Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Monaco: Von der Kirche zum Schwimmbad im Tempo 280

Von Mathias Brunner
​Zum Mythos Grand Prix von Monaco gehören auch die Kurvenbezeichnungen. Wir wollten wissen: Was steckt hinter den ganzen Kurvennamen des Traditionskurses am Mittelmeer?

Bei vielen neuen Rennstrecken verfällt die Formel 1 in Einfallslosigkeit: Glamouröse Rennstrecken wie der Yas Marina Circuit in Abu Dhabi sind lediglich durchnummeriert – eingängige Kurvennamen, Fehlanzeige! Zum Glück haben wir noch Kurse wie den Circuit de Monaco in Monte Carlo.

Wenn Sie in den nächsten Tagen die Berichterstattung aus dem Fürstentum verfolgen, werden Sie viele Kurvenbezeichnungen zu hören bekommen. Wir wollten mal wissen: Worauf gehen diese Namen eigentlich zurück? Also begleiten Sie uns auf einer Runde, angefangen mit der Rechtskurve Sainte Dévote nach Start und Ziel.

Sainte Dévote
Die kleine Kirche in der ersten Kurve nach Start und Ziel und damit auch die Kurve sind nach der Schutzheiligen von Monaco benannt, einer Märtyrin aus dem vierten Jahrhundert.

Beau Rivage
Die Steigung zum Casino hoch erhielt ihren Namen aufgrund der Aussicht – übersetzt bedeutet es «schönes Ufer».

Massenet
Für die lange Linkskurve war Jules Massenet Namensgeber: Der Komponist hatte sich auf Opern spezialisiert. Hier steht auch das Opernhaus von Monaco, davor übrigens eine Büste des Franzosen.

Casino
Das vielleicht berühmteste Spielkasino der Welt, oft auch als Filmkulisse benützt, gibt der Passage den Namen. Wussten Sie übrigens, dass es gemäss Gesetz den Monegassen selber verboten ist zu spielen?

Mirabeau
Eigentlich benannt nach dem Hotel gleichen Namens. Der Name ist eine Ableitung von «schöne Aussicht».

Grand Hotel
Eine Skurrilität der Strecke, denn alle sagen dieser Kurve – der langsamsten überhaupt in der Formel 1 – nicht etwa so, wie das heutige Hotel heisst, sondern so, wie das frühere Hotel hiess, das dort stand: Loews. Bevor das Loews gebaut wurde, stand hier der alte Bahnhof von Monaco, also hiess die Kurve einst Bahnhofskurve.

Portier
Le Portier heisst eigentlich das Quartier bei der Rechtskurve, die dann auf die Gerade zum Tunnel hinführt. Der Name selber geht nicht etwa auf einen Hotelportier zurück, sondern auf eine Verbindung römisch-katholischer Studenten.

Tunnel
Erklärt sich von selber. Akustisch jahrelang die eindrucksvollste Passage der Strecke. Ich gehe jedes Jahr im Training entlang der Strecke, aber früher hat es mich dort wirklich umgehauen: Schon bevor die früheren Saugmotorrenner mit 20.000/min herankreischten, begannen die Leitschienen zu vibrieren. Das Vorbeifahren war selbst mit Ohrschutz kaum zu ertragen. Vom atemraubenden Speed ganz zu schweigen.

Nouvelle Chicane
Früher hiess die Kurve Hafenschikane – weil die Kurve eben nahe am Hafen liegt. Die Geschichte, wonach diese Passage immer besonders glitschig sei, weil die Fischer über Mittag ihre Netze über die Piste schleifen, war schon in den 60er Jahren eine nette Erfindung. Jeder Fischer weiss: Der Fang wird am Morgen eingebracht.

Tabac
Erinnert an einen kleinen Tabakladen, der früher hier stand.

Piscine
Die ganze Passage rund um den Pool heisst Schwimmbad. Genaugenommen jedoch ist die 200 Sachen schnelle Kurve eingangs nach dem monegassischen Rennfahrer Louis Chiron bekannt. Hier steht auch eine Büste des Monaco-GP-Siegers von 1931.

La Rascasse
Benannt nach dem Restaurant, das hier gebaut wurde.

Anthony Nogues
Dieser Mann hatte die geniale Idee, ab 1929 in Monaco ein Autorennen zu veranstalten, um mehr Touristen ins Fürstentum zu locken. Hat prima funktioniert.

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