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Kein Ruhe bei Sauber: Technikchef Jörg Zander weg

Von Mathias Brunner
​Alfa Romeo Sauber hat die Trennung von Jörg Zander bestätigt. Der 54jährige Ratinger ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr leitender Techniker im Schweizer Traditionsrennstall. Die Gründe liegen im Dunkeln.

Mit einer dürren Mitteilung hat das Alfa Romeo Sauber-Team bestätigt: Jörg Zander, der technische Direktor des Hinwiler Rennstalls, ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr für das Team tätig. Sauber-Teamchef Frédéric Vasseur stellt derzeit seine Mannschaft neu auf. Bis dahin leiten die verschiedenen Abteilungsleiter die Arbeit an der Entwicklung des aktuellen Modells C37 sowie am Fahrzeug für die Saison 2019 (C38).

Über die Gründe schweigt sich Sauber aus. Jörg Zander gilt in der Branche als kühner Querdenker, wie alle kreativen Köpfe im Umgang vielleicht nicht der Pflegeleichteste. Vor gut einem Jahr war von einem Machtkampf bei Sauber die Rede zwischen der damaligen Teamchefin Monisha Kaltenborn und der Riege der Techniker um Jörg Zander. Das Ergebnis ist bekannt: Frau Kaltenborn musste gehen.

In den letzten Wochen wurde immer wieder davon gemunkelt, dass die Vorstellungen von Zander über die Zukunft von Sauber nicht deckungsgleich seien mit der Vision von Fred Vasseur.

Jörg Zander hatte bei Sauber jene Rolle übernommen, die seit dem Weggang von Mark Smith vor dem Saisonbeginn 2016 frei geblieben war, jene des Technischen Direktors. Für den Ratinger war die neue Aufgabe beim Rennstall aus Hinwil (Zürcher Oberland) eine Rückkehr – bereits 2006 und 2007 war er dort tätig, als Chefdesigner.

Der gelernte Maschinenbauingenieur hatte seine Rennkarriere bei Toyota begonnen, 2003 zog es ihn von Köln nach Brackley – zu British American Racing. 2005 wechselte Zander zu Williams, wo er Chefdesigner Gavin Fisher ersetzte. Ein Jahr später wurde er von Sauber engagiert, 2007 kehrte er nach Brackley zurück, inzwischen war aus dem Team der offizielle Formel-1-Rennstall von Honda geworden. Er blieb auch im Team, als daraus BrawnGP wurde.

Noch im Laufe der Saison 2009 verliess Zander den Rennstall (2010 wurde daraus das Mercedes-Werksteam) und gründete eine eigene Firma, JZ Engineering. 2015 folgte er dem Ruf von Audi und wurde dort Technikchef der Sportabteilung. Mit dem Ausstieg von Audi aus dem Langstreckensport suchte er nach einer neuen Herausforderung. Die hiess Sauber.

Zander freute sich damals: «Die technischen Voraussetzungen bei Sauber sind optimal, wir sind hier entwicklungs- und produktionsseitig autark aufgestellt. Das ermöglicht kurze Entwicklungs-Zyklen und hohe Flexibilität. Der Sauber-Windkanal gehört zu den besten Aerodynamik-Entwicklungsstätten im professionellen Motorsport. Die Modell-Bauteile für die Windkanal-Tests werden in unserem eigenen Rapid-Prototyping mittels SLS- und SLA-Systemen schnell realisiert. Dies ermöglicht eine effiziente Aerodynamik-Entwicklung. Im Bereich Chassis können wir sämtliche Carbon-Composite-Strukturen selber herstellen. Hier ist in den letzten Jahren sehr viel passiert.»

Seine eigene Rolle umreisst Zander so: «Meine Aufgaben werden zu Beginn die Definition und Optimierung der Technik-Organisationsstruktur sein. Wir haben hier ganz hervorragende Ingenieure und Techniker. Nun müssen wir schauen, dass wir die Kompetenzen und Ressourcen gemäss den Anforderungen sinnvoll arrangieren. Wichtig ist dabei, dass wir unsere Kommunikations- und Entscheidungsprozesse optimieren, um noch effizienter arbeiten zu können.»

«Des Weiteren liegt mein Aufgabenschwerpunkt in der Technik, vornehmlich in der Führung und Richtungsvorgabe für die Konstruktions- und Entwicklungsabteilungen. Das Konzept unseres Rennfahrzeugs wird im Wesentlichen durch die Elemente Fahrdynamik, Aerodynamik und Fahrzeug-Konstruktion definiert. Im Teamwork erarbeiten wir hier – auf Fakten basierend – die Richtung. Neben den empirischen Ermittlungen im Windkanal werden heutzutage die Fahrzeug- Funktionalitäten und -Fahrdynamik mithilfe von Simulationen analysiert und vorbestimmt. Ich möchte sicherstellen, dass wir diese Analyseprozesse zur Definition des Fahrzeug-Konzeptes miteinander vernetzen und somit auf effiziente Weise Ergebnisse produzieren, die die Grundlage des Fahrzeug-Konzeptentscheids sind. Darüber hinaus möchte ich dazu beitragen, dass unsere Mannschaft noch enger zusammenwächst und den Austausch und das Verständnis füreinander fördern. Formel 1 ist ein Teamsport!»

Das ist richtig. Aber die Formel 1 braucht auch Führungspersönlichkeiten. Und es liegt in der Natur des Menschen, dass dabei Egos aufeinanderprallen.

Sauber kommt nicht zur Ruhe. Das ist schade, weil finanzielle Stabilität eingekehrt ist und es endlich auch sportlich vorwärtsgeht – wie mit dem tollen sechsten Platz von Charles Leclerc in Baku.

Vielleicht ist Zander zum Verhängnis geworden, dass er sich nicht davor scheut, den Finger dorthin zu halten, wo es weh tut. Er hatte unmissverständlich klargemacht, dass es einigen Abteilungen an Kompetenz und Ressourcen mangle. Nicht jeder Teamchef hört so etwas gerne.

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