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Fernando Alonso (McLaren): Red Bull ist der Massstab

Von Mathias Brunner
Fernando Alonso

Fernando Alonso

​Kein Rennfahrer ist 2017 vielfältiger engagiert als McLaren-Star Fernando Alonso: Karting, eSports, Formel 1, IndyCars, Langstreckensport. Und der Hunger des Spaniers ist noch lange nicht gestillt.

Wenn wir auf die McLaren-Honda-Jahre von Fernando Alonso zurückblicken, dann muss das Fazit lauten: Grosse Erwartung, riesige Enttäuschung. Über die Jahre 2015, 2016 und 2017 meint der Spanier: «Die jüngste Saison ist die wertvollste – wegen Indianapolis. Seit der Ankündigung im April, dass wir beim Indy 500 antreten, war das eine Riesenkiste. Unglaublich, was dann im Mai in Amerika passiert ist. Diese zwei Wochen in Indianapolis waren für mich das Highlight des Jahres. Wir waren bald konkurrenzfähig, schnell genug, um in der Qualifikation vorne mitzumischen, wir haben das Rennen angeführt. Die ganze Atmosphäre war neu und aufregend. Daher werde ich die Saison 2017 immer in guter Erinnerung behalten. Ich spürte auch auf und abseits der Rennstrecken einen ganz neuen Respekt. Ich hatte den Eindruck, dass die Fans mich 2017 eher wahrgenommen haben als in den beiden Jahren davor. Und das lag vor allem an Indianapolis.»

Fernando Alonso ist unersättlich: Im Januar nimmt er am Langstreckenklassiker von Daytona teil. Der Asturier lacht: «Es ändert sich nicht viel, ich wäre ohnehin am Fahren gewesen – nun halt im Langstreckenauto statt im Kart. Der einzige Unterschied: Ich fahre in den USA in aller Öffentlichkeit.»

«Ich habe 2017 ganz verschiedene Renngefährte ausprobiert. Jedes einzelne davon erfordert einen ganz bestimmten Fahrstil. Alle haben Spass gemacht. Ich fand es erfrischend, von den jeweiligen Spezialisten dieser Serien mehr über die Fahrtechnik zu lernen. Das ist alles eine gewaltige Herausforderung, und dafür lebe ich als Racer.»

«Ein Aspekt zum Beispiel: In der Formel 1 gibt es keine Traktionskontrolle mehr, in den Langstreckenautos aber sehr wohl. Das ist für den Fahrer eine grosse Veränderung. Dafür musst du mit anderen Einschränkungen leben, etwa mit dem Spritverbrauch, die bei uns nicht ganz so gravierend sind. Ich bin dankbar, dass ich die ganzen verschiedenen Autos testen darf. Das macht mich als Fahrer kompletter.»

«Ich glaube, ich bin ein besserer Fahrer als zu meiner Zeit als Weltmeister 2005 und 2006. Du hast ein tieferes Fachwissen, du weisst genau, wie du dich vorbereiten musst, du kennst dich selber besser. Wir haben heute ganz andere analytische Mittel als damals. Auch das trägt dazu bei, dass du mit einem reicheren Wissen antrittst.»

Noch steht nicht fest, ob der 32fache GP-Sieger im kommenden Juni für Toyota beim grössten aller Langstreckenrennen am Start stehen wird. Fernando: «Ich werde in Le Mans fahren. Ich weiss einfach noch nicht, wann.»

Alonso ist mit dem guten McLaren-Chassis und schwachem Honda-Motor 2017 einige Male über sich hinausgewachsen. Welches Rennen war für den Weltmeister von 2005 und 2006 das Beste? «Ich glaube, das letzte Rennen in Brasilien. Weil ich für diese Punkte sehr hart kämpfen musste. Aber eigentlich möchte ich mein bestes Rennen hier in Abu Dhabi fahren – zum Abschied von Honda.»

«Natürlich bedaure ich, dass die Ehe zwischen McLaren und Honda nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht hat. Ayrton Senna und Alain Prost in ihren McLaren-Honda – das war für mich mit eine Inspiration, überhaupt im Motorsport anzutreten. Ich sass wie gebannt vor dem Fernseher, ich war ein Knirps. Ich bin traurig, dass wir dieses Niveau nie erreicht haben. Aber ich fühle auch Erleichterung, dass wir zusammen mit Renault hoffentlich zu erfolgreicheren Zeiten aufbrechen.»

«Eine Erfolgsgarantie gibt es in der Formel 1 nicht. Auch Mercedes-Benz kann sich nicht sicher sein, 2018 das beste Auto im Feld zu haben. Vorhersagen sind im GP-Sport immer schwierig. Red Bull Racing hat es mit dem Renault-Motor geschafft, viele Podestplätze einzufahren und Rennen zu gewinnen. Red Bull ist für 2018 unser Massstab.»

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