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Daniel Ricciardo: Sebastian Vettel als Psycho-Turbo

Von Mathias Brunner
Daniel Ricciardo im Training zum Grossen Preis von Australien

Daniel Ricciardo im Training zum Grossen Preis von Australien

​Für die englischen Buchmacher steht fest: Lewis Hamilton, Sebastian Vettel oder Max Verstappen wird Formel-1-Weltmeister 2018. Aber was ist eigentlich mit dem Red Bull Racing-Piloten Daniel Ricciardo?

Die britischen Buchmacher sind vom Australien-GP so irritiert wie der Fels von Gibraltar von einem lauen Sommerlüftchen: Für die Wettprofis steht fest – Lewis Hamilton (Mercedes), Sebastian Vettel (Ferrari) oder Max Verstappen (Red Bull Racing), einer von ihnen wird Formel-1-Champion 2018. Aber vergessen die Buchmacher hier nicht jemanden? Und sollte uns das wundern bei Menschen, die uns grundlegend verwirren, da sie keine Bücher machen, sondern Wetten anbieten?

Wenn ich mich im Fahrerlager umhöre, wird Daniel Ricciardo eher unterschätzt. Viele Menschen scheinen zu ignorieren, dass der 28jährige Australier dem Jahrzehnte-Talent Verstappen die Stirn bietet. Andere geben zu bedenken, Red Bull Racing setze ganz auf Verstappen, wo doch der Niederländer eine Vertragsverlängerung unterzeichnet habe und Ricciardo für 2019 noch mit leeren Händen dastehe.

Daniel Ricciardo bleibt gelassen. «Ich will mit meinem nächsten Formel-1-Vertrag das Richtige tun, also lasse ich mich nicht drängen.» Der fünffache GP-Sieger glaubt fest an sich. Das darf er auch. Denn ausgerechnet der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ist sein Psycho-Turbo.

Im einzigen gemeinsamen Jahr 2014 hat Ricciardo den Deutschen geschlagen. Gewiss, Vettel war mit dem Kopf nicht bei der Sache, die neue Turbo-Generation liess ihn zunächst kalt, nach vier Titeln in Serie mit Red Bull Racing war er vielleicht nicht mehr voll bei der Sache, der Kopf schon abgereist nach Maranello.

Dennoch: Einen Vettel zu schlagen, das haben nicht besonders viele Fahrer geschafft. Ricciardo hält daher bei meiner Kollegen Natalie Pinkham in ihrem Podcast fest: «Ich glaube wirklich daran, dass ich Weltmeister werden kann. Ich mag zwar das Wort Erwartung nicht besonders, aber ich kann es nicht anders formulieren – ich erwarte von mir selber, dass ich Champion werden kann. Wenn ich weiss, wozu ich fähig bin, wenn ich mir anschaue, welches Wissen ich mir in den vergangenen Jahren alles angeeignet habe, dann kann ich dieses Ziel erreichen. Aber in diesem Sport brauchst du dazu auch das richtige Werkzeug. Ich hoffe, das werde ich 2018 erhalten.»

Ricciardo hatte 2017 gegen Verstappen die Nase vorn: WM-Rang 5, nur knapp hinter Kimi Räikkönen, Verstappen wurde – von der Technik immer wieder im Stich gelassen – WM-Sechster.

In den Abschlusstrainings jedoch war Max der bessere Mann, wie Ricciardo neidlos gesteht. «Max ist sehr gut gefahren. Ich hingegen bin einige Male unter meinen Möglichkeiten geblieben. Mit meinen Leistungen in den Abschlusstrainings war ich insgesamt nicht zufrieden.»

«Vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass gewisse Abstimmungsvarianten nicht mehr passten, die ich von der Saison 2016 gewohnt war. Ich bin sehr feinfühlig, was das Set-up angeht. Ich sage im Team auch offen, was ich vom Rennwagen spüren will. Aber möglicherweise bin ich zu sensibel, statt einfach zu sagen – so ist der Wagen nun mal, und nun: auf geht’s! Denkbar, dass ich mein Auto überanalysiert habe. Gleichwohl habe ich dabei 2017 sehr viel gelernt, und das wird mir 2018 helfen.»

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