner in die Formel 1. Als sich Honda mit Williams verbündete, hofften die Spirit-Besitzer Gordon Coppuck und John Wickham, als B-Team weiterhin Honda-Motoren zu erhalten, wurden aber eiskalt fallengelassen.

Spirit wurstelte mit Turbomotoren von Brian Hart weiter. Im Winter vor der Saison 1984 testete sensationell Emerson Fittipaldi für Spirit. Der Brasilianer fand (zu Recht), dass Spirit auf keinen grünen Zweig kommen würde. Der Italiener Fulvio Ballabio brachte Geld von Disney-Italien mit (der Wagen war mit Micky-Maus-Klebern zu sehen), aber die FIA wollte dem Italiener keine Superlizenz ausstellen. 

Letztlich fand Mauro Baldi genug Geld, um den Spirit zu fahren. Baldi erreichte in Kyalami, Imola und auf dem Nürburgring jeweils den achten Rang. Doch damals gab es nur für die ersten Sechs WM-Punkte, so dass er leer ausging.

Spirit kämpfte bis in die Saison 1985 ums nackte Überleben, dann entschloss sich John Wickham dazu, seinen Reifenvertrag an Toleman zu verkaufen und den Formel-1-Laden dichtzumachen.

Mauro Baldi begann seine Karriere im Rallye-Sport und machte sich 1975 im italienischen Renault-5-Cup einen Namen. Bis 1980 hatte er sich in die Formel 3 hochgearbeitet und zum Spitzenfahrer entwickelt. Er gewann das begehrteste aller Formel-3-Rennen in Monaco und 1981 auch die Formel-3-EM. Ein Jahr später sass er dank seiner Geldgeber in einem Formel-1-Arrows, mit zwei sechsten Rängen in Zandvoort und auf dem Österreichring als Highlight. 1983 holte ihn Alfa Romeo ins Werksteam. Dieses Mal konnte Baldi in den Niederlanden sogar Fünfter werden. Als jedoch für 1984 bei Alfa der Benetton-Konzern aus Hauptsponsor an Bord kam, war für Baldi kein Platz mehr – daher der Wechsel zu Spirit.

Nach der Formel 1 wurde Baldi ein erfolgreicher Sportwagen-WM-Pilot. Er fuhr 1984 und 1985 für das Lancia-Werksteam, ab 1988 sass er in einem Sauber-Mercedes und wurde damit 1990 FIA-Sportwagenweltmeister, zusammen mit Jean-Louis Schlesser. 1991 und 1992 heuerte er bei Peugeot an. 1994 gewann er das 24-Stunden-Rennen von Le Mans (in einem Dauer-Porsche 962), zusammen mit Yannick Dalmas und Hurley Haywood. Er gewann auch die Langstreckenklassiker von Daytona und Sebring, 1998 an der Seite von Arie Luyendyk und Didier Theys. 

Zum neuen Rätsel: Nur Liebhaber üppiger Formen konnten sich an diesem Rennwagen erfreuen, und wenn wir wissen, dass es in der Formel 1 auf jedes Gramm ankommt, war das Ergebnis programmiert – dieses Team konnte mit diesem Pummelchen keinen einzigen WM-Punkt an Land ziehen. Gemessen an früheren Erfolgen der glorreichen Marke war das eine gnadenlose Ohrfeige.

Am Einsatz des Piloten lag es nicht: Der gesuchte Fahrer war für herzhaften Umgang mit dem Lenkrad bekannt.

Wer ist es?

Wann und wo ist das Bild entstanden?

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

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