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Verkehrschaos in Le Castellet: Aus Schaden dümmer

Von Mathias Brunner
Unweit des Circuit Paul Ricard

Unweit des Circuit Paul Ricard

​Nach 28 Jahren Pause sind wir auf den Circuit Paul Ricard zurückgekehrt. Was sich seit 1990 nicht verändert hat: das Verkehrschaos. 2019 soll alles besser werden. Wir glauben’s, wenn wir es erleben.

Die Organisatoren des Großen Preises von Frankreich haben tüchtig Prügel eingesteckt, denn besonders an den ersten Tagen war der Verkehr im Grossraum um den Circuit Paul Ricard ein einziger Infarkt. Wut und Häme auf den sozialen Plattformen waren riesig.

Einige Fans brauchten für die 40 Kilometer von Marseille zum Circuit Paul Ricard fünf Stunden. Einige kehrten entmutigt wieder um und sahen gar nichts. Das Chaos war riesig, und der Unmut wurde nicht geringer, als Formel-1-CEO Chase Carey dazu vor laufender Kamera einen launigen Spruch machte, ach wie beliebt die Formel 1 doch sei. Am Sonntagmorgen stand Herr Carey hinter mir im Stau. Da lächelte der US-Amerikaner nicht mehr.

Fakt ist: Ich war schon in den 1980er Jahren auf dem Circuit Paul Ricard, Verkehrsprobleme gehören zu diesem Rennen wie ein abendlicher Ausflug nach Bandol am Meer. Die Franzosen scheinen aus Schaden dümmer zu werden, denn am Donnerstag und Freitag regierte das Prinzip Verwirrung. Was nützen Hunderte von Polizisten, wenn sie nichts oder das Falsche tun? Die Ordnungshüter waren schlecht informiert, mit jedem Besucher wurde endlos diskutiert. Da war ein Verkehrskollaps programmiert. Es war auch kein Geniestreich, einen Parkplatz nach dem anderen zu öffnen.

Am Samstag war die Lage ein wenig besser. Aber fünf Stunden nach dem Training erst mal noch ein Stündchen auf der Rennanlage zu verweilen, weil die Franzosen zu blöd sind, den Verkehr abfliessen zu lassen, verbesserte die Laune vieler Besucher nicht. Zahlreiche Gäste haben angekündigt, im kommenden Jahr nicht zurückzukehren.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn nimmt die Vorwürfe nicht auf die leichte Schulter. Der Brite sagt: «Uns sind physische Grenzen gesetzt. Aber wir müssen uns die Frage stellen, ob wir innerhalb dieser Grenzen alles richtiggemacht haben. Nach dem ersten Tag wurden gewisse Dinge geändert. Wir befinden uns an einem malerisch gelegenen Ort. Die liegen in der Regel nicht an einer sechsspurigen Autobahn. Ich habe jedoch grösstes Verständnis für den Ärger der Fans. Wir werden uns das sehr gründlich ansehen und entscheiden, wie wir die Verkehrssituation verbessern können. Das Letzte, was wir wollen – Fans vergraulen.»

«Es gibt einen Trend zu Strassenkursen, aber wir brauchen auch die klassischen Rennstrecken, und der Große Preis von Frankreich ist uns sehr wichtig. Sie sind unser Erbe, und das wollen wir schützen und bewahren.»

Am lautesten schimpfen übrigens Briten. Ich fand das lustig: Denn ich habe nicht vergessen, was jahrelang in Silverstone los war.

Freilich haben die Engländer dazugelernt. Ob das auch den Franzosen gelingt, werden wir 2019 erleben.

Ich glaube es dann, wenn ich es sehe.

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