Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Grid Girl-Aus von Liberty Media: Monaco pfeift drauf!

Von Mathias Brunner
​Die neue, familientaugliche Formel 1 sieht so aus: Anstelle adrett bekleideter Grid-Girls, 2018 aus der Startaufstellung verbannt, haben wir Grid-Kids, also Kinder. Aber Monaco pfeift auf das Verbot!

In Zeiten politischer Korrektheit befand die neue Formel-1-Führung in all ihrer US-amerikanischen Weisheit: Die Ära der Grid-Girls ist abgelaufen. Die Nummerntafeln oder Landesflaggen haltenden Mädchen sind ausrangiert.

Die neue Formel-1-Führung hat Anfang Februar 2018 die Grid-Girls aus den Startaufstellungen verbannt. Die Erklärung von Sean Bratches, des Geschäftsleiters der Formel 1: «Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir einige Bereiche entdeckt, die ein wenig aufgefrischt gehören. Sie sollen mehr in Einklang mit unserer Vision für den Sport sein. Während uns bewusst ist, dass Grid-Girls seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Formel 1 gewesen sind, so harmoniert diese Gewohnheit nicht mit unseren Markenwerten. Und sie steht auch in direktem Widerspruch zu modernen, sozialen Normen. Wir finden, Grid-Girls sind der neuen Formel 1 und ihren Fans nicht angemessen und auch nicht bedeutungsvoll.»

Die österreichische Rennlegende Niki Lauda (68) kann die neue Formel-1-Führung nicht verstehen. Der dreifache Weltmeister über das Verbot der Grid-Girls: «Haben die einen Vogel? Wo führt das noch hin?»

Der Aufsichtsrats-Chef des Mercedes-Rennstalls sagte in der Tageszeitung Standard: «Die Frauen emanzipieren sich, sie tun das sehr gut, und Vieles entwickelt sich in die richtige Richtung. Aber ab sofort auf Grid-Girls zu verzichten, das ist eine Entscheidung gegen die Frauen. Ich finde es sehr schade, dass mit dieser Tradition gebrochen wird. Damit tut man der Formel 1 und vor allem auch den Frauen keinen Gefallen.»

Befürworter des Verbots führen ins Feld, Frauen sollten nicht als schmückendes Beiwerk verstanden werden, sondern besser Führungsrollen in den Teams erhalten. Niki Lauda dazu: «Das ist eine unzulässige Vermengung. Das eine schliesst doch das andere nicht aus. Ich will Frauen nicht reduzieren, sondern bestärken. Das Verbot kann auch so ausgelegt werden, dass wieder einmal Männer über die Köpfe der Frauen hinweg entscheiden. Wenn man hier konsequenz weitermacht, dann dürfte es in Amerika auch kein Cheerleading mehr geben.»

Nun meldet sich Michel Boeri zu Wort, langjähriger Chef des monegassischen Automobilklubs ACM und damit auch «Mr. Grand Prix» im Fürstentum. Er stellt klar: Monaco ohne weiblichen Charme, das kommt überhaupt nicht in die Tüte!

Boeri in Nice-Matin auf die Frage, ob wir in Monte Carlo auf hübsche Hostessen verzichten müssen: «Überhaupt nicht. Unsere amerikanischen Freunde haben entschieden – eine Frau, die eine Nummerntafel hält, das ist dem weiblichen Image abträglich. Nun, unsere Hostessen kommen aus Schulen für Mannequins und Kommunikation. Ihr Auftritt am GP-Wochenende ist Teil der Ausbildung, sie werden gleichzeitig dafür bezahlt. Wir verlangen makelloses Auftreten. Sie sind elegant und dem Ansehen von Monaco zuträglich. Die Mädchen werden also sehr wohl da sein, ohne Nummerntafel, aber als Repräsentantin des Rennens. Sie sind bildschön und gehören zur Formel-1-Landschaft. Was würden wir uns anmassen, dreissig junge Frauen daran zu hindern, ihre Ausbildung zu komplettieren und Geld zu verdienen?»

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